Gute Steuerberater sind jeden Cent ihres Honorars wert. Schließlich schleusen sie ihre Mandanten wie Pfadfinder durch den gesetzlichen Steuerdschungel. Aber auch in dieser Branche gibt es schwarze Schafe, die Fristen des Finanzamtes verpassen, Unterlagen verbummeln oder hinwerfen, wenn es schwierig wird. Dann hat es der Mandant schwer, guten Rat zu bekommen. Auf Anfrage der Wirtschaftswoche, wie das zu klären sei, wollte der Deutsche Steuerberaterverband keinerlei Antwort geben und die Bundessteuerberaterkammer verwies auf eine 26-seitige Verordnung. Das nennt man mauern.
Die Wirtschaftswoche sprach mit Matthias Krämer, Fachanwalt für Steuerrecht und selbst Steuerberater bei der Kanzlei GGV in Frankfurt.
Herr Krämer, nicht immer läuft alles glatt zwischen dem Steuerberater und seinem Mandanten. Wie soll ein Mandant reagieren, wenn der Steuerberater mit der Steuererklärung nicht fertig wird oder sie nicht abgibt mit dem Hinweis, wegen der Komplexität brauche er mehr Zeit?
Wenn der Steuerberater einen zugesagten Termin – zum Beispiel zur Durchsicht des Entwurfs der Steuererklärung - nicht einhält, sollte der Mandant nach den Gründen fragen. Mit allgemeinen Hinweisen wie „ist kompliziert“ sollte er sich nicht abspeisen lassen, sondern fragen, worin denn genau die Schwierigkeit liegt. Ein gewissenhafter Berater wird sich die Zeit nehmen, seinem Mandanten dies zu erklären, denn schließlich muss dieser auch am Ende seine Steuererklärung verstehen.
Steuern: So viel Geld nimmt der Bund bis 2020 ein
Nach Informationen des Bundesfinanzministeriums hat der Bund im vergangenen Jahr (2015) 281,6 Milliarden Euro durch Steuergelder eingenommen.
Quelle: BMF (Arbeitskreis Steuerschätzungen), Stand: Mai 2016
Für das Jahr 2016 prognostizieren Experten noch etwas höhere Steuereinnahmen des Bundes als im Vorjahr, nämlich 290,1 Milliarden Euro.
2017 soll die 300-Milliarden-Euro-Marke überschritten werden. Die geschätzten Steuereinnahmen des Bundes liegen bei 301,8 Milliarden Euro.
Für das Jahr 2018 sagt der Arbeitskreis "Steuerschätzung" 315,7 Milliarden Euro Steuereinnahmen des Bundes voraus.
328,2 Milliarden Euro werden es - laut Expertenschätzungen - im Jahr 2019 sein.
2020 werden die Steuernahmen des Bundes bei schätzungsweise 339,9 Milliarden Euro liegen.
Muss der Steuerberater seinen Mandanten über Fristen des Finanzamtes informieren?
Der Mandant hat einen Anspruch darauf, den Fristverlängerungsantrag des Steuerberaters und die Gewährung der Fristverlängerung durch das Finanzamt in Kopie übermittelt zu bekommen. An dieser Stelle der grundsätzliche Hinweis, dass Finanzämter Schriftstücke stets mit einer Zweitausfertigung für den Steuerpflichtigen an den Steuerberater übermitteln. Eigentlich sollte der Mandant also stets die gleiche Kenntnis über den Stand des Verfahrens haben wie der Steuerberater selbst.
Was kann denn der Mandant selbst machen, um Missverständnisse mit dem Steuerberater zu vermeiden?
Er sollte sicherstellen, dass es eine nachweisbare Kommunikation - also am Besten schriftlich - gibt, woraus ersichtlich ist, dass dem Steuerberater alle notwendigen/angeforderten Informationen/Dokumente zur Verfügung standen, um die Steuererklärung fristgerecht fertigen zu können. Sicherheitshalber sollte er Kopien von allen Dokumenten in seinen Akten behalten. Die Nachweisbarkeit ist wichtig, denn der Mandant hat bezüglich der Informationsverschaffung eine besondere Pflicht.
Was heißt das genau?
Der Mandant muss seinen Berater zutreffend und vollständig über den Sachverhalt informieren. Denn der darf sich nach höchstrichterlicher Rechtsprechung auf die Richtigkeit der tatsächlichen Angaben des Mandanten verlassen. Er darf auch darauf vertrauen, dass alle Unterlagen richtig und vollständig sind und sich zwischen dem Datum der Erstellung der Unterlagen und der Übergabe an den Steuerberater beziehungsweise der Einreichung der Erklärung bei dem Finanzamt nichts geändert hat. Der Mandant sollte unbedingte Offenheit gegenüber seinem Steuerberater haben. Dazu gehört bisweilen auch das eine oder andere, was man anderen Personen vielleicht nicht erzählen würde.
Nett gesagt. Aber angenommen, der Steuerberater hat die Frist des Finanzamtes verstreichen lassen. Was passiert dann? Und wer haftet?
Wenn der Mandant nachweisen kann, dass sein Steuerberater eine Frist des Finanzamtes schuldhaft verstreichen ließ, haftet der Steuerberater. Er muss dann den Mandanten so stellen, wie er stünde, wenn die Frist nicht versäumt worden wäre. Dies bedeutet nicht, dass das Finanzamt ihm eine neue Chance für die Frist gewähren muss. Der Anspruch gegen der Steuerberater ist ausschließlich auf Geld gerichtet in Höhe des Schadens, den der Mandant durch die Fristversäumnis erleidet.
Wie berechnet sich das?
Zum Beispiel durch höhere Steuern, weil Unterlagen, die eine niedrigere Steuerlast nach sich gezogen hätten, unberücksichtigt blieben. Dies bedeutet, dass in solchen Fällen stets eine steuerliche Parallelbetrachtung „Was-wäre-die-Steuerlast-gewesen-wenn?“ stattfindet. Aber nur für einen echten Schaden gibt es auch Ersatz.
Hilft im Streitfall die örtliche Steuerberaterkammer dem Mandanten?
Sie ist die zuständige Berufsvereinigung mit Pflichtmitgliedschaft für Steuerberater und gesetzlich darauf verpflichtet, auf Antrag bei Streitigkeiten zwischen Mandaten und Steuerberatern zu vermitteln. Sie kann auch unmittelbar auf den Steuerberater einwirken, zum Beispiel wenn er trotz Aufforderung Arbeitsergebnisse und Mandantenunterlagen nicht an den Nachfolgeberater herausgibt und für Rückfragen des ehemaligen Mandanten, des neuen Steuerberaters und Betriebsprüfers nicht erreichbar ist. Die Kammer hat Auskunfts- und Einsichtsrechte in die Unterlagen.