Wie können Ihre Firmenkunden verhindern, dass sie Betrügern aufsitzen?
Im Bankenbereich haben wir mit dem Schufa-FraudPool eine Lösung etabliert, mit der sich Kreditinstitute datenschutzkonform über Betrugsverdachtsfälle austauschen können. Wir konnten bereits in 15.000 Fällen entsprechende Warnhinweise übermitteln. Für Online-Händler gibt es neben möglichen Warnhinweisen von uns auch ein Tool, das vor Käufen von verdächtigen Devices, etwa Smartphones, warnt, sobald betrügerische Muster auftreten. Gerätebetrug ist ein wachsendes Problem. Die Gerätedaten liegen nur unserem Kooperationspartner vor und auch nur er wertet sie aus. Die Daten über die Endgeräte sind somit vollständig von den Personendaten der Schufa getrennt.
Was die Schufa speichert – und was nicht
Die Schufa speichert zu natürlichen Personen personenbezogene Daten wie:
- Namen
- Geburtsdatum und gegebenenfalls Geburtsort
- Anschrift, eventuelle sonstige, auch frühere Anschriften
- auf Wunsch und nur nach Anzeige: Identitätsbetrugsopfer (soll erneuten Betrug verhindern)
Ferner erhält die Schufa Informationen über:
- Bankkonten
- Kreditkarten
- Leasingverträge
- Mobilfunkkonten
- Ratenzahlungsgeschäfte
- Kredite und Bürgschaften
- sowie etwaige Zahlungsausfälle bei angemahnten und unbestrittenen Forderungen
Die Schufa speichert keine Informationen über:
- Vermögen und Einkommen
- Marketingdaten (Kaufverhalten oder Ähnliches)
- Beruf
- Lebenseinstellungen und Mitgliedschaften (z. B. religiöse, politische etc…)
- Ehegatten
- Nationalität
Die Schufa erhebt selbst keine Daten und führt keine Recherchen durch. Sie erhält die Daten von:
- ihren Vertragspartnern
- öffentlichen Schuldnerverzeichnissen
- und anderen öffentlichen Bekanntmachungen
Texte: Walter Epp.
Was ist solch ein betrügerisches Muster?
Wenn zum Beispiel von einem Gerät aus bisher einmal im Monat eingekauft wurde, jetzt aber plötzlich 30 Bestellungen am Tag erfolgen sollen. In unserem Innovation Lab entwickeln Wissenschaftler verschiedene Lösungen zur Betrugserkennung.
Kann die Schufa als Mittelständler mit der rasanten Digitalisierung und dem wachsenden Tempo in der Handels- und Geschäftswelt überhaupt noch Schritt halten?
Die Schufa ist fit für die Zukunft. Wir investieren massiv in unser IT-Infrastruktur, unsere Services und unsere Mitarbeiter. Bei der Schufa geht schon heute alles viel schneller. Früher benötigten wir zum Bearbeiten einer komplexen Anfrage noch einige Minuten. Heute liefern unsere Systeme die notwendigen Informationen in weniger als einer Sekunde. In der modernen digitalen Welt wollen Unternehmen und Verbraucher nicht warten, sondern unmittelbar per Klick bestellen oder einen Kredit abschließen. Wir beobachten die Entwicklungen, sowohl technisch als auch hinsichtlich sich ändernder Kunden- und Verbraucherbedürfnisse, stehen regelmäßig im Austausch mit Unternehmen im Silicon Valley und der deutschen Fintech-Szene, vor allem in Berlin.
Planen sie Zukäufe unter den Fintechs?
Wir sondieren den Markt. Was da passiert, ist sehr interessant für uns.
Zum Beispiel die Auswertung von sozialen Medien zu Wirtschaftszwecken? Solch ein Projekt musste die Schufa nach Protesten ja bereits aufgeben.
Wir sind damals für ein bloßes universitäres Forschungsprojekt kritisiert worden, während sich heute kaum noch jemand darüber aufregt, wenn andere Unternehmen tatsächlich Informationen aus Social Networks beispielsweise zum Kreditscoring verwenden. Für uns ist da eine Grenze erreicht. Wir respektieren und schützen die Privatsphäre der Verbraucher. Deshalb wird es bei uns auch zukünftig keine Auswertung sozialer Medien geben. Wir erhalten die tatsächlich kreditrelevanten Informationen von unseren Vertragspartnern und verfügen damit über die spezifischen, für eine zuverlässige Bonitätsprognose notwendigen Informationen.