Strom- und Gaspreise Lohnt sich der Wechsel zum Billigstromanbieter wieder?

Ein Stromzähler dreht sich. Die Preise für Neukunden sinken wieder. Quelle: dpa

Nach dem Energiepreisschock im Herbst sind die Preise für Strom und Gas wieder gefallen. Wechselwillige können jetzt im Schnitt zwischen 200 und 300 Euro pro Jahr sparen – sollten den Anbieter aber sorgfältig auswählen.

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Privathaushalte können inzwischen wieder günstigere Gas- und Stromtarife bekommen. „Die Preise an den Energiebeschaffungsmärkten sind für Anbieter zuletzt gesunken„, erklärt Christoph Maurer, Geschäftsführer der Energieberatung Consentec, die Trendwende. „Das ermöglicht ihnen, günstigere Neuverträge anzubieten.“

Normalerweise ist die Grundversorgung, also der Tarif, wenn man keinen Strom- oder Gasvertrag abgeschlossen hat, teurer als die sogenannten Sondertarife. Das sind Strom oder Gasverträge mit Energieunternehmen. Auch Grundversorger können zusätzlich Sondertarife anbieten. Nach dem Energiepreisschock im vergangenen Jahr verzeichnete die Grundversorgung aber enormen Zulauf: Viele Verbraucher schlüpften dort unter, weil es auf einmal billiger war als anderswo

Das hat sich mittlerweile wieder geändert, wie Zahlen des Vergleichsportals Check24 zeigen. Die Sonderkundentarife unterbieten die Grundversorgungstarife wieder deutlich: 5000 Kilowattstunden kosten bei Neukundenverträgen derzeit durchschnittlich 1917 Euro (38,34 Cent/kWh), das sind rund 200 Euro weniger als der Durchschnittspreis der Grundversorgung. Ähnlich ist es am Gasmarkt: Aktuell kosten 20.000 Kilowattstunden Gas im Grundversorgungstarif im Schnitt 2737 Euro (13,69 Cent/kWh), während Sondertarife durchschnittlich 2454 Euro (12,27 Cent/kWh) in Neuverträgen verlangen. Laut Check24 hat sich zudem die Zahl der Anbieter, die um Kunden werben, wieder deutlich erhöht.

Ist es jetzt also eine gute Zeit, um wieder zu wechseln? Das kommt darauf an, wie risikofreudig Verbraucher sind.

Die Anbieter kaufen ihrerseits Strom und Gas ein. Das geht zum einen am Terminmarkt, wo man langfristige Lieferverträge aushandelt. Oder aber kurzfristig am Spotmarkt. „Schwierig wird es bei Anbietern, die ihren Kunden langfristige Verträge anbieten, die Energie aber kurzfristig über den Spotmarkt beschaffen“, sagt Energieexperte Maurer. „Steigen die Preise am Spotmarkt, drohen diese Anbieter illiquide zu werden.“ Sollte sich die Lage an den Energiemärkten wieder zuspitzen, drohen Insolvenzen. Schnäppchenjäger müssten dann, ähnlich wie im vergangenen Jahr, gegebenenfalls in einen deutlich teureren Tarif wechseln.

Vertragspartner prüfen

Insolvenzgefährdete Strom- und Gasanbieter zu erkennen, gestaltet sich schwierig. Generell seien reine Stromhandelsgesellschaften gefährdeter als Unternehmen, hinter denen Stadtwerke oder große Energiekonzerne stehen, erklärt Energieexperte Maurer. Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagt: Häufen sich Beschwerden, dass ein Anbieter Guthaben oder Boni nicht auszahlt, kann das ein Warnzeichen sein. „Nur weil es keine schlechten Berichte gibt, heißt das noch lange nicht, dass die Anbieter unkritisch sind“, sagt Wallraf.

Bei Vergleichsportalen können lediglich Nutzer mit Vertrag über das Portal eine Bewertung abgeben, und das meist nur kurz nach Abschluss. „Trotzdem müssen Wechselwillige sich nicht zu viele Sorgen machen“, sagt die Verbraucherschützerin. „Der Großteil der Energieanbieter liefert solide.“ Verbraucher können das Risiko weiter minimieren, indem sie möglichst realistische Abschläge zahlen und nicht in Vorkasse gehen.

Pokern vermeiden

Einige Vertragsvermittler der Energieunternehmen werben mit höheren staatlichen Erstattungen aus der Energiepreisbremse, wenn ihre Kunden einen teureren Versorgungspreis wählen. Durch die Subvention zahlen Verbraucher unterm Strich für 80 Prozent ihrer Gasversorgung maximal 12 Cent pro Kilowattstunde sowie 40 Cent pro Kilowattstunde für Strom. Bei Preisen oberhalb dieser Werte erhalten sie eine staatliche Erstattung, Grundlage ist der Verbrauch im Vorjahr.

Der Clou: Wer weniger als 80 Prozent seines Vorjahresverbrauchs konsumiert hat, bekommt trotzdem 80 Prozent vom Staat erstattet – und spart die Differenz in voller Höhe. Bei einem höheren Strompreis ist demnach auch die Erstattung höher. „Ich rate von solchen Geschäften dringend ab“, sagt Wallraf allerdings. „Wenn Haushalte es nicht schaffen, ihr Einsparziel von 80 Prozent einzuhalten, wird es richtig teuer.“ Alles, was sie über der 80-Prozent-Grenze konsumieren, läuft schließlich zum teureren Tarif. 

Wechsel nicht aufschieben

Ob wechselwillige Verbraucher nun eher lange oder eher kurze Vertragslaufzeiten wählen sollten, kommt auf den Einzelfall an. „Es kann sein, dass die Strom- und Gaspreise noch etwas nachgeben“, sagt die Energieexpertin. Im gegenteiligen Fall, wenn die Preise steigen, würde die Energiepreisbremse diesen Effekt noch voraussichtlich bis April 2024 abfedern. „Wer aber keine Lust hat, sich nach drei Monaten um einen Wechsel zu kümmern, sollte einen Tarif mit Preisgarantie abschließen“, sagt Wallraf.

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Auch Energieberater Maurer rät davon ab, auf noch günstigere Preise zu warten. „Richtung Jahresende erwarten wir an den Beschaffungsmärkten tendenziell leicht steigende Preise“, sagt er. „Wenn auch nicht auf einem Niveau wie im vergangenen Jahr.“ Langfristig rechnen Händler aber erst ab 2025 wieder mit fallenden Preisen am Terminmarkt.

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