Taxando, Smartsteuer, Mein Elster Die besten Steuer-Apps 2021

Wir haben getestet: welche Apps am besten bei der Steuererklärung helfen. Quelle: imago images

Wir haben getestet: Welche Steuer-Apps am besten bei der Steuererklärung helfen. Die besten Steuersoftware-Apps 2021.

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Für Optikfans: Taxando – Zumindest der Schein ist schön

Taxando überzeugt nicht. Dabei sieht die App ansprechend aus – nette Symbole, viel Weiß, etwas Grün. Sie ist auch auf Englisch, Polnisch und Russisch verfügbar. Technisch zeigte sie Schwächen. Die Handy-App startete auf einem Android-Smartphone erst nicht richtig. Bei der Bearbeitung im Browser gab es am Ende, statt der Steuererklärung, eine Fehlermeldung ohne Erläuterung. Angeblich soll die Steuererklärung nur 18 Minuten brauchen. Dafür bräuchte es eine gute Nutzerführung. Leider gibt es die nicht! Am besten sollten Nutzer sich selbst auskennen, sollten wissen, was unter „haushaltsnahe Dienstleistungen“ fällt, ob es sich um „Minijob im Privathaushalt“ oder „haushaltsnahe Dienstleistung und Beschäftigung im Privathaushalt“ handelt. Taxando fragt ab, ohne Erklärung. Unterstützung fehlt. So hinterlässt die App Unerfahrene überfordert. Auch hilfreiche Tools, etwa zur Berechnung der Wegstrecke zur Arbeit, fehlen. Es wirkt, als ob die App Kunden nur in den Modus „Steuer++“ lotsen soll. Dann prüft ein Steuerberater den Fall. Während die Onlineabgabe sonst 33,80 Euro kostet, sind es mit Steuerberater ab 99 Euro. Im Test stieg der Preis dann je nach Fall sogar auf 179 bis 299 Euro. Kostenlos kann die Steuererklärung nur per Post verschickt werden.

Preis: ab 33,80 Euro
Fazit: Eher ein Vertriebstool für das Modell mit Steuerberater als eine vollwertige Steuer-App. Dafür sieht Taxando gut aus.

Für Nachsichtige: Klartax – Aller Anfang ist schwer

Datev ist als IT-Dienstleister auf Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Anwälte und deren Mandanten spezialisiert. Da lässt es aufhorchen, dass Datev unter der Marke Klartax nun bei privaten Steuererklärungen mitmischt. Per Browser oder App (Android und iOS) können Daten eingegeben werden. Die Optik ist aufgeräumt. Punkten will Klartax mit der ständigen Erfassung relevanter Daten. Laufend können Nutzer aus eingebundenen Bankkonten Umsätze als relevant abspeichern. Das klappte im Test gut. Wer aber in einem Zug die Steuererklärung erstellen will, ohne große Vorarbeit, der fühlt sich schnell verloren. Es gibt keine vorgegebene Reihenfolge. Die Bearbeitung erfolgt eher zufällig. Das Risiko, etwas zu vergessen, ist damit groß. Bislang eignet sich der Service nur für simple Fälle. Einkünfte von Selbstständigen, aber auch Arbeitslosen- oder Elterngeld, konnten zum Testzeitpunkt noch nicht verarbeitet werden. Am Ende soll der Nutzer die Daten kontrollieren; dabei bildet Klartax letztlich die offiziellen Formulare ab. Das wird viele überfordern. Im Zweifelsfall will Klartax einen Steuerberater vermitteln; zu dessen normalen Gebühren. Denen will der Dienst keine Konkurrenz machen.

Preis: 19,99 Euro
Fazit: Neuer Service von einem kompetenten Anbieter (Datev). Noch aber überzeugt Klartax nicht. Votum: ausbaufähig!

Für Schrecklose: Wundertax – Ein Hauch von Schnitzeljagd

Wundertax gibt es per App oder Browser (auch unter Steuererklaerung.de). Komfortabler ist die Browserversion. Manchmal, etwa bei der automatischen Berechnung der Wegstrecke zur Arbeit, überzeugt der Service voll. Die Darstellung ist klar strukturiert. Doch da beginnen die Probleme: Viele Themen hängen zusammen. Anstatt Posten zuzuordnen, weist Wundertax Nutzer nur darauf hin. Freiwillig gesetzlich Krankenversicherte zum Beispiel sollen, so steht es bei Übernahme der Lohnsteuerdaten, „diese zusätzlichen Angaben“ unter „weitere Angaben“ eintragen. Sehr kryptisch! Bei Fortbildungskosten heißt es, dass die Ausgaben unter „weitere Ausgaben“ gemacht werden sollen, wenn Reisekosten entstanden sind. Der Nutzer muss es sich merken oder hinspringen. Es lebe die Schnitzeljagd! Auch bei Dateneingaben fehlen kontextbezogene Hinweise. Vorjahreswerte können nur von Wundertax übernommen werden. Dafür werden vom Fiskus meist akzeptierte Werte oft vorab eingetragen. Eine einzelne Steuererklärung kostet 34,95 Euro; Rabattcodes verfügbar.

Preis: ab 29,95 Euro
Fazit: Orientierung fällt hier schwer, das Fehlerrisiko ist groß. Wundertax müsste mehr mitdenken, um Nutzern weiterzuhelfen.

Für Ungeduldige: Smartsteuer – Die bequeme Alternative zur Software

Direkt im Browser loslegen – und dennoch selbst komplexe Steuerfälle abbilden: Mit Smartsteuer gelingt das. Vorjahresdaten können übernommen werden, mit etwas Aufwand auch von Taxman, Quicksteuer und ElsterFormular. Der Abruf aktueller Daten direkt beim Finanzamt läuft reibungslos. Und dann ist man schon mittendrin in der Steuererklärung, ohne es richtig zu merken.

Die Darstellung ist aufgeräumt, mit dezenten Grau-, Blau- und Grüntonen. Während andere Angebote viele Daten auf einer Seite bündeln, zerlegt Smartsteuer die Abfrage in kleine Schritte, ohne dass die Bearbeitung dadurch spürbar länger dauert. Dafür bleibt die Darstellung so sehr übersichtlich. Die Texte sind meist verständlich, eher auf breite Masse ausgerichtet als auf Steuersparspezialisten. Komfortable Unterstützung gibt es auch, etwa bei der Berechnung der Wegstrecke zur Arbeit. Auch die Coronabesonderheiten, mit mehr Tagen im Homeoffice, werden gut aufgefangen. Smartsteuer hat keine Berührungsängste, Einkünfte aus Vermietung oder selbstständiger Arbeit beispielsweise können ebenfalls eingetragen werden. Am Ende gibt ein „Smartcheck“ Tipps, bevor alles ans Finanzamt abgeschickt wird. Regulär kostet der Service 34,99 Euro; Rabattcodes drücken den Preis.

Preis: ab 29,99 Euro
Fazit: Auch für komplexe Fälle geeignet. Umfassend, ohne dabei zu überfordern. Testsieger unter den Browserangeboten.

Die besten Steuer-Apps für Wagemutige, Besondere und Steuerhasser

Für Wagemutige: ExpressSteuer – Mit einem Profi – und trotzdem allein gelassen

Relevante Daten werden im Browser kurz abgefragt. Darunter unübliche Fragen, etwa zur Wohnungsgröße. Die Angaben dienen nur zur Berechnung einer unverbindlichen, zu erwartenden Steuererstattung. Ausgaben fürs Arbeitszimmer werden einfach als Zahl erfragt – dabei ist es komplex, ob und wie viel dafür abgesetzt werden kann. Laut den Geschäftsbedingungen sollen die Angaben „vollständig und zutreffend“ sein. Wie soll das so gelingen? Auf Basis der Angaben wird dann ein Steuerberater oder Rechtsanwalt mit der Steuererklärung beauftragt, gegen 25 Euro Pauschalhonorar plus 18 Prozent der tatsächlichen Steuererstattung. Angeblich braucht der Profi für die lästige Arbeit im Anschluss nur ein Foto von Lohnsteuerbescheinigung und Ausweis. Damit scheinen die grob abgefragten Werte nicht unbedingt im Detail überprüft zu werden. Das ist riskant! Im Test sollte eine Anwältin eingeschaltet werden. Anwälte dürfen bei Steuererklärungen helfen, haben aber nicht die fachliche Expertise eines Steuerberaters. Angenommen werden nur Angestelltenfälle. Bei Kurzarbeit werden pauschal 49 Euro als Preis erhoben, ohne Anteil an der Steuererstattung.

Preis: 25 Euro plus 18 Prozent
Fazit: ExpressSteuer stellt auf die Profihilfe ab, vieles aber läuft hinaus auf eine mit der heißen Nadel gestrickte Erklärung.

Für Steuerhasser: Steuergott – Noch schneller geht es kaum

Ein Foto der Lohnsteuerbescheinigung; ein, zwei weitere Fotos. Mehr braucht Steuergott nicht, um angeblich automatisch eine Steuererklärung zu erstellen und digital abzugeben. Nutzer bekommen sie nicht zu sehen. Sie haften für Fehler, haben aber keine Kontrolle. Wahnsinn? Steuergott-Mitgründer Matthias Raisch sieht es locker: Das System mache keine Fehler. Er hatte früher die App Taxbutler gegründet (an der auch der heutige Gesundheitsminister Jens Spahn beteiligt war, bevor er nach Kritik ausstieg). Die abgefragten Daten seien dem Finanzamt eh bekannt, weil sie von Arbeitgeber und anderen Stellen übermittelt würden. Steuergott brauche sie eigentlich nur für einen Zweck: Nutzer können bis zu 70 Prozent der errechneten Erstattung im Voraus bekommen. Faktisch ist das ein Kurzzeitkredit, zu meist dreistelligem Effektivjahreszins. „Das liegt an der Klientel“, sagt Raisch. Im Schnitt verdienten Kunden nur 20 000 Euro pro Jahr. Komplexere Fälle lehnt Steuergott ab. Kurz nach der angeblichen Absendung der Daten ans Finanzamt kommt eine Mail. So war es im Test. Was übermittelt wurde, ist unklar, eine Bewertung nicht möglich.

Preis: ab 29 Euro

Fazit: Superschnell, aber ohne Kontrolle. Klingt ganz schön gewagt. Uns wäre das beim Thema Steuern zu heiß.

Für Besondere: Steuerfuchs – Die datensparsame Alternative

Dieses alternative Browserangebot hat Charme. Es stammt von keinem großen Verlag, sondern einem Berliner Finanz-IT-Unternehmen. Der Steuerfuchs punktet mit Datenschutz und extrem strukturierter Abfrage. Er führt durch Themenblöcke wie Einkünfte, Werbungskosten und private Ausgaben. Unterthemen werden auf „Arbeitsblättern“ abgebildet. Dabei gibt es gute und hilfreiche Erklärungen, Hinweise auf mögliche Fehleingaben und die Auskunft, ob zum Beispiel die beruflichen Ausgaben bei Angestellten bereits pauschal berücksichtigte 1000 Euro übersteigen. Der Steuerfuchs ist brauchbar; er unterstützt den Abruf aktueller Daten vom Finanzamt, etwa aus der Lohnsteuerbescheinigung. Und doch hat er Schwächen: Die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig. Wer kein Steuervorwissen hat, wird oft alleingelassen, etwa bei der Abschreibung eines beruflich genutzten Laptops. Die steuerliche Nutzungsdauer müssen Nutzer selbst kennen. Auch die Sprache irritiert teils durch Kleinigkeiten, weil nicht die gängigsten Begriffe genutzt werden. Zudem werden verwandte Themen (wie Weg zur Arbeit und Homeoffice) nicht immer gebündelt abgefragt.

Preis: 14,95 Euro
Fazit: Bester Datenschutz, günstiger Preis. Schwächen bei Bedienungsfreundlichkeit und Nutzerunterstützung.

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Für Bürokraten: Mein Elster – Mit schönem Gruß vom Fiskus

Wer sich bisher durch die alten Steuerpapierformulare gearbeitet hat, der wird mit Mein Elster glücklich: Hier können Daten aus dem Vorjahr übernommen werden, aktuelle Werte – aus der Lohnsteuerbescheinigung oder von der Krankenkasse – können direkt geladen werden. Am Ende prüft das kostenlose Angebot der Finanzverwaltung die Steuererklärung und erkennt mögliche Fehler oder Widersprüche, außerdem berechnet es vorab die Steuer. Dabei sieht es aufgeräumt aus. Es verdient Anerkennung, dass die Finanzverwaltung ins Digitale aufgebrochen ist. Wirklich nutzerfreundlich ist Mein Elster trotzdem nicht. Nutzer müssen praktisch vorab wissen, ob und wo sie relevante Einnahmen und Ausgaben eintragen müssen. Es mangelt an Erklärungen und praktischen Hinweisen. Die Sprache ist oft lieblos. Hinter der Frage „Möchten Sie Bescheinigungen einfüllen?“ verbirgt sich die Option, aktuelle Werte automatisch zu laden. Und eine Übersichtsseite „Anlage N“ lädt nicht gerade dazu ein, sich damit näher zu befassen. Dabei müssen hier alle beruflichen Ausgaben von Angestellten eingetragen werden. Das Risiko, am Ende zu viel zu zahlen, ist hier groß.

Preis: kostenlos
Fazit: Mein Elster ist als Onlineservice besser als die Papierformulare, mehr allerdings nicht. Erklärungen und Tipps fehlen.

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