Steuerapps im Praxistest Klartax: Wirkt strukturiert, aber Orientierung fehlt

Quelle: Screenshot

Auf den ersten Blick sieht Klartax aufgeräumt aus. Doch es fehlt hier an Nutzerführung und Unterstützung. Ein Praxistest.

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Was ist Klartax?

Klartax führt strukturiert durch die Abfrage, per App oder Browser. Hinter dem Angebot steckt Datev, das als Softwareanbieter und IT-Dienstleister bekannt ist und zu seinen Kunden Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und Mittelständler zählt. 

Der Service kann per App (IOS oder Android) oder im Internetbrowser genutzt werden (Google Chrome, Mozilla Firefox, Apple Safari und Microsoft Edge).

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Wie sind die Erfahrungen mit Klartax im Praxistest?

Anfangs erfragt Klartax relevante Themen, dann die Daten dazu. Alles ist aufgeräumt und übersichtlich. Auch die Darstellung mit kleinen Symbolen sieht hübsch aus. Hier kommt nicht das Gefühl auf, im Steuerwirrwarr verloren zu sein.

Doch der schöne Schein trügt etwas. Es fehlt danach nämlich an Unterstützung. Eingeblendete Erklärungen sind, wenn überhaupt, sehr knapp gehalten. Ein Klick auf „Hilfe öffnen“ liefert mehr Infos. Beim Zugriff per App wurden diese Texte aber nicht vollständig angezeigt, Scrollen war nicht möglich. Im Browser trat dieses Problem nicht auf. 

Auch bei der Datenabfrage kann schnell Unsicherheit aufkommen: Ist bei Versicherungen mit „Betrag“ der Jahres- oder Monatsbeitrag gemeint? Nutzer müssen selbst erkennen, dass es um Jahreswerte geht. 

Bei „weiteren Ausgaben zu Vorsorge und Versicherung“ führt ein Klick auf zusätzliche Verträge in ein unpassend wirkendes Auswahlmenü, mit Themengebieten wie „Dienstreise“ oder „Spenden und Kirche“. Was das mit den gerade bearbeiteten Vorsorgeverträgen zu tun hat, bleibt völlig kryptisch. Es wirkt eher wie ein Fehler im Programm.

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Ohnehin fragt Klartax unter Vorsorge alles ab, etwa Haftpflicht, Kfz- oder Rentenversicherung, selbst wenn die Steuerhöchstbeträge in diesem Bereich schon mit der Krankenversicherung überschritten sind. Das ist eher die Regel als die Ausnahme. Weitere Angaben bringen dann gar keinen Steuerspareffekt. Klartax weist Nutzer aber nicht darauf hin. Das zieht die Eingabe in die Länge. 

Dass Klartax es besser kann, zeigt es etwa bei den Fahrtkosten zur Arbeit. Hier wird automatisch die Wegstrecke errechnet. Doch dann folgt schon wieder eine Schwäche: So werden die Arbeitstage an der „ersten Tätigkeitsstätte“ abgefragt. Doch bei Abwesenheitstagen wird nicht klargestellt, dass auch Homeoffice-Tage dazuzählen. Wer die später bei der steuerlichen Homeoffice-Pauschale zusätzlich einträgt, bekommt keinen Hinweis auf die unplausible Gesamtanzahl an Arbeitstagen.

Welche Kosten entstehen bei Klartax?

Die Eingabe aller Daten und Erstellung der Steuererklärung ist kostenlos. Für die Abgabe und den Versand ans Finanzamt fallen im Normalfall 19,99 Euro an. Teils gibt es Rabattaktionen.

Das Fazit des Praxistests 

Klartax hat eine aufgeräumt Nutzeroberfläche und führt strukturiert durch die Datenabfrage für die Steuererklärung. Aber Nutzer fühlen sich schnell alleingelassen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Datev Steuerberatern – die eben auch zu den eigenen Kunden zählen – partout keine Konkurrenz machen will.

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