Dass KKR und Permira überhaupt zum Zuge kamen, lag vor allem an den Plänen für einen neuen internationalen Fernsehriesen. Dazu hatten sich die Private-Equity-Firmen bereits 2005 mit je 37 Prozent beim schnell wachsenden Luxemburger Medienkonzern SBS eingekauft. Saban hatte ProSieben Sat.1saniert, KKR und Permira bauen nun etwas vollständig neues auf: einen Konkurrenten der zu Bertelsmann gehörenden RTL Group. Für 3,3 Milliarden Euro kauft ProSieben nun SBS. Getreu den Plänen der Investoren soll eine Senderkette mit Dutzenden Radio- und Fernsehstationen in 13 europäischen Ländern und einem Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro entstehen. Der Münchner Konzern, zu dem die Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24, 9Live gehören, ist vor allem auf dem deutschen Markt stark, SBS dagegen in den Benelux-Ländern, Skandinavien und Osteuropa. SBS passe „geographisch und strategisch perfekt“ zur ProSiebenSat.1-Gruppe“, sagte daher Konzernchef Guillaume de Posch. Er erhofft sich in paar Jahren Synergien von 80 bis 90 Millionen Euro jährlich. Zur neuen Gruppe gehören 24 Free-TV-Sender, 24 Pay-TV-Sender und 22 Radio-Stationen. Der Pro-Forma-Umsatz lag 2006 bei 3,1 Milliarden Euro. Marktführer RTL, der in Deutschland unter anderem RTL, VOX und n-tv betreibt, kommt mit 38 TV-Kanälen und 29 Radiostationen in zehn Ländern auf einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro. Noch hat RTL daher gegenüber dem Neuling klar die Nase vorn – hinzu kommt, dass der Platzhirsch 118 Millionen Haushalte und damit deutlich mehr als der Herausforderer erreicht, der in Zukunft 77 Mio Haushalte in Europa bespaßt. Der Vorteil der neuen Gruppe liegt allerdings darin, dass ihr sämtliche beteiligten Sender zu 100 Prozent gehören – in seinem wichtigsten Markt Deutschland muss sich RTL dagegen bei Sendern wie RTL2 und Super RTL mit weiteren Beteiligten herumschlagen, ihm fehlt der vollständige Durchgriff auf die Strategie der Ableger. Allerdings hat RTL weitere Vorteile gegenüber ProSieben: Bereits heute verfügt RTL mit Fremantle Media über eine eigene Produktionstochter, die gute zwei Milliarden Euro zum Umsatz der Gruppe beiträgt – ProSieben dagegen kündigte erst jetzt den Aufbau eigener Produktionskapazitäten in größerem Stil an. Hinzu kommt die breitere Umsatzverteilung der RTL Group. Hier sorgen Deutschland, Frankreich und das übrige Europa jeweils für ein Drittel der Umsätze – bei ProSieben steht der deutsche Heimatmarkt für gute 70 Prozent der Umsätze. RTL-Group-Chef Gerhard Zeiler ätzte schon: „Wenn Deutschland einen Schnupfen hätte, wären wir verkühlt; die Kollegen hätten eine Lungenentzündung.“ Branchenexperten rechnen daher damit, dass sich ProSieben durch Zukäufe weiter vergrößern wird. Zumal dies auch die Möglichkeiten von KKR und Permira weiter verbessern würde, ihre Beteiligung in einigen Jahren wieder gewinnbringend zu verkaufen. Bereits im kommenden Jahr hat der bisherige SBS-Aktionär Telegraaf Media Groep, der in den Niederlanden die Tageszeitung Telegraaf herausgibt, die Option, zwölf Prozent der stimmberechtigten Stammaktien der Lavena Holding 5 zu übernehmen, hinter der Permira und KKR stehen. Die würden dann noch über 44 Prozent der Anteile verfügen, deren Wert es weiter zu steigern gilt. Wer die Branche kennt, ahnt es schon: Nach dem Deal ist vor dem Deal.
ProSiebenSat.1 Jagd auf RTL
Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres war es, da nahm Johannes Huth den Mund schon ganz schön voll. Zum „europäischen Fernsehkonzern Nummer eins“ wolle man in Bälde aufsteigen, tönte der Europa-Chef von KKR. Dabei hatten KKR und Permira gerade erst Deutschlands größten TV-Konzern ProSieben Sat.1 gekauft. 3,1 Milliarden Euro überwiesen sie an den amerikanisch-israelischen Investor Haim Saban und weitere Investoren. Hinzu kamen die Zahlungen an Midnerheitsaktionäre.