Reform der Erbschaftssteuer Was Unternehmen und Erben jetzt droht

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Risiko Verkehrswert

Vor Kurzem traf Lothar Binding, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, den Ökonomen Feld im Zug. Bei der Erbschaftsteuer fanden sie schnell zusammen. „Wir dürfen im Idealfall keine Umgehungsmöglichkeiten mehr zulassen“, sagt Binding. „Bleibt es aber bei einer Besserstellung von Betriebsvermögen, muss der Erhalt von Arbeitsplätzen auch nach dem Erbfall garantiert werden.“ In der Fraktions-Arbeitsgruppe wird darüber nachgedacht, die Lohnsummen-Fristen zu ändern. Binding selbst feilt an einem Stundungsmodell. „Wichtig ist, dass die anfallende Steuer arbeitsplatzneutral beglichen werden kann.“

Risiko Verkehrswert

Genau das bezweifeln die Koalitionskollegen in der Union. So warnt der Fraktionsvize Ralph Brinkhaus: „Sollte Betriebsvermögen nicht mehr freigestellt werden, erhält die Unternehmensbewertung eine entscheidende Bedeutung.“ Das birgt Risiken: Würde man heute die Erbschaftsteuer einfach auf Betriebe ausweiten, kämen die Gallhöfer-Brüder mit ihrer Briefmarkensammlung nicht mehr weit. Denn früher wurden Unternehmen im Erbfall nach ihrem sehr niedrigen Bilanzwert beurteilt. Seit der letzten Reform zählt der Verkehrswert. Der ist schwer zu ermitteln, da auch Markenwerte oder erwartete zukünftige Erträge mit einfließen. In jedem Fall aber ist er deutlich höher als der Bilanzwert. Brinkhaus deutet an, dass er um die Ausnahmen für Betriebe kämpfen will: „Es geht darum, die Belastung für Betriebe und Arbeitsplätze – nicht für einzelne Personen – möglichst gering zu halten.“ SPD-Parteivize Stegner bringt schon mal einen möglichen Kuhhandel ins Gespräch: „Wenn wir eine Erbschaftsteuerreform hinbekommen, die robust ist und Mehreinnahmen in Milliardenhöhe bringt, könnten wir auf die Vermögensteuer verzichten.“

Die Familie von Eben-Worlée kann der heraufziehenden Debatte ansatzweise entspannt entgegensehen. Bis vergangenen Herbst hielt der inzwischen 90-jährige Großvater Albrecht noch 55 Prozent der Unternehmensanteile, 40 Prozent hat er nun an seinen Sohn übertragen. Zumindest ein Grund weniger, sich wegen all der Bäume finanzielle Sorgen zu machen.

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