Selbstanzeige Diesmal hat sich Hoeneß verzockt

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Erfolgreicher Fußball- und Wurstmanager


Als etwa zuletzt die Bayern im vergangenen November die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres präsentierten, freuten sich die 188.000 Vereinsmitglieder über die Umsatz-Rekordmarke von 373,4 Millionen Euro und einen Gewinn nach Steuern von 11,1 Millionen Euro. Die Bayern AG bringt es nach eigenen Angaben mit 278,3 Millionen Euro auf eine Eigenkapitalquote von 77,5 Prozent, ein Wert, den es laut dem inzwischen ausgeschiedenen Finanzchef Karl Hopfner „wohl bei keinem anderen Fußballklub der Welt gibt.“

Zum anderen legte der Metzgerssohn Hoeneß auch als Bayern-Manager stets Wert auf Unabhängigkeit und gründete bereits 1985 zusammen mit seinem inzwischen ausgestiegenen Geschäftspartner Werner Weiß die Nürnberger Würstchenfabrik Howe. „Dank der Würste musste ich auch in schwierigen Zeiten beim FC Bayern nie meinen Charakter an der Garderobe abgeben“, sagte Hoeneß einmal der WirtschaftsWoche.

Startete das Unternehmen vor fast 30 Jahren mit gerade 20 Mitarbeitern, sind es heute nach eigenen Angaben bis zu 350, die bis zu vier Millionen Würstchen am Tag herstellen. Zu den Kassenschlagern gehören Nürnberger Rostbratwürste, die Geflügelbratwürste "Bruzzlkracher" und ein Würzbratwurst-Sortiment mit Geschmacksrichtungen wie Hot Chili und Holzfäller. Howe beliefert Discounter wie Aldi und Lidl, aber auch Hotelketten und Gaststätten europaweit.

2010 brachte Hoeneß seine Bratwürste sogar über die Fastfood-Kette McDonalds an den Mann und trat dafür selbst in TV-Spots auf. Seit 2001 ist Uli Hoeneß aus der operativen Leitung ausgeschieden und hat das Tagesgeschäft an seinen Sohn Florian übergeben, der den Umsatz auf inzwischen mehr als geschätzte 50 Millionen Euro gesteigert hat. Die in der Schweiz gebunkerten Millionen stammen aber sicher nicht aus dem Wurstimperium.

So erstatten Steuersünder Selbstanzeige

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, Hoeneß habe sich im Jahr 2000 vom ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, zehn bis 15 Millionen Euro geliehen und damit an der Börse spekuliert. Auf Kredit zu spekulieren, ist waghalsig und zeugt bereits von Hoeneß' Zockermentalität. Mit den geliehenen Millionen soll das Vermögen entstanden sein. Über die Höhe der Summe kursierten zunächst die wildesten Spekulationen. Einen Bericht vom Wochenende, nach dem es um hunderte Millionen gehe, dementierte Hoeneß. Hoeneß soll bereits drei Millionen an Steuern und Zinsen nachgezahlt haben - andere Medien sprechen von sechs Millionen. Die Beträge auf den Schweizer Konto sind zwar versteuert, Hoeneß soll aber wohl keine Kapitalertragssteuer abgeführt haben. Die Zinsen waren also unversteuert, nicht das Vermögen selbst. Im Januar hat er deshalb eine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung eingereicht.

Bis zur Abgabe seiner Selbstanzeige hat er gepokert. Denn wie den Berichten zu entnehmen ist, hatte er zunächst auf das Steuerabkommen mit der Schweiz gesetzt, um das Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lange mit der Schweizer Regierung gerungen hatte, und das zum Zankapfel unter deutschen Politikern geworden war. Im Dezember 2012 scheiterte es am Widerstand der Oppositionsparteien im Bundesrat. Ein letzter Einigungsversuch im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag im Februar war dann das bisherige Ende der Verhandlungen – und da hatte Uli Hoeneß bereits Selbstanzeige erstattet.

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