Rekordbeschlagnahme in den USA Dubiose Millionen aus Malaysia

Die US-Justiz will im Zusammenhang mit einem Hollywood-Deal ein Milliardenvermögen beschlagnahmen. Das Geld soll aus Malaysias Staatskasse entwendet worden sein – ausgerechnet vom Stiefsohn des Premiers.

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Der Stiefsohn von Malaysias Premierminister Najib Razak soll in dubiose Geschäfte verwickelt sein. Quelle: AFP

Bangkok Der Stiefsohn von Malaysias Premierminister Najib Razak bringt seine Hollywoodfirma mit einem lauten Knall ins Scheinwerferlicht. Es ist eine Nacht im Mai 2011 und Riza Aziz will sich beim Filmvestival in Cannes mit der größten Party einen Namen machen. Er zündet Feuerwerksraketen, lässt Kanye West und Pharrell Williams auftreten. Vor der Bühne feiern Stars wie Leonardo DiCaprio. Red Granite, die junge Filmfirma von Aziz, will das Filmgeschäft erobern. Sie bringt gut gefüllte Kassen mit, lautet die unmissverständliche Botschaft.

Nach Meinung des amerikanischen Justizministeriums ging es mit dem Geld von Aziz jedoch nicht immer mit rechten Dingen zu. Die Behörde sieht den Sohn von Malaysias First Lady in einen milliardenschweren Finanzskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt. Nach monatelangen Ermittlungen in dem Fall will sie laut einer am Mittwoch eingereichten Klage Vermögenswerte beschlagnahmen, die „in eine internationale Verschwörung zur Geldwäsche von veruntreuten 1MDB-Geldern“ involviert seien. Es soll um Werte von mehr als eine Milliarde Dollar gehen. Für die Kleptokratie-Abteilung des Ministeriums, die zuständig ist, wenn ausländische Staatskassen geplündert werden, sei es der bislang größte Fall.

Laut Gerichtspapieren hält die US-Regierung malaysische Beamte und deren Mitarbeiter für die Veruntreuung mehrerer Milliarden Dollar verantwortlich. Najibs Stiefsohn Aziz wird als „relevantes Individuum“ genannt. In den Dokumenten tauchen auch der malaysische Finanzjongleur Jho Low sowie Khadem al-Qubaisi, der frühere Leiter von Abu Dhabis Staatsfonds IPIC, auf. Beide pflegten enge Kontakte zu 1MDB. Der Fonds beherrscht wegen verschwundener Milliarden seit Monaten Malaysias Schlagzeilen.

Schweizer Behörden gehen davon aus, dass bei 1MDB vier Milliarden Dollar veruntreut wurden. In Singapur entzogen die Behörden der Schweizer Privatbank BSI die Lizenz und warfen ihr im Zusammenhang mit 1MDB schwere Verstöße gegen Anti-Geldwäsche-Richtlinien vor. Laut Medienberichten durchleuchten Singapurs Behörden auch Geschäfte der Großbank UBS.


Erstmals vor amerikanischem Gericht

Mit der von den US-Behörden geplanten Beschlagnahme kommt der Fall nun erstmals vor ein amerikanisches Gericht. Dort soll festgestellt werden, ob die Gelder tatsächlich wie vermutet aus unrechtmäßigen Quellen stammen. Das Justizministerium geht davon aus, dass 1MDB-Millionen in einer 200-Millionen-Dollar-unstsammlung sowie in Luxusimmobilien landeten, die Aziz und Low über Tarnfirmen erworben haben sollen. Zudem sollen mehr als 100 Millionen Dollar zu Aziz‘ Filmfirma zur Finanzierung des Films „The Wolf of Wall Street“ geflossen sein. Erträge aus dem Film sollen nun beschlagnahmt werden.

Aziz bestritt die Anschuldigungen zuletzt. Für eine Stellungnahme zum Verfahren des Justizministeriums waren die in den Gerichtsakten genannten Personen zunächst nicht erreichbar. Auch Malaysias Premier Najib kommentierte die Entwicklung nicht. Er steht seit vergangenem Jahr im Zentrum des Skandals, seit bekannt wurde, dass Hunderte Millionen Dollar aus dubiosen Quellen auf seinem Privatkonto eingegangen waren.

Das 1MDB-Management räumte ein, möglicherweise Opfer eines millardenschweren Betrugs geworden zu sein. Dabei geht es um Zahlungen von rund 3,5 Milliarden Dollar, die eigentlich an eine Tochterfirma von Abu Dhabis Staatsfonds IPIC hätten gehen sollen, stattdessen aber bei einer Firma mit fast gleichlautendem Namen auf den Britischen Jungferninseln landeten. Laut „Wall Street Journal“ flossen dann Gelder der Firma auf den Jungferninseln unter anderem an Aziz‘ Produktionsfirma. Neben dem Verfahren des Justizministeriums ermittelt in den USA auch das FBI wegen möglicher strafrechtlicher Vergehen.

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