Große Wissenslücken Darum scheitern die Deutschen an der Steuererklärung

Niemand füllt gerne seine Steuererklärung aus. Kein Wunder: Viele Deutsche scheitern schon an einfachen Fragen.

Die UmfrageWas wissen die Deutschen über Steuern und die Steuererklärung? Dieser Frage wollte der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) nachgehen und beauftragte das Forschungsinstitut Forsa mit einer repräsentativen Umfrage. Insgesamt 1002 Angestellte und 501 Rentner nahmen teil. Die Ergebnisse sind zum Teil erschreckend. Quelle: dpa
Zwei Typen von FragenInsgesamt mussten die Befragten neun Wissensfragen beantworten. Sieben davon bewerten die VLH-Steuerexperten als leicht, diese waren mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Gefragt wurde zum Beispiel, ob Fahrtkosten, die Kosten für eine Tagesmutter, Ausgaben für Medikamente oder die Rechnung für den Reifenwechsel absetzbar sind. Hier lag die Mehrzahl der Befragten noch richtig. Quelle: dpa
Mehr AntwortmöglichkeitenFür die beiden anderen Fragen brauchte es handfestes Faktenwissen. Hier gab es nicht nur zwei, sondern mehrere Antwortmöglichkeiten. Gefragt wurde nach der Höhe des Grundfreibetrags und dem maximalen Wert absetzbarer Werbungskosten. „Je mehr Antwortmöglichkeiten es gab, desto weniger Befragte lagen richtig“, sagt der Vorstandsvorsitzende der VLH, Jörg Strötzel. Das bestätige die Vermutung, dass viele schon bei leichten Fragen zur Einkommensteuer ins Schwimmen kommen. „Geht es dann um belastbares Faktenwissen, tun sich die meisten sehr schwer“, so Strötzel. Quelle: dpa
Welche Kosten sind absetzbar?Die Frage: „Es gibt diverse Kosten, die man steuerlich geltend machen kann. Welche der folgenden Kosten kann man von der Steuer absetzen? Tagesmutter, Putzfrau, Anzug fürs Büro, Medikamente, Reifenwechsel am Auto.“ 63 Prozent der abhängig Beschäftigten wissen, dass die Kosten für eine Tagesmutter von der Steuer abgesetzt werden können. 56 Prozent wissen dies von den Kosten für Medikamente, 48 Prozent von den Kosten für eine Putzfrau. Quelle: ZB
Das ist nicht absetzbar42 Prozent der Befragten glauben, dass auch die Kosten für Anzüge für das Büro steuerlich absetzbar sind und immerhin fünf Prozent glauben, dass auch die Kosten für einen Reifenwechsel am Auto von der Steuer abgesetzt werden können. Das stimmt jedoch nicht. Quelle: dpa
Fahrtkosten zur ArbeitÜber die Absetzbarkeit von Fahrtkosten weiß die Mehrheit (88 Prozent) der abhängig Beschäftigten Bescheid. Die jüngeren Befragten (unter 35 Jahren) wissen etwas seltener als der Durchschnitt, dass man Fahrtkosten von der Steuer absetzen kann. Quelle: dpa
Jährlicher GrundfreibetragNur 11 Prozent der abhängig Beschäftigten wissen die ungefähre Höhe des jährlichen steuerlichen Grundfreibetrags korrekt einzuschätzen (für 2014 lag er für Ledige bei 8354 Euro). 52 Prozent wissen nicht, wie hoch der steuerliche Grundfreibetrag ist oder was ein Grundfreibetrag überhaupt ist. Ein Fünftel (19 Prozent) der Befragten denkt, dass nur weniger als 3000 Euro pro Jahr steuerfrei sind. Quelle: dpa
Absetzbare WerbungskostenBis zu welcher Höhe lassen sich Werbungskosten (zum Beispiel für das Einrichten eines Arbeitszimmers) absetzen? Nur wenige abhängig Beschäftigte (elf Prozent) wissen, dass man Werbungskosten in unbegrenzter Höhe steuerlich absetzen kann. 29 Prozent glauben, dass man Werbungskosten nur bis zur Höhe von Euro 1000 von der Steuer absetzen kann. Quelle: dpa
Über 35-Jährige wissen mehrVon neun möglichen richtigen Antworten hatten die befragten Bürger der arbeitenden Bevölkerung durchschnittlich 5,2 Antworten richtig. Die über 35-Jährigen haben etwas besser abgeschnitten als die unter 35-Jährigen, Beamte und Angestellte besser als Arbeiter, Befragte mit Abitur beziehungsweise Studium besser als Befragte mit formal niedrigem oder mittlerem Abschluss über verschiedene Steuerfragen informiert. Quelle: dpa
Wer selbst ausfüllt, weiß am meistenBefragte mit einem höheren Haushaltsnettoeinkommen (über 3000 Euro) wissen etwas mehr als Befragte mit einem geringeren Einkommen. Das größte Wissen weißen diejenigen Befragten auf, die ihre Steuererklärung selbst (mit oder ohne Steuersoftware) erstellen. Quelle: AP
Rentner wissen etwas wenigerVon neun möglichen, richtigen Antworten hatten die befragten Bürger im Ruhestand durchschnittlich fünf richtig. Ostdeutsche schneiden etwas schlechter ab als Westdeutsche und weibliche etwas schlechter als männliche Ruheständler. Befragte mit einem Haushaltseinkommen von weniger als 1500 Euro, Befragte mit niedriger formaler Bildung oder Befragte, die keine Steuererklärung abgeben, schneiden schlechter ab als der Durchschnitt. Quelle: dpa
Wer macht die Steuererklärung?26 Prozent der abhängig Beschäftigten machen ihre Steuererklärung selbst, 18 Prozent nutzen eine Steuersoftware, bei zehn Prozent macht der Partner die Erklärung und 40 Prozent lassen ihre Steuererklärung von einem Steuerberater erstellen. Quelle: APN
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