„Verstehen zahlt sich aus“, so der Slogan der WirtschaftsWoche. Ein praktisches Beispiel dafür lieferte jetzt ein Betrugsverdachtsfall in Starnberg, über den der Münchner Merkur an diesem Mittwoch berichtete. Demnach hatte ein einschlägig vorbestrafter Betrüger unter falschem Namen versucht, das Vertrauen der christlichen Studien- und Begegnungsstätte Haus Freudenberg in Söcking zu gewinnen. Dass der Hochstapler nun frühzeitig aufflog, bevor jemand zu Schaden kam, ist einem Artikel der WirtschaftsWoche zu verdanken.
Der bekannte Hochstapler hatte zunächst an einem Seminar unter dem Namen Charles de Serres teilgenommen und sich durch seine sympathische Art und Einsatzfreude überall beliebt gemacht. Dabei berichtete er immer wieder von seinen tollen Berufserfahrungen, etwa von der Arbeit für Ex-US-Präsident Ronald Reagan oder in der Stadtentwicklung Roms. Nach Ende des Seminars bot er dann dem Leiter von Haus Freudenberg, Thomas Meinhardt, seine Unterstützung bei der Sponsorengewinnung und Weiterentwicklung der Begegnungsstätte an.
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Meinhardt, von dem Angebot zunächst angetan, recherchierte daraufhin im Internet und stieß auf einen Artikel der WirtschaftsWoche aus dem Jahr 2015. Darin wurden Fälle und das Vorgehen des umtriebigen Betrügers Karl Zeretzke nachgezeichnet. Unter anderem hatte dieser sich als vermeintlicher Projektentwickler vergeblich um das Leifheit-Erbe in Garmisch-Partenkirchen bemüht und Zugang zum Bieterverfahren um die insolvente Nürburgring GmbH erschwindelt. Dort trat der als Prof. Dr. Karl Serres de Condé auf.
Dass Zeretzke damals wie heute ähnliche Pseudonyme verwendete und anhand eines Fotos in besagtem WirtschaftsWoche-Artikel auch wiedererkannt wurde, wurde ihm nun in Starnberg zum Verhängnis. Nach einer Polizeikontrolle der Personalien, die seinen wahren Namen zutage förderten, zog er laut Zeitungsbericht ohne weitere Anstalten von dannen. Zeretzke ist mehrfach vorbestraft, das Haus Freudenberg werde aber, so Meinhardt gegenüber dem Münchner Merkur, vermutlich keine Anzeige erstatten. Zeretzke habe zwar gelogen, aber niemanden geschädigt.
Mehr zum Thema: Ältere Berichte der WirtschaftsWoche über Karl Zeretzkes Betrugsversuche: Der gescheiterte Griff nach den Leifheit-Millionen (2015); Nürburgring-Verkauf wird zur Farce (2013)