Für etwas Urlaubsgefühl reicht derzeit der Besuch von Supermarkt oder Tankstelle. Doch der Effekt ist von kurzer Dauer. Denn die ungewohnt hohen Preise dort werden gar nicht in irgendeiner Fremdwährung angezeigt, sondern tatsächlich in Euro. Die Regierung schnürt ein Entlastungspaket nach dem anderen, damit Pendler, Familien, Rentner und alle anderen Bürger die steigenden Kosten möglichst stemmen können. Vielleicht reicht es dann noch für einen echten Urlaub.
Das staatliche Geld soll es teilweise direkt geben, wie beim jüngst beschlossenen Tanksteuernachlass oder bei 300 Euro Lohnzuschlag für Erwerbstätige („Energiepreispauschale“). In vielen Fällen aber kommen Entlastungen erst an, wenn Arbeitnehmer eine Steuererklärung ausfüllen. Das betrifft etwa die 2021 erstmals erhöhte Entfernungspauschale für Pendler, die Mobilitätsprämie – ein Zuschuss für Geringverdiener mit langen Arbeitswegen –, die fortgeführte Homeoffice-Pauschale oder auch den deutlich erhöhten Behinderten-Pauschbetrag.
Bis Ende September bleibt Zeit
Auch wer nicht dazu verpflichtet ist, dürfte sich deshalb an die lästige Ausfüllarbeit machen. Millionen Deutsche müssen ohnehin ran: Sie waren 2021 in Kurzarbeit und sind daher zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet, sobald sie mehr als 410 Euro an Kurzarbeitergeld im Jahr erhalten haben. Eine Abgabepflicht trifft auch alle, die in speziellen Lohnsteuerklassen vom Ehegattensplitting profitiert haben. Pflichtsteuererklärungen müssen normalerweise bis Ende Juli des Folgejahres beim Finanzamt eintrudeln. Dieses Jahr soll die Frist aber wegen Corona bis Ende September laufen. Unterstützen Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein, bleibt bis Ende Juni 2023 Zeit.
Doch professionelle und bisweilen kostspielige Hilfe muss nicht sein. Apps für Smartphone oder Tablet, Software oder auch Internetportale versprechen eine spielerisch einfache Steuererklärung. Da sollen schon 15, 17 oder 20 Minuten reichen, um die lästige Pflicht zu erledigen. Was dahinter steckt, haben wir auch in diesem Jahr in einem großen Praxistest geprüft.
Während andere Tests untersuchen, ob digitale Steuerhelfer auch komplexe Fälle korrekt berechnen oder besondere Regeln genau umsetzen, setzt der Praxistest einen anderen Fokus: Hier geht es darum, wie gut Nutzerinnen und Nutzer bei ihrer Steuererklärung unterstützt werden. Ist die Sprache verständlich? Ist für ausreichend Orientierung gesorgt? Wird stets klar, wo welche Ausgabe eigentlich eingetragen werden muss? Führt das Tool zügig ans Ziel?
Die Entscheidung für das passende Angebot ist eine persönliche: Wer sich mit Steuerfragen nicht beschäftigen will, aber viele relevante Einnahmen und Ausgaben hat – etwa wegen Vermietung, doppelter Haushaltsführung oder Selbstständigkeit –, kommt kaum ohne Steuerberater aus. Einige digitale Angebote, wie Taxando, sind praktisch nur Vermittler von Steuerberatern. Ähnlich arbeiten die Anbieter ExpressSteuer und Zasta. Die lassen gar keine eigenhändige Abgabe von Steuererklärungen zu und wurden daher nicht getestet.
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Bei anderen Angeboten im Test, wie Wiso Steuer Sparbuch, kann professioneller Rat neuerdings mitgebucht werden, gegen einen deutlichen Preisaufschlag.
In simplen Fällen hingegen, etwa bei typischen Angestellten, kommt bei einer leichten Steuerallergie durchaus eine App wie Steuerbot infrage: Hier reichen schon einige Antworten auf simple Fragen. Die ganze Prozedur fühlt sich kaum nach einer Steuererklärung an.
Steuerhelfer mit Promifaktor
Der Service Steuergott will die Steuererklärung komplett automatisch erstellen. Er braucht dafür nicht mehr als ein paar Fotos, etwa von der Lohnsteuerbescheinigung. Doch das Modell hat Tücken. Hinter Steuergott steckt der Gründer Matthias Raisch. Er hatte bereits das Start-up Taxbutler gestartet, an dem der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zwischenzeitlich beteiligt war.
Bei etwas Bereitschaft oder gar sportlichem Ehrgeiz, sich mit dem Thema Steuer zu befassen, sind Internetsteuererklärungen wie Smartsteuer oder – vor allem bei komplexeren Fällen – Softwarepakete wie Wiso Steuer Sparbuch eine gute Wahl.
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Während ein Steuerberater in der Regel mehrere Hundert Euro verlangt, kostet die Abgabe der Steuererklärung mit einem der digitalen Helfer meist nur 10 bis 30 Euro. Kostenfrei ist das staatliche Portal Mein Elster.
Softwarekäufer dürfen ohne Zusatzkosten mehrere Steuererklärungen abgeben (bis zu fünf bei Wiso Steuer Sparbuch, Tax und Taxman). Bei Onlineportalen und Apps hingegen kostet meist jede einzelne abgegebene Steuererklärung. Ausnahmen gibt es: Smartsteuer und Wiso Steuer (per Web und App) lassen zum Beispiel bis zu fünf Abgaben ohne Extrakosten zu.
Sonderkonditionen kann es bei Kurzarbeit geben. Viele Anbieter gewähren in diesem Fall Preisnachlässe oder bieten ihren Service zumindest begrenzt sogar kostenlos an (wie Klartax und SteuerSparErklärung).
Die Ausgaben für die Steuerhelfer können sonst im Folgejahr steuerlich abgesetzt werden. Streng genommen gilt das nur für den beruflichen Anteil der Steuerberatungskosten. Doch gemischte – berufliche und private – Ausgaben bis 100 Euro zählen in voller Höhe. Die Ausgaben für Software, App oder Onlinesteuererklärung bleiben meist unter dieser Schwelle.