Steuerhinterziehung Warum Zypern nicht als Steuerparadies taugt

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Noch keine Klage erhoben

Steuerparadies Zypern Quelle: dapd

Warum ausgerechnet dort? „Der Standort Zypern taucht wie ein Klassiker bei vielen steuerlichen Strafverfahren in Deutschland auf“, sagt Ulrich Sorgenfrei, Steuerberater und Steuerstrafverteidiger. Der Frankfurter Anwalt gehört laut WirtschaftsWoche-Ranking vom März 2009 zu den besten Spezialisten für Steuerstrafrecht. Zypern lockt mit niedriger Körperschaftsteuer aber auch mit der Tatsache, dass die Insel günstige Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Staaten abgeschlossen hat. Zudem tauschen sich die zypriotischen Behörden erfahrungsgemäß kaum mit Steuerverwaltungen im Ausland aus, obwohl die Insel seit 2004 EU-Mitglied ist.

„Wer ein Unternehmen legal von Deutschland nach Zypern verlagern will, muss sich an die Spielregeln halten“, sagt Sorgenfrei. Die deutschen Steuerbehörden überprüften ausländische Geschäftsadressen und kommen dilettantisch gebastelten Briefkastenfirmen wie offenbar im Frankfurter Fall schnell auf die Schliche. Die Steuerfahnder können feststellen, ob Unternehmen tatsächlich im Ausland sitzen oder sich nur bei dortigen Anwaltskanzleien registriert haben, die massenhaft Scheinadressen verwalten.

Geld im Ausland vermutet

Der Geschäftsbetrieb im Ausland muss laut Anwalt Sorgenfrei Substanz haben. Dafür notwendig sind etwa Büros und Besprechungsräume sowie branchenübliche Kommunikationsverbindungen. Zudem muss es je nach Art des Unternehmens Angestellte geben, die den Betrieb am Laufen halten. Die Geschäftsführer und Eigentümer müssen sich regelmäßig für wichtige Entscheidungen am ausländischen Sitz der Gesellschaft zusammenfinden. „Für spätere Betriebsprüfungen ist das penibel zu dokumentieren, etwa in Form von Protokollen von Sitzungen oder Gesellschafterversammlungen“, sagt Sorgenfrei.

Noch hat die Staatsanwaltschaft keine Anklage erhoben. Sind die Verdächtigen im Frankfurter Fall tatsächlich schuldig, drohen ihnen bis zu zehn Jahren Gefängnis. Milde vom Richter können sie allerdings erwarten, wenn sie helfen, das hinterzogene Geld sicher zu stellen. Ein großer Teil davon liegt laut Staatsanwaltschaft im Ausland. Leichter heran kommen die Behörden dagegen an das in Deutschland liegende Vermögen. Finanzminister Thomas Schäfer wird es freuen.

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