Schiffsfonds Schiffsfinanzierer lassen Anleger havarieren

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Schiffsfonds verantwortlich für Überangebot

Die Commerzbank wurde vom Landgericht Wuppertal (3 O 467/12) zu Schadensersatz verurteilt, weil sie 2004 einem heute 87-jährigen Anleger einen Schiffsfonds verkauft hatte Quelle: dpa

„Dass Initiatoren an Verlustbringern festhalten, hat zwei Gründe: Hoffnung auf Besserung und die Aussicht, weiter Gebühren für das Management des Fonds kassieren zu können“, sagt Dietmar Kälberer, Fachanwalt für Kapitalanlagerecht aus Berlin. Ohne nachhaltige Besserung des Chartermarkts sei jede Sanierung eines Schiffsfonds zum Scheitern verurteilt. Dass die Wende zum Besseren schnell kommt, ist unwahrscheinlich. „Die Reeder investieren trotz eines Überangebots von Frachtkapazitäten in neue Tonnage, um mit größeren, energieeffizienteren Schiffstypen, deren Betriebskosten geringer sind, wettbewerbsfähiger zu sein. Mit dem zusätzlichen Angebot an Schiffen verlängert sich aber die Krise auf dem Chartermarkt“, sagt Markus Gerhard, Experte für Schiffsfinanzierung an der Frankfurt School of Finance & Management.

Was 2014 noch kommen könnte

Für das Überangebot sind auch die Schiffsfonds verantwortlich. Anders als viele Profis aus der Schiffsbranche haben sie vor allem in kleinere Schiffe investiert, die derzeit weit weniger gefragt sind. So haben Schiffsfonds beispielsweise Panamax-Schiffe finanziert, die sich an den bisherigen Maßen des Panamakanals in Mittelamerika orientierten. Seit 2007 wird der Kanal ausgebaut, um deutlich größeren Schiffen eine Passage zu ermöglichen. 2015 wird der Ausbau abgeschlossen sein. Der Schiffsfonds CFB 162 von der Commerzbank, der ein Containerschiff der Panamax-Klasse finanzierte, wurde noch 2007 aufgelegt. Dumm für die Anleger, dass Panamax-Schiffe künftig für diese Kanalpassage nicht mehr gebraucht werden.

Anleger, die in einem sanierungsbedürftigen Schiffsfonds gefangen sind, können sich juristisch gegen drohende Verluste wehren. Dazu müssen sie der vermittelnden Bank nachweisen, dass sie verdeckte Provisionen verschwiegen oder die betroffenen Anleger falsch beraten hat. In eindeutigen Fällen haben die Anleger gute Chancen, ihr Geld wiederzubekommen.

So wurden Beteiligungen an Schiffsfonds in Einzelfällen auch an Rentner verkauft, die eine risikoarme Altersvorsorge suchten. Die Commerzbank etwa wurde vom Landgericht Wuppertal (3 O 467/12) zu Schadensersatz verurteilt, weil sie 2004 einem heute 87-jährigen Anleger den Schiffsfonds LF Flottenfonds IV verkauft hatte. Die Bank hatte dem Rentner verdeckte Provisionen verschwiegen. In diesem Fall hatte die Commerzbank im Seniorenheim eine Zweigstelle.

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