
Nach dem Ankauf neuer Steuersünder-CDs durch die NRW-Landesregierung erwartet die Deutsche Steuergewerkschaft mehr Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern, die ihr Schwarzgeld in der Schweiz angelegt haben. „In den nächsten Wochen ist mit einem wirklich deutlichen Anstieg zu rechnen - bundesweit dürften nicht nur hunderte, sondern tausende Selbstanzeigen eingehen“, sagte Gewerkschaftschef Thomas Eigenthaler der WAZ-Mediengruppe in Essen.
Allerdings hätten viele Steuerhinterzieher vor ihrer Offenbarung noch Beratungsbedarf, daher baue sich die Welle zeitversetzt zu den Meldungen über CD-Ankäufe auf. „Die Betroffenen ziehen besser erst einen Fachmann zurate - sonst kann der Schuss nach hinten losgehen.“
Seit Mitte Juni beobachten die Finanzministerien und Oberfinanzdirektionen einiger Länder vermehrte Selbstanzeigen zu bisher unbekannten Konten in der Schweiz. NRW hatte von Anfang Juni bis Anfang Juli 93 Selbstanzeigen gemeldet.
Schäuble kritisiert Ankauf von Steuersünder-CD scharf
Derweil Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den Ankauf von Bankkundendaten aus der Schweiz durch das Land Nordrhein-Westfalen scharf kritisiert. Es sei „scheinheilig, wenn ein sozialdemokratischer Finanzminister erzählt, er stelle Steuergerechtigkeit her, indem er flächendeckend mit Kriminellen zusammenarbeitet und zudem nur einen verschwindend kleinen Teil der Steuersünder erwischt“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Dagegen mache das Steuerabkommen mit der Schweiz CD-Ankäufe in Zukunft überflüssig und stelle auf legale Weise sicher, dass alle deutschen Steuerhinterzieher in der Schweiz zahlen müssten.
Das Land Nordrhein-Westfalen soll in den vergangenen Tagen zweimal Daten möglicher deutscher Steuerhinterzieher in der Schweiz gekauft haben. Entsprechende Medienbericht wurden von der rot-grünen Landesregierung in Düsseldorf allerdings offiziell nicht bestätigt.