Selbstanzeige Diesmal hat sich Hoeneß verzockt

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Hoeneß fällt das Schweigen schwer


Kommen die Ermittler allerdings zu dem Ergebnis, dass nicht alle hinterzogenen Steuern deklariert wurden oder Hoeneß zum Zeitpunkt der Selbstanzeige bereits Kenntnis von einem Steuerverfahren gegen ihn hatte, wäre das für den erfolgsverwöhnten Unternehmer eine Katastrophe. Denn nur wenn im Rahmen einer Selbstanzeige tatsächlich alle Steuervergehen der vergangenen zehn Jahre auf den Tisch kommen, gibt es für den Steuersünder tatsächlich Aussicht auf Straffreiheit. Würde Hoeneß‘ Selbstanzeige nicht greifen, wäre sogar eine Verurteilung zu einer Haftstrafe wahrscheinlich. Denn bei Beträgen von mehr als einer Million Euro ist Strafe auf Bewährung nicht mehr üblich. Die Höchststrafe kann bis zu fünf Jahre betragen und in besonders schweren Fällen sogar auf zehn Jahre Freiheitsentzug ausgedehnt werden.

Um die Wirksamkeit der Selbstanzeige zu prüfen, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Bei einer Selbstanzeige sind diese Ermittlungen immer zwingend erforderlich. Da sich Uli Hoeneß, sein Steuerberater und seine Anwälte sicherlich der Konsequenzen einer unwirksamen Selbstanzeige vollkommen bewusst sind, wird der gezahlte Betrag – seien es nun drei oder wie etwa die "Bild" berichtet sechs Millionen Euro - vermutlich voll und ganz ausreichen, um die Steuerschuld zu begleichen. Üblicherweise verlangen die Finanzbehörden die Begleichung der in der Selbstanzeige errechneten Steuernachzahlung innerhalb von zwei bis vier Wochen. Da Hoeneß nach eigenen Angaben seine Selbstanzeige bereits im Januar gemacht hat, musste er längst alle Steuerschulden begleichen.

Aus den genannten Beträgen nun auf die Summe zu schließen, die auf dem Schweizer Konto liegt, ist reine Spekulation. Schließlich ist praktisch nichts über die ursprüngliche Einzahlung, die Dauer der Steuerhinterziehung und die erzielten Kapitalerträge oder auch -verluste während dieser Zeit bekannt. Man kann lediglich grob überschlagen, dass um die sechs Millionen Euro an zu versteuernden Kapitalerträgen angefallen sein müssen.

Dass Hoeneß unter dem Druck der Steueraffäre sein Lebenswerk - den FC Bayern - verlässt, ist unwahrscheinlich. Ebenso wenig vorstellbar ist, dass er die öffentliche Demontage kommentar- und tatenlos über sich ergehen lässt. Darauf lassen seine Äußerungen schließen, gegen Medien vorgehen zu wollen. Zu schweigen, wie er es nun tun muss, das dürfte Hoeneß, dem öffentlichen Polterer und Mahner, sehr schwer fallen. Am Ende wird Uli Hoeneß jedoch abwägen müssen, wie sehr sein eigenes, nun schwer beschädigtes Ansehen womöglich auch den Glanz „seines“ FC Bayern trübt.

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