Unternehmen wird gespalten IVG-Gläubiger werden zu Eignern

Hoffnung für die IVG-Gläubiger: Sie bekommen wohl mindestens 60 Prozent ihres Geldes zurück, einige können sogar mit bis zu 80 Prozent rechnen. Das Unternehmen soll in drei Teile aufgespalten werden.

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Das hoch verschuldete Immobilienunternehmen IVG will sich in einem sogenannten Schutzschirmverfahren sanieren. Quelle: dpa

Der insolvente Immobilienkonzern IVG wird nach seiner Rettung in drei Teile zerlegt. Die Immobilien im eigenen Bestand, das Geschäft mit Immobilienfonds für institutionelle Anleger und die Gas-Kavernen an der Nordsee sollen organisatorisch voneinander getrennt werden, sobald die neuen Eigentümer - die bisherigen Gläubiger - das Sagen haben, sagte Vorstandschef Wolfgang Schäfers am Montag in Bonn. Das macht es den Hedgefonds und anderen Finanzinvestoren, die sich vor der Pleite in die Schulden der IVG eingekauft hatten, leichter, den Konzern später zu filetieren. Die Aktie soll im Juni oder Juli nach 28 Jahren von der Börse genommen werden, die bisherigen Aktionäre verlieren ihren Einsatz vollständig.

"Ob die neue Holding oder einzelne Töchter später wieder an die Börse gebracht werden, bleibt den neuen Investoren überlassen", sagte Schäfers. "Es gibt keinen Zusammenhang etwa zwischen Kavernen und dem Immobiliengeschäft", rechtfertigte er den Umbau. "Andererseits gebe es auch keine Pläne für ein "Zerschlagungs-Szenario", fügte er hinzu. Doch die neuen Eigentümer sind langfristig wohl auf eine Verwertung der Unternehmensteile angewiesen, um Gewinn aus dem Einstieg bei der IVG zu ziehen.

Über den drei Unternehmensteilen thront nach dem am Montag beim Amtsgericht Bonn eingereichten Insolvenzplan künftig eine Finanzholding, die komplett den bisherigen Gläubigern gehören soll. Durch den Tausch von Schulden in Eigenkapital ("Debt-for-equity Swap") erhalten sie rechnerisch bis zu 80 Prozent ihrer Forderungen zurück. Die meisten Spekulanten wie Cerberus und Aurelius Capital Management haben sich im Vorfeld der Insolvenz freilich zu höheren Kursen in die wackligen Kredite eingekauft - laut Insidern zu 83 und 91 Prozent des Nennwerts -, so dass sie zunächst noch keinen Profit machen.

"Extrem hohe Quote"

Gewöhnliche Gläubiger können damit rechnen, 60 Prozent ihrer Forderungen an die IVG beglichen zu bekommen - in bar. "Das ist für ein Insolvenzverfahren eine extrem hohe Quote", sagte Schäfers. Bei einer sofortigen Zerschlagung wären nur 49 Prozent herausgekommen. Der Liquidationswert der Immobilien hätte bei 3,2 Milliarden Euro gelegen, nach der Sanierung geht der Vorstand von einem Wert von 3,6 Milliarden aus. Die IVG-Gläubiger sollen am 20. März über den Plan abstimmen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Zustimmung erhalten werden", sagte der Vorstandschef.

Es ist der größte "Debt-for-Equity Swap" bei einem börsennotierten Unternehmen. In Deutschland ist ein solcher Tausch erst seit knapp zwei Jahren bei Firmenpleiten erlaubt. Die IVG war im Herbst unter einer Schuldenlast von mehr als vier Milliarden Euro in die Pleite gerutscht. Nun werde sie um 2,2 Milliarden entschuldet, sagte Schäfers. Der "neue" Konzern komme auf eine Eigenkapitaldecke von 1,9 Milliarden Euro. Gegen eine Umschuldung ohne Insolvenz hatten sich vor allem die Gläubiger einer Hybridanleihe über 400 Millionen Euro gestellt, die nun ebenso wie die Aktionäre leer ausgehen. Damit hat allein die Karlsruher Unternehmerfamilie Mann, früher Eigentümer der Möbelhaus-Kette "Mann Mobilia", fast 200 Millionen Euro verloren.

Die IVG gehört künftig zu 80 Prozent rund 120 Gläubigern eines syndizierten Milliardenkredits und eines Darlehens, das ursprünglich die LBBW gegeben hatte. 20 Prozent liegen bei 40 bis 45 Zeichnern einer Wandelanleihe, die damit auf eine Plan-Quote von 68 Prozent kommen. Sie bringen laut Schäfers 150 Millionen Euro an frischen Mitteln mit. "Es wird - Stand heute - keinen einzelnen Aktionär geben, der mehr als zehn Prozent an der IVG halten wird", sagte er. Ein zweiter, voll besicherter Kredit über gut eine Milliarde Euro, in den sich ebenfalls Hedgefonds eingekauft hatten, soll rasch abgelöst werden.

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