Informant schwärzt an Hoeneß soll 350 Millionen Euro in der Schweiz gehortet haben

Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, soll weit mehr Geld in der Schweiz versteckt haben, als bislang bekannt. Ein Informant meldete sich bei der Staatsanwaltschaft München und gab einen Hinweis.

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Der Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München, Uli Hoeneß, ist wegen Steuerhinterziehung im Visier der Ermittler. Er soll mehr Geld als bisher bekannt in der Schweiz gelagert haben. Quelle: dpa

Uli Hoeneß hat neuen Ärger am Hals. Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Präsident des Fußball-Bundesligisten Bayern München wurde von einem anonymen Tippgeber bei der Staatsanwaltschaft angeschwärzt. Dies berichtet das Magazin "Stern" auf seiner Internetseite.

Der Informant soll demnach gemeldet haben, dass Hoeneß weitaus höhere Geldsummen in der Schweiz bei der Privatbank Vontobel gebunkert hatte, als bislang bekannt. Die Rede ist von mehr als 500 Millionen Schweizer Franken (damals umgerechnet rund 350 Millionen Euro). Diese Summe soll sich vor dem Jahr 2008 durchgehend auf dem Depotkonto des Bayern-Präsidenten befunden haben. Uli Hoeneß hatte bei Bekanntwerden seiner Steuersünden im Frühjahr angegeben, bei Vontobel hätten in der Spitze 15 bis 20 Millionen Euro gelegen.

Welche Promis schon verurteilt wurden
900.000 Euro hinterzogene Steuern: Der Sänger Freddy Quinn hatte seinen Hauptwohnsitz jahrelang in der Schweiz, lebte aber überwiegend bei seiner Hamburger Lebensgefährtin Lilly Blessmann. Die deshalb in Deutschland fälligen Steuern, zwischen 1998 und 2002 immerhin rund 900.000 Euro, hat der Österreicher nach eigenem Eingeständnis aber nie bezahlt. Er habe sich nie mit finanziellen Dingen beschäftigt, rechtfertigte sich der Musiker vor Gericht. Außerdem beglich er sofort seine Steuerschuld, so dass im Prozess 2004 die verhängte Haftstrafe von zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt wurde. Hinzu kam ein Bußgeld über 150.000 Euro. Quelle: ap
970.000 Euro hinterzogene Steuern: Klaus Zumwinkel verlor wegen einer Steueraffäre seinen Job als Vorstandschef der Deutschen Post. Ermittler der Bochumer Staatsanwaltschaft durchsuchten vor laufenden Fernsehkameras im Februar 2008 das Privathaus des Topmanagers. Die Staatsanwaltschaft warf Zumwinkel vor, über die LGT Bank Geld in eine Stiftung nach liechtensteinischem Recht geschleust und so den deutschen Fiskus um fast eine Million Euro betrogen zu haben. Mitte Februar 2008 trat der Post-Chef zurück und wurde knapp ein Jahr später zu zwei Jahren Haft auf Bewährung plus Zahlung einer Geldstrafe von einer Millionen Euro verurteilt. Quelle: dpa
1,96 Millionen DM hinterzogene Steuern: Der frühere Verfassungsschutzchef und Ex-Verteidigungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls war eine Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre. Er räumte ein, vom Geschäftsmann Karlheinz Schreiber 3,8 Millionen Mark erhalten zu haben. Schreiber habe das Geld für ihn in der Schweiz verwaltet. Ausgehändigt worden seien ihm 873.000 Mark. Das Landgericht Augsburg erklärte ihn 2005 der Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung für schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Pfahls kam nach gut 13 Monaten frei, musste aber Ende 2011 erneut wegen Bankrotts und Betrugs in Haft. Quelle: dapd
1,7 Millionen Euro hinterzogene Steuern: Um weniger Steuern zu zahlen, verlegte Tennis-Star Boris Becker Anfang der 90er-Jahre seinen Wohnsitz von München nach Monaco. Tatsächlich aber lebte er weiter überwiegend in Bayerns Metropole und nicht im Fürstentum. Das Landgericht München verurteilte ihn deshalb 2002 wegen Steuerhinterziehung von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 500.000 Euro Geldstrafe. Becker räumte eigene Fehler ein – was das Gericht ebenso strafmildernd berücksichtigte wie die Tatsache, dass Becker vor Prozessbeginn rund 3,1 Millionen Euro Steuern nachgezahlt hatte. Quelle: dapd
22,6 Millionen DM hinterzogene Steuern: Der frühere Springreiter Paul Schockemöhle hatte große Summen über Stiftungen in Liechtenstein am deutschen Fiskus vorbeigeschleust. 1996 wurde er deshalb zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt und musste 22,6 Millionen Mark Steuern nachzahlen. Schockemöhle wurde zum Verhängnis, dass dem Liechtensteiner Treuhänder Herbert Batliner Teile seiner Kundendatei gestohlen und den deutschen Steuerbehörden zugespielt wurden. Der Ex-Sportler, dem für eine erfolgreiche Selbstanzeige keine Zeit mehr blieb, verklagte Batliner später wegen der Datenpanne – ohne Erfolg. Quelle: dpa
203 Millionen Euro hinterzogene Steuern: Das Landgericht München verurteilte den Geschäftsführer des VIP Medienfonds 3, Andreas Schmid, 2007 wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Schmid hatte versucht, den Fiskus um 203 Millionen Euro zu prellen, indem er beim Finanzamt zu Unrecht „gewinnmindernde Aufwendungen“ geltend machte. Der Angeklagte wusste, dass nur 20 Prozent der Aufwendungen für die Filmproduktion verwendet, aber 80 Prozent zugunsten des Fonds angelegt wurden. Kurioserweise war nicht Schmid selbst Nutznießer der Steuerersparnis. Profitiert haben vielmehr zum größten Teil die Anleger des Medienfonds. Quelle: obs

Laut dem Magazin machte der Informant zudem Angaben zu angeblichen Aktiengeschäften und Transaktionen auf Nummernkonten bei drei weiteren Schweizer Banken: der Großbank Credit Suisse, der Züricher Kantonalbank und dem Bankhaus Julius Bär. Es hätten sich auch in erheblichem Umfang Aktien der Deutschen Telekom auf dem Konto befunden, mit denen sich Hoeneß an sogenanntem Dividendenstripping beteiligt habe. Illegal sind solche Transaktionen, bei denen aus- und inländische Aktionäre sich unterschiedliche Besteuerungsregeln zunutze machen und Papiere eines Unternehmens zum Dividendenstichtag hin und her verkaufen, nicht. Dem Fiskus entgehen dabei jedoch große Summen, diese Art von Transaktion ist daher umstritten.

Der Hoeneß-Informant leitete die Angaben über die Kanzlei des Mainzer Wirtschaftsanwalts Volker Hoffmann weiter. Hoffmann bestätigte die Existenz des Whistleblowers gegenüber dem "Stern". "Ich habe die Angaben in einem Vermerk an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet", zitiert ihn das Magazin.

Weder die Staatsanwaltschaft München noch Uli Hoeneß' Anwalt wollten den Inhalt des Verfahrens kommentieren.

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