Wie setzt sich die Vergleichsgruppe zusammen?
Die Vergleichsgruppe muss wenigstens aus sechs Personen des anderen Geschlechts bestehen. Das kann zum Beispiel für Männer ein Problem sein: Dadurch dass Frauen in einigen Branchen unterrepräsentiert sind, könnte es häufiger keine ausreichend große Vergleichsgruppe mit wenigstens sechs Frauen geben. In diesem Fall würde der Auskunftsanspruch ins Leere laufen. Bei weniger als sechs Beschäftigen in der Vergleichsgruppe bezieht sich die Auskunft laut Bundesfamilienministerium nur auf die Angabe der Kriterien und das Verfahren der Entgeltfindung.
Was sind überhaupt vergleichbare Kollegen?
Die Vergleichbarkeit dürfte in der Praxis ein Problem sein, die Abgrenzung zwischen vergleichbaren und nicht vergleichbaren Kollegen mitunter schwierig. Laut Bundesfamilienministerium müssen anhand objektiver Faktoren alle Umstände des Einzelfalls berücksichtigt werden. Als Faktoren werden die Art der Arbeit, die Ausbildungsanforderungen sowie die Arbeitsbedingungen genannt. Quantität und Qualität der Arbeit dürfen genauso wenig eine Rolle spielen wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale.
Diese Angestellten verdienen in Deutschland am besten
Wie bereits im letzten Jahr haben es auch in diesem die Oberärzte auf den ersten Platz geschafft. Sie erhalten jährlich (im Median) 116.937 Euro beziehungsweise (im Mittel) 121.207 Euro und gelten damit als Spitzenverdiener in Deutschland.
Quelle: Auswertung von Gehalt.de
An zweiter Stelle befindet sich der Facharzt mit rund 78.000 Euro im Jahr. Im Vergleich zum Oberarzt ist das ein Unterschied von rund 38.000 Euro. Das Gefälle ist deswegen so stark, weil sich die Verantwortungen und Spezialisierung stark unterscheiden.
Laut Auswertung belegt der Fondsmanager den dritten Platz mit rund 75.800 Euro. Zu seinen Aufgaben gehören sämtliche Anlagestrategien. So entscheiden sie an der Börse, welche Wertpapiere erworben und wie lange diese behalten werden sollen.
Ein Corporate Finance Manager verdient im Median 75.420 Euro brutto im Jahr. Damit belegen die Finanzmanager Platz vier.
Auf dem fünften Rang folgen Key Account Manager mit einem Mediangehalt von 72.609 Euro brutto.
Patentingenieure gehören mit einem Mediangehalt von 71.983 Euro brutto im Jahr ebenfalls zu den Top-Verdienern. Auffällig: Bislang waren ausschließlich Akademiker in den oberen Gehaltsklassen zu finden.
Auch für Versicherungsingenieure werden ein jahrelanges Studium und einige Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt, bevor sie sich über (im Median) 70.963 Euro brutto im Jahr freuen dürfen.
Verkaufsleiter für können im Median 70.838 Euro brutto im Jahr verdienen.
Angestellte aus dem Bereich der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften kommen im Median auf ein Jahresgehalt von 68.959 Euro brutto.
Das Schlusslicht unter den Top-Verdienern sind die Vertriebsingenieure. Sie belegen mit einem Mediangehalt von 68.058 Euro Platz zehn.
Kann ich erfahren, aus welchen Kollegen die Vergleichsgruppe besteht?
Nein. "Dies würde in einem elementaren Widerspruch zum Arbeitnehmerdatenschutz stehen", sagt Anwalt Ritz. "Der Gesetzgeber hat die Hürden für den Auskunftsanspruch bewusst relativ hochgelegt."
Kann ich das erfragte Gehalt der Vergleichsgruppe auch für mich einfordern?
Einfordern kann man alles. Ob man es bekommt, steht auf einem anderen Blatt. Sollte das Entgelt unter dem Wert der Vergleichsgruppe liegen, können Arbeitnehmer auf Zahlung des gleichen Entgelts klagen. Sie können sich dabei auf den allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz oder § 15 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG, auch Antidiskriminierungsgesetz genannt) berufen. „Der Vorteil durch das Entgelttransparenzgesetz ist, dass dem betroffenen Arbeitnehmer der Nachweis der Ungleichbehandlung durch die Auskunft erleichtert wird“, sagt Anwalt Gennert.
Muss ich Gehaltsunterschiede rückwirkend ersetzt bekommen?
Tatsächlich wäre das so, aber eben nur wenn ein Anspruch auf den Ausgleich von Gehaltsunterschieden wirklich besteht. "Die Nachzahlung kann grundsätzlich rückwirkend bis zur Grenze der Regelverjährung von drei Jahren geltend gemacht werden", sagt Anwalt Ritz. Zusätzlich seien noch Sozialversicherungsbeiträge vom Arbeitgeber abzuführen. Mit Ausschlussfristenregelungen könnten Arbeitgeber aber versuchen, diese Risiken zu minimieren.
Diese Angestellten verdienen am wenigsten
Das geringste Gehalt erhält der Zimmerservice in Hotels. Beschäftigte in diesem Bereich kommen im Median auf 19.373 Euro jährlich. Im Vergleich zum Topverdiener ist das ein Unterschied von fast 100.000 Euro.
Quelle: Auswertung von Gehalt.de
Es folgen Küchenhilfen mit einem Median-Jahresgehalt von 20.045 Euro.
Friseure erhalten im Median jährlich 21.408 Euro brutto.
Kellner verdienen im Median 22.272 Euro brutto im Jahr.
Bei Call Center-Assistenten geht es aufwärts mit 24.778 Euro brutto im Jahr.
Kassierer und Kassiererinnen kratzen mit 24.842 Euro Jahresbrutto von unten an der 25.000er-Marke.
Ähnlich viel beziehungsweise wenig verdienen Rezeptionisten: nämlich im Median 24.989 Euro brutto im Jahr.
Die Berufe mit vergleichsweise geringem Gehalt stammen vorrangig aus der Gastronomie. So verdienen Köche im Median 25.570 Euro brutto im Jahr.
Bei bei Zahnarzthelfern liegt das Mediangehalt bei 26.925 Euro brutto im Jahr.
Berufskraftfahrer sind mit 27.001 Euro brutto im Jahr noch die am besten Bezahlten unter den schlechtbezahlten Berufsgruppen.
Ist es das Ziel des Gesetzes, dass vergleichbare Kollegen gleich viel verdienen?
Dieser Eindruck kann entstehen. Und in der Tat dürfte der Druck auf Arbeitgeber zunehmen, bei vergleichbarer Tätigkeit auch ähnlich viel zu zahlen. Ziel des Gesetzes und des neuen Auskunftsanspruchs ist das nicht. Natürlich dürfe beim Vergleich von Leistungsunterschieden zum Beispiel die Produktivität der Beschäftigten berücksichtigt werden, stellt das Bundesfamilienministerium hierzu klar. Nur die dafür verwendete Methode müsse diskriminierungsfrei sein, die Bewertungskriterien also zum Beispiel von Männern und Frauen gleichermaßen erfüllbar sein: "Unterschiedliche Entlohnung aufgrund unterschiedlicher Leistung ist weiterhin zulässig und auch gewollt."
Anwalt Ritz nennt zusätzlich zum Beispiel unterschiedliche Qualifikationen, Berufserfahrungen, individuelle Erwartungen des Arbeitgebers an die Entwicklung einzelner Mitarbeiter oder eine zum Einstellungszeitpunkt entspannte oder aber angespannte Situation auf dem Bewerbermarkt als mögliche Ursachen für ungleiche Entgelte, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben.