Singapur Steuerflüchtlinge zieht's nach Fernost

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Singapur lebt vom Geld aus der Welt

Boat Quay nahe der Wolkenkratzer an der Marina Bay in Singapur Quelle: gms

Reiche Anleger weichen dennoch aus und nehmen in Kauf, ihr Vermögen in weiter Ferne zu wissen. Singapur, Hongkong oder Dubai sind die lachenden Dritten im Steuerstreit. Nicht nur die Schweizer Bank UBS soll beim Transfer nach Singapur ihren Kunden schon behilflich gewesen sein. Fast jede Großbank hat eine eigene Abteilung dazu eingerichtet, berichten Insider. Ohne das Geld aus aller Welt könnte der Finanzplatz Singapur einpacken.

Zugleich aber versucht der Inselstaat am Südzipfel der malaysischen Halbinsel seit einiger Zeit, das Schmuddel-Image als Schwarzgeldoase und Drehscheibe globaler Geldwäscheringe loszuwerden.

Grenzenloses Geld.

Singapurs Finanzaufsicht schaut den Banken genau auf die Finger und droht Vermögensverwaltern bei Verdachtsfällen mit Sanktionen. Wer nicht in Singapur lebt, kann seit einiger Zeit auch nicht mehr ohne Weiteres ein Konto eröffnen. „Das bedeutet allerdings nicht, dass ein burmesischer General mit fünf Millionen Dollar in bar sein Geld in Singapur nicht untergebracht bekommt“, sagt ein Insider, der das Geschäft auf der Tropeninsel seit Jahrzehnten kennt. Die ganz großen Fische, so der Berater, kämen immer noch durch.

Anlageberater aus Singapur sind hoch geschätzt

Nach einem Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben Schweizer Banken ihr Engagement in Singapur innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Vom ersten Quartal 2010 bis zu den ersten drei Monaten des laufenden Jahres stiegen die Forderungen Schweizer Kreditinstitute gegen Partner in Singapur auf 21 Milliarden Dollar.

Viel zu verlieren.

Der Inselstaat lebt aber in erster Linie von den Vermögen aus den angrenzenden Ländern. Parteikader aus China, Edelsteinbarone aus Burma oder Holztycoone aus Indonesien: Sie alle schätzen die Anlageberater aus Singapur. Zwischen 420 und 500 Milliarden Dollar privater Vermögen werden in Singapur verwaltet. Experten schätzen den jährlichen Zuwachs auf etwa 20 Prozent. Nur sieben Prozent der Vermögen stammen bislang aus Europa, etwa die Hälfte davon aus Russland.

Das Geschäft mit der Verwaltung großer Vermögen boomt. Banken wie UBS, BNP Paribas oder Julius Bär finden vor Ort nicht genug Personal und jagen sich gegenseitig die Fondsmanager ab.

Kein Rütteln am Bankgeheimnis

Die Flucht der Reichen in den politisch stabilen und wirtschaftlich soliden Stadtstaat ist gut begründet: Singapur hat ein sicheres Bankgeheimnis, einen Spitzensteuersatz von 20 Prozent und keine Kapitalertragsteuer. Dazu kommt, dass die lokale Währung, der Singapur-Dollar, stetig aufwertet. So schnell dürfte Singapur an seinem Bankgeheimnis nicht rütteln. „Solange Dubai und Hongkong nicht mitziehen, bewegt sich Singapur auch nicht“, heißt es in Finanzkreisen des Inselstaates. Beide Städte gelten als weitere bedeutende Steueroasen in Asien. Dort verwaltete Vermögen sollen etwa den gleichen Umfang haben wie in Singapur.

Es geht aber auch exotischer. Bali offeriert Anlegern jetzt steuerlich lukrative Investments in Touristenhotels. Die wichtigsten Investoren, vermeldete soeben das staatliche „Bali Investment Coordination Board“ stolz, sind mit 723 Millionen Dollar solche von der Steueroase Virgin Islands, gefolgt von solchen aus Singapur mit 220 Millionen Dollar. Dass Balis Hotels schon jetzt über mangelnde Auslastung klagen, scheint niemanden zu stören.

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