Top-Banker klagt an „Ich saufe wegen meines Arbeitgebers“

Sean Juneja will 20 Millionen Euro von seinem Arbeitgeber, von BGC Partners. Weil er mies behandelt worden sei, habe er angefangen zu trinken und schlafe nicht, sagt er. Der Streit wird vor Gericht geklärt.

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Jobs an der Wall Street sind gut bezahlt, gehen aber an die Substanz. Quelle: Reuters

Der US-Broker BGC Partners ist von seinem Ex-Chef für strukturierte Produkte verklagt worden. Der Vorwurf: Die Art und Weise, wie er behandelt worden sei, habe zu exzessivem Trinken, Panik-Attacken und letztlich auch Schlafstörungen geführt.
Sean Juneja, der heute im US-Bundesstaat Connecticut lebt und noch immer bei BGC angestellt ist, will mindestens 16 Mill. Pfund (20 Mill. Euro) von seinem Arbeitgeber haben. Das hat Bloomberg News aus informierten Kreisen erfahren. Nachdem er im August 2008 von London nach New York versetzt wurde, sei ihm das versprochene Gehalts- und Leistungspaket vorenthalten worden. Nachfragen wurden ignoriert, hieß es.
In der Folge dieser Nicht-Beachtung habe Juneja begonnen, “exzessive Mengen an Alkohol zu trinken”, erklärte sein Anwalt in Unterlagen, die bei einem britischen Gericht eingereicht worden sind. Den Papieren zufolge wurde bei ihm eine “akute depressive Störung” festgestellt.

Für BGC ist es nicht das erste Mal, dass sich der Broker vor Gericht mit arbeitsrechtlichen Fragen auseinandersetzen muss. So schloss das Unternehmen beispielsweise einen Vergleich, nachdem ihm vorgeworfen worden war, Broker vom Wettbewerber Tullett Prebon Plc abgeworben zu haben. Wie viel Geld als Teil dieser Einigung geflossen ist, blieb unbekannt. Anthony Verrier, ein früherer Managing Director bei BGC, wurde von der britischen Financial Services Authority (FSA) mit einem Berufsverbot belegt - weil er Millionen von Pfund ausgegeben habe, um Tullett-Broker zu BGS zu locken. Er geht derzeit allerdings noch gegen die Entscheidung vor.
Mit Blick auf Juneja hat BGC die Vorwürfe Körperverletzung und Vertragsverletzung zurückgewiesen, wie aus bei Gericht eingereichten Dokumenten hervorgeht. Gleichzeitig warf die Firma Juneja vor, er schulde dem Unternehmen noch 1,3 Mill. Pfund zuzüglich Zinsen. Juneja hatte die Abteilung für strukturierte Produkte in New York und London geleitet.


Juneja ist abgetaucht

Robert Hubbell, ein Sprecher von BGC, wollte auf Nachfrage von Bloomberg News keine Stellungnahme abgeben. Juneja war nicht zu erreichen. Und sein Anwalt Gareth Brahams wollte nichts zu dem Fall sagen.
Die Fronten waren nicht immer so verhärtet. Gerichtsunterlagen zufolge hatte Shaun Lynn, Präsident bei BGC, Juneja einst sogar als ein “Beispiel für die Zukunft des Unternehmens” bezeichnet. Im Jahr 2008 habe er zugestimmt, den Top-Manager von London nach New York zu versetzen.
Juneja behauptet, kurze Zeit später - im Dezember 2008 - habe die Firma allerdings damit aufgehört, ihn zu bezahlen und die Krankenversicherungsbeiträge zu begleichen. Er habe größere Arztrechnungen daraufhin aus der eigenen Tasche zahlen müssen, unter anderem für die Geburt eines Kindes. Einmal sei er von einem Kollegen in einem Park gesichtet worden - “unrasiert auf einer Bank sitzend mit gesenktem Kopf”.

BGC zufolge hatte sich Juneja geweigert, nötige Dokumente auszufüllen, die eine Bezahlung über den US-Arm der Firma gesichert hätten. Er soll zudem die Annahme eines Schecks über 86.041 Dollar verweigert haben.
Sein Geschäftsbereich rund um strukturierte Kreditausfallswaps (CDS) war Mitte 2008 in sich zusammengebrochen, erklärte BGC. Die Erlöse der Abteilung in London seien von 18,4 Mill. Dollar im Jahr 2006 auf nur noch 1,3 Mill. Dollar 2009 geschrumpft.
Unternehmensangaben zufolge verdiente Juneja zwischen Oktober 2004 und September 2007 rund 4,9 Mill. Pfund an Boni. Er habe jedoch darum gebeten, das Geld nicht unmittelbar auszuzahlen, damit er sich erst noch schlau in der Frage machen könne, wie Steuerzahlungen zu vermeiden seien.
Einige der psychischen Probleme von Juneja könnten wohl auch damit zusammenhängen, dass er sich von “einem Mann, der Millionen verdiente, zu einem Mann wandelte, der auf Grund der Rezession und auf Grund von eigenen Handlungen nichts mehr verdiente”, erklärte BGC in Gerichtsdokumenten.

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