Online-Banking Blitzüberweisung bringt Flexibilität – aber auch Risiken

Quelle: imago images

Brüssel will Bankkunden mit sekundenschnellen Überweisungen beglücken. Doch was taugen die Blitz-Bezahlungen für Firmen und Verbraucher? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Normale Überweisungen dauern oft Tage. Dank neuer Angebote soll es bald in Sekundenschnelle funktionieren. Zahlungen von Konto zu Konto können dann direkt und ohne Zeitverlust laufen – wie bei einer Barzahlung. Bisher steht das schnelle Zahlen nur bei wenigen Banken zur Verfügung, etwa über die Bezahl-App Kwitt der Sparkassen. Doch das soll sich ändern.

Valdis Dombrowskis, Vizepräsident der EU-Kommission und unter anderem zuständig für Finanzdienstleistungen, will die Markteinführung schneller Überweisungen beschleunigen, wofür auch bestehende Finanzregeln geändert werden könnten. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wer steht hinter den Blitzüberweisungen?
Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Geschäftsbanken arbeiten an einem jeweils eigenen System für das schnelle Bezahlen. Beide sollen europaweit laufen. Über das TIPS genannte System unter Ägide der EZB können Firmen und Verbraucher sekundenschnell überweisen. Die teilnehmenden Banken zahlen dafür bisher 0,2 Cent je Transaktion.

Geschäftsbanken haben aber neben dem EZB-System bereits eine eigene Plattform für das Blitzbezahlen namens RT1 aufgebaut. Verantwortlich ist das Gemeinschaftsunternehmen EBA Clearing im Besitz von 51 europäischen Banken. Dessen Chef Hays Littlejohn erwartet, dass bis Ende des Jahres 90 Prozent der im europäischen Zahlungsraum SEPA aktiven Zahlungsdienstleister angeschlossen sein werden. Auch bei dem bankeneigenen System laufen Überweisungen für Firmen und Verbraucher innerhalb von Sekunden. Die Summe ist auf 15.000 Euro je Überweisung beschränkt.

Welche Banken bieten den Blitzdienst an?
In Deutschland machen sieben große Banken bei dem bankeigenen System von EBA Clearing mit. Über die sieben Großen sind insgesamt 1700 auch kleinere deutsche Finanzinstitute angeschlossen. Die Deutsche Bank, DZ Bank und Commerzbank sind im November 2018 dazugestoßen. Die UniCredit, die Landesbanken Helaba und LBBW sowie die Hanseatic Bank sind schon länger dabei. Die Hanseatic Bank gehört dabei zum Versandriesen Otto, der Instant Payments als erstes deutsches Unternehmen für seine Kunden möglich gemacht hat. Damit ist Otto schneller als viele Banken.

Mit der Kwitt genannten Finanz-App der Sparkassen können Nutzer seit vergangenem Jahr Echtzeitüberweisungen per Handy schicken. Die rund 30 Millionen Kunden der 900 genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken können seit November Echtzeitüberweisungen immerhin empfangen. Im Mai soll es bei den Genossen komplett funktionieren. Kunden sollen dann also auch Blitztransaktionen selbst in Auftrag geben können. Auch die Commerzbank-Kunden sind bisher nur für den Empfang sekundenschneller Überweisungen bereit.

Was kostet das?
Anders als bei normalen Überweisungen kann für die Schnelltransaktionen eine Gebühr fällig werden. Kunden der Deutschen Bank etwa zahlen laut Preis-Leistungsverzeichnis 35 bis 60 Cent für eine SEPA-Echtzeitüberweisung um Volumen von bis zu 15.000 Euro. Die Deutsche Bank garantiert die Ausführung innerhalb von 20 Sekunden.

Was bringt das schnelle Bezahlen?
Sekundenschnelle Überweisungen machen Bankkunden im Alltag flexibler. Studenten zum Beispiel können in brenzligen Situationen schnell noch den Semesterbeitrag zahlen, bevor Immatrikulationsfristen ablaufen. Wenn Rechnungen über den Urlaub liegen geblieben sind, können überraschte Heimkehrer den Betrag direkt begleichen, was im letzten Moment Verzugszinsen oder Mahngebühren verhindert. Wer private Dinge zum Beispiel auf einem Flohmarkt verkauft, lässt sich den ausgehandelten Preis direkt an Ort und Stelle überweisen, was die in solchen Situationen übliche Barzahlung ersetzt.

Aber Vorsicht: Bankkunden sollten den Blitzdienst nur bei absolut vertrauenswürdigen Händlern nutzen. Denn eine Sekundenüberweisung lässt sich anders als etwa eine SEPA-Lastschrift bei Betrug oder Irrtum nicht mehr zurückholen. Aus Sicht von Behörden und Händlern kann der Schutz vor Betrügern jedoch auch ein Argument für die Sofortüberweisung sein. Denn zuweilen missbrauchen Kunden die lange Rückruffrist der SEPA-Lastschrift, um sich Geld unberechtigt zurückzuholen.

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