Klage gegen Girokonto-Gebühr der Postbank „Ich werde vor Gericht beweisen, dass ich noch lebe“

Dass die Postbank ab November Gebühren für das Girokonto nimmt, verärgert Millionen Kunden. Jetzt will der Rechtsanwalt Udo Vetter die größte Privatkundenbank Deutschlands verklagen. Es wäre nicht das erste Mal.

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Die Postbank teilt ihre Kunden bei den Gebühren für das Girokonto in zwei Klassen. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Aufregung in den sozialen Netzwerken war groß, als die größte Privatkundenbank Deutschlands ankündigte, künftig für ihr Girokonto Gebühren zu verlangen. 20 Jahre nach Einführung der Gratiskonten sieht sich die Bank durch schrumpfende Margen gezwungen, mit dem Girokonto Geld zu verdienen. Die Postbank-Chefs begründeten ihre Entscheidung mit der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Die anhaltend niedrigen Zinsen machten es immer schwerer, Erträge zu erwirtschaften. Die Nachricht über das neue Gebührenmodell kommentierten fast 500 Nutzer.

Die meisten Kunden ärgern sich nicht über die Gebühren an sich, sondern darüber, dass die Postbank ihre Kunden in zwei Klassen teilt: Bisher war die Kontoführung für diejenigen der 5,3 Millionen Girokonto-Kunden kostenlos, bei denen jeden Monat mindestens 1.000 Euro aufs Konto kommen. Künftig gilt das nur noch, wenn 3.000 Euro eingehen. Billiger wird das Konto für Kunden, bei denen weniger als 1.000 Euro aufs Konto gelangen. Sie zahlen bisher 5,90 Euro. Ein neues Online-Konto kostet künftig 1,90 Euro im Monat.

Die Kritik der Kunden: Gratiskonten gibt es nur noch für Besserverdienende, vor allem die Zahl der Geringverdiener steigt, die bald Gebühren zahlen müssen. Das finden viele ungerecht. Bei Twitter und Facebook zeigten sich viele Kunden verärgert über das neue Gebührenmodell der Bank.

Bei manchen Kunden geht der Ärger sogar soweit, dass sie die Postbank verklagen wollen. Der durch das Jurablog „lawblog.de“ bekannt gewordene Strafverteidiger Udo Vetter twitterte: „Mein Postbank-Konto wurde mir als 'lebenslang' gebührenfrei angedreht. Ich werde also einfach vor Gericht beweisen, dass ich noch lebe.“

Vetter bezieht sich in diesem Tweet darauf, dass er damals bei einer gemeinsamen Werbeaktion von Postbank und Tchibo ein kostenloses Girokonto für ein Leben lang versprochen bekommen habe. Laut Postbank betreffe ein solches kostenloses Girokonto nur diejenigen Kunden, die vor einigen Jahren ein Girokonto von der Postbank in Kooperation mit Tchibo abgeschlossen haben.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Strafverteidiger mit der Postbank anlegt. Im Jahr 2009 stritt er sich mit der Bank um kostenlose Bargeldabhebungen im Ausland. Doch bevor es zur Verhandlung im Amtsgericht Hamburg-St.-Georg kam, gab die Postbank nach. Sie erstattete das Geld und erklärte sich bereit, für die Kosten des Rechtsärgers aufzukommen. Die Bank erklärte, man wolle dem Gericht angesichts der kleinen Summe den Aufwand ersparen.

Doch Vetter betont, dass es ihm in diesem Fall nicht ums Geld geht. „Die künftigen monatlichen Gebühren werden mich sicherlich nicht umbringen, aber es nervt mich, dass belegbare Versprechen mit einem Mal nicht mehr existieren, wenn sie einem nicht mehr in den Kram passen“, sagt er. Er werde notfalls einen Prozess führen, auch wenn der Streitwert noch so klein sei.

Vor allem die Art und Weise, wie das neue Gebührenmodell eingeführt wird, ärgert Vetter. Er sei bis jetzt noch nicht über die neuen Gebühren informiert worden, auch sei ihm keine Kündigung für den Fall in Aussicht gestellt worden, dass er das neue Kontenmodell nicht akzeptiert. „Aber jetzt so mir nichts dir nichts die Hand aufhalten und alte Zusagen totschweigen – aus meiner Sicht ist das mehr als schlechter Stil.“

Die Postbank möchte einzelne Beschwerdemails und Posts nicht kommentieren. Das Institut habe erwartet, dass viele Kunden auf das neue Gebührenmodell reagieren. Noch diese Woche solle alle 5,3 Millionen Girokonten-Inhaber per Post über das neue Kontomodell benachrichtigt werden. „Wenn ein Kunde der Änderung des Modells widerspricht, endet das Vertragsverhältnis zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Das würden wir dem Kunden dann auch so mitteilen“, teilt die Bank mit. Die Bank ist sich aber sicher: „Wir bieten nach wie vor Girokonten mit vielen Vorteilen zu einem fairen Preis an.“

Tatsächlich sind Anbieter kostenloser Girokonten ohne Bedingungen selten geworden. Neben der DKB bieten die Direktbanken ING Diba und die Norisbank kostenlose Girokonten an. Diese Banken planen nach eigener Aussage aktuell nicht, daran etwas zu ändern. Auch zwei regionale PSD-Banken und die Sparda-Bank München bieten noch ein solches Konto an.

Andere Häuser wie die Santander-Bank oder die Commerzbank-Tochter Comdirect nehmen für ein Online-Konto keine Gebühr, aber etwa für Überweisungen mit Beleg oder häufigere Bargeld-Einzahlungen. Bei der Commerzbank ist das Girokonto kostenlos, wenn monatlich mehr als 1.200 Euro aufs Konto fließen. Dass es bald keine Girokonten ohne Monatsgebühren mehr gibt, glaubt Max Herbst, Chef der FMH-Finanzberatung, nicht. Da ein solches Konto helfe, lukrative Kunden anzuwerben.

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