Urteil Flowtex-Skandal: Milliardenbetrüger bleibt frei

Manfred Schmider schrieb in den 90ern Wirtschaftsgeschichte, als er mit seiner Bohrer-Firma Flowtex um Milliarden betrog. Nun wurde er erneut verurteilt, bleibt aber frei - und lebt weiter im Luxus.

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Manfred Schmider, Gründer der Skandalfirma Flowtex Quelle: dapd

Manfred Schmider könnte es deutlich schlechter gehen. Er kann sich frei bewegen und im Luxus schwelgen. Dabei hat der Mann sein gesamtes Vermögen verloren. Offiziell ist er arbeitslos. Er hat siebeneinhalb Jahre im Gefängnis verbracht. Er hat Banken und Geschäftspartner betrogen – und mit der Pleite des von ihm gegründeten Bohrsysteme-Hersteller Flowtex im Jahr 1999 für einen der größten Skandale in der deutschen Wirtschaftsgeschichte gesorgt. Über ihn ist sogar schon ein Landesminister gestolpert. In Deutschland war Wirtschaftsbetrug in Milliardenhöhe bis zum Auffliegen Schmiders eine unbekannte Dimension.

Aber Schmider geht es gut. Denn nun stand Schmider erneut vor Gericht – und kommt mit einer Bewährungsstrafe über ein Jahr und zehn Monate davon. Die Strafe erhielt er vom Landgericht Mannheim für ein Bankrott-Vergehen. Schmider hatte gestanden, 2005 und 2006 vier wertvolle Gemälde und einen Geländewagen illegal an seinen Gläubigern vorbei zu seiner Frau in die Schweiz geschafft zu haben. Als er dies tat, saß er wegen des Flowtex-Betrugs noch im Gefängnis. Im Gegenzug für das Geständnis hatte ihm das Gericht eine zur Bewährung ausgesetzte Strafe in Aussicht gestellt.

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So bleibt der ehemalige Flowtex-Chef auf freiem Fuß – und kann das Leben weiter genießen. Noch vor gut einem Jahr war er einem Spiegel-Bericht zufolge mehrfach auf Mallorca gesichtet worden, wie er im dicken Geländewagen umherfuhr, am Pool von Luxusanwesen oder auf schicken Yachten entspannte. Den bescheidenen Lebensstil eines gescheiterten Unternehmers und verurteilten Wirtschaftsbetrügers stellt man sich gemeinhin anders vor. Wer sich mit dem Fall Schmider beschäftigt, kann nur mit dem Kopf schütteln.

Geldquelle angebohrt

Der Aufstieg des ehemaligen Gebrauchtwagenhändlers Manfred Schmider zum erfolgreichen Unternehmer begann 1986. Damals brachte Schmider Patente aus den USA für spezielle Bohrgeräte mit. Diese sollten es ermöglichen, Rohrleitungen im Boden zu verlegen, ohne dass dieser aufgerissen werden muss. Die sogenannten Horizontalbohrer seiner Firma Flowtex, die jeweils einen Millionenbetrag kosteten, stießen auf Interesse und Schmider baute sich in Windeseile einen Konzern mit mehreren tausend Angestellten. Der Flowtex-Chef bewegte sich in den höchsten Gesellschaftskreisen und war bei Bankern und Politikern gern gesehen.

Große Blender - und was aus ihnen wurde
Die Gründer der Frankfurter Immobiliengruppe S+K, Stephan Schäfer und Jonas Köller, hat ein Schicksal ereilt, das vielen Blendern aus der Dotcom-Ära bereits zu Teil wurde: Sie landeten wegen mutmaßlichem Anlagebetrug in Untersuchungshaft. Zuvor haben sie es mit dem ergaunerten Geld richtig krachen lassen. Doch was ist aus den Bankrotteuren aus dem Jahr 2000 geworden?
Einer der bekanntesten Betrüger ist Florian Homm, bekannt als Großaktionär bei Borussia Dortmund. Am Neuen Markt war er zuvor schon bekannt als Gründer von Value Management & Research (VMR), die Firmen wie Toysinternational.com oder Comtelco an die Börse brachte. Eine angekündigte Fusion mit der Beteiligungsgesellschaft Knorr Capital scheiterte, Homm zog sich aus VMR zurück. Wenige Jahre später geriet er mit dem Hedgefonds Absolute Capital Management Holdings mit Investments bei Borussia Dortmund oder dem Finanzdienstleister MLP in die Schlagzeilen. Vielfach war ihm vorgeworfen worden, Kurse massiv zu manipulieren. Als der Hedgefonds 2007 unter Druck geriet, nahm Homm überstürzt seinen Hut und war seitdem untergetaucht. Seine Nachfolger in der Leitung des Fonds warfen ihm später vor, dass viele Investments einen weit geringeren Wert hätten, als ausgewiesen. Die Aktien des börsennotierten Hedgefonds verloren mehr als 90 Prozent ihres Wertes. Seit Februar 2011 läuft gegen Homm auch eine Klage der US-Börsenaufsicht SEC. Zuletzt wurde er in Liberia vermutet. 2012 tauchte der einst skrupellose Finanzinvestor wieder auf - um ein Buch über sein Leben vorzustellen und sich öffentlich reinzuwaschen. Er sei ein anderer Mensch, gehe mindestens zweimal wöchentlich zum Gottesdienst und wolle sich demnächst der SEC stellen, erzählt er der Financial Times Deutschland. Natürlich können Menschen sich ändern, aber der Eindruck einer PR-Masche zum Verkauf seines Buches bleibt doch bestehen - gerade wenn es stimmt, dass von seinem einzigen Vermögen nicht mehr viel übrig ist. Quelle: dpa/dpaweb
Im Januar 2012 wurde der gebürtige Kieler Kim Schmitz in Neuseeland festgenommen. Dem 38-jährigen wurde vorgeworfen, Mastermind hinter dem Raubkopien-Portal Megaupload zu sein. Die spektakuläre Verhaftung rückte auch die Dotcom-Ära wieder in Erinnerung, immerhin hatte Schmitz sein 25-Millionen-Dollar-Anwesen "Dotcom Mansion" getauft und sich selbst seit einiger Zeit ganz offiziell Kim Dotcom genannt... Quelle: REUTERS
Auch in der Zeit des Neuen Marktes war Schmitz eine der schillerndsten Figuren: Unvergessen sind seine Urlaube mit dem durch eine Dieter Bohlen-Affäre als "Teppich-Luder" bekannten Playboy-Bunny Janina... Quelle: rtr
Legendär auch seine Auftritte in der Harald-Schmidt-Show, wo Schmitz seinen eigenen Sessel mitbrachte (die vorhandenen waren ihm zu unbequem) und erzählte, wie er den Jet der Haffa-Brüder für eine halbe Million charterte, um einen Kurztrip in die Karibik zu unternehmen. Quelle: rtr
EM.TV Quelle: dpa
Comroad Quelle: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche

Doch als Flowtex 1999 pleiteging, wurde deutlich, dass die Milliardenumsätze nur Luftbuchungen waren. Von den angeblich mehr als 3000 Bohrgeräten, die Flowtex verkauft oder vermietet hatte, existierten letzten Endes nicht einmal zehn Prozent. Ein gewaltiger Kreislauf ähnlich einem betrügerischen Schneeballsystem war entstanden, bei dem die neuen Kreditgelder, die Banken für die Herstellung der Bohrgeräte bewilligt hatten, zur Zahlung alter Leasingraten und Steuerschulden genutzt wurden. Durch Scheinrechnungen hatten Schmider und seine Komplizen die Bilanz am Ende um etwa vier Milliarden D-Mark aufgepumpt. Der Schaden bei den Flowtex-Geschäftspartnern belief sich auf etwa 2,2 Milliarden Euro - vor allem bei Banken und Leasinggesellschaften, die die nicht existenten Bohrgeräte finanziert hatten.

Wo ist das Geld?

Bohrsysteme und Lastwagen der insolventen Ettlinger Flowtex nach ihrer Sicherstellung. Die Firma gaukelte Geschäftspartner die zehnfache Menge der tatsächlich existierenden Bohrgeräte vor Quelle: AP

Im Jahr 2000 wurden Schmider sowie drei weitere ehemalige Flowtex-Manager festgenommen. Mit zahlreichen Hausdurchsuchungen und mehr als 100 Ermittlungsverfahren rückte die Staatsanwaltschaft den Betrügern zu Leibe. Ende 2001 fiel dann das erste Urteil: Schmider und drei weitere Managerkollegen erhielten langjährige Haftstrafen. „Big Manni“, wie sie ihn einst nannten, erhielt elfeinhalb Jahre. 2003 erging dann das endgültige Urteil, Schmider und einer seiner Manager waren schließlich geständig. In der Folge musste sogar Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Walter Döring seinen Stuhl räumen, weil er vor dem Flowtex-Untersuchungsausschuss falsch ausgesagt hatte. Auch andere Politiker und Finanzbeamte gerieten in das Fadenkreuz der Ermittlungen.

Der größte Teil des ergaunerten Geldes blieb jedoch verloren. Insgesamt sollen sich Schmider und seine Komplizen um mehr als 600 Millionen D-Mark bereichert haben. Der Staatsanwalt schätzte seinerzeit, dass Schmider selbst davon 85 Millionen D-Mark eingestrichen haben. Andere Berichte schätzen hingegen, dass er 150 Millionen Euro angehäuft habe.

Die Schrecken der Anleger 2012
 Eine EU-Fahne weht am 09.04.2010 über der Akropolis in Athen. Quelle: dpa
Die Notenbanken gehen vorDie nächste Ungleichbehandlung liegt in der Bevorzugung der Notenbanken vor den Privatanlegern: „Weil sich die Notenbanken dem Schuldenschnitt  per Umcodierung ihrer griechischen Anleihen entziehen konnten, erhöhte sich auf der anderen Seite die Belastung für die verbliebenen Anleiheinhaber. Die mittlerweile eingereichten Schadensersatzklagen richten sich jedoch nicht nur gegen den griechischen Staat, sondern auch gegen die Depotbanken selbst. Führende Rechtsexperten vertreten hier die Auffassung, dass Finanzinstitute beim erzwungenen Umtausch ihre Pflichten als Verwahrer von Wertpapieren möglicherweise strafrechtlich verletzt hätten.“ Quelle: dpa
Der Libor-SkandalDer in der breiten Öffentlichkeit Aufsehen aufsehenerregendste Fall von Anlegertäuschung im abgelaufenen Börsenjahr war die aufgeflogene Manipulation des Zinssatzes Libor, zu dem sich die Banken in allen wichtigen Währungen untereinander kurzfristig Geld leihen. Geprellt wurden Kreditnehmer, die entweder zu hohe Zinsen zahlen mussten oder weniger Zinsen auf ihre Einlagen erhielten. Dass der täglich neu festgelegte Libor von einem Kartell an Banken und Zinshändlern im Zeitraum 2005 und 2009 regelmäßig manipuliert werden konnte, ohne dass jemand einschritt, ist ein Skandal. Erst in diesem Jahr wurde die als treibende Kraft identifizierte Barclays Bank zu einer Geldstrafe von umgerechnet 370 Mio. Euro verklagt. Quelle: REUTERS
Geldwäsche bei der HSBC?Neben dem Libor-Skandal trugen weitere Großbanken zum fortschreitenden Imageverlust der Finanzbranche bei. So rechnet HSBC wegen systematischer Geldwäsche für mexikanische Drogenbarone und mögliche Terrorhelfer in Saudi-Arabien mit einer Strafzahlung von mehr als 1,5 Mrd. US-Dollar. Quelle: dpa
A man walks into the JP Morgan headquarters at Canary Wharf in London Quelle: REUTERS
Der Fall EnBW - Landesregierung muss zahlenHierzulande lieferte der kostspielige Rückkauf von 45 Prozent der Anteile des Versorgers EnBW durch die ehemalige Regierung von Baden-Württemberg ein Musterbeispiel für die Verflechtung von Banken und Politik. Dabei wird gegen den ehemaligen Regierungschef von Baden-Württemberg Stefan Mappus wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Ihm wird vorgeworfen,  gegenüber dem mit ihm befreundeten Deutschland-Chef der Investmentbank Morgan Stanley in einen zu hohen Kaufpreis an den französischen Stromkonzern EdF eingewilligt zu haben, ohne dass ein Wertgutachten angefertigt wurde. Die finanziellen Kosten für die neue Landesregierung in Stuttgart sind beträchtlich. So versucht sie in einem langwierigen Schiedsgerichtsverfahren, von EdF eine Teilerstattung des Kaufpreises zu erstreiten. Darüber hinaus muss sie zusätzliche Zinszahlungen in ihrem Haushaltsbudget einplanen, weil der Kaufpreis für die EnBW-Anteile über eine neue Anleihe finanziert wurde. Dabei sollten die anfallenden Zinsen dauerhaft durch die EnBW-Dividenden getragen werden - was nach der Dividendenkürzung infolge des Gewinneinbruchs von 2011 jedoch nicht mehr möglich ist. Quelle: dpa
Geldvernichtung mit Solar-AktienDer Preisverfall in der Solarindustrie hat mittlerweile zahlreiche deutsche Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Dabei benachteiligen die für die Sanierung eingeleiteten Kapitalmaßnahmen häufig die Alteigentümer.  So hat das frühere TecDax-Mitglied Conergy Bankkredite durch einen Kapitalschnitt in neues Eigenkapital umgewandelt und die Alteigentümer damit praktisch enteignet. Der zurzeit mit Abstand spektakulärste Fall ist die Insolvenz der Solar Millennium aus Erlangen, die sich mit Großprojekten in der Solarthermie finanziell verhoben hatte. Die Aktionäre der Gesellschaften werden vermutlich leer ausgehen. Die  Inhaber von fünf noch ausstehen Anleihen im Volumen von 220 Mio. Euro, die weiterhin auf die Ausschüttung der Insolvenzquote warten, werden ebenfalls massive Verluste ihres Investments hinnehmen müssen. Quelle: dapd

Selbst 13 Jahre nach der Pleite von FlowTex laufen die Insolvenzverfahren weiter. Gläubiger fordern von Flowtex noch immer rund 1,2 Milliarden Euro, von Manfred Schmider selbst noch einmal 1,3 Milliarden Euro. Bislang haben sie von beiden Seiten nur jeweils um die 35 Millionen Euro zurückerhalten. Am Ende wird der zuständigen Insolvenzverwaltung zufolge wohl nicht mehr als ein niedriger zweistelliger Prozentsatz der Forderungen tatsächlich bedient werden.

Wegen guter Führung wurde Schmider bereits 2007 auf Bewährung vorzeitig entlassen, nachdem er zwei Drittel seiner Strafe abgesessen hatte. Seine Reststrafe aus der Flowtex-Verurteilung wurde ihm 2010 erlassen. Heute lebt der offiziell arbeitslose Schmider auf Mallorca weiter von dem Geld seiner Familie und auf den Anwesen seiner Ex-Frau. Woher Reichtum seiner Ex-Frau stammt, darf man nur erahnen.

Kriminelle Energie

Der 63-jährige Schmider bedauerte vor Gericht sein jüngstes Vergehen. Er habe einen großen Fehler begangen, sagte er. Er habe seiner Frau eine Freude machen wollen. "Wir hatten damals ein angespanntes Verhältnis, und ich hatte Angst, sie zu verlieren", so Schmider vor Gericht.

Aus dem Gefängnis heraus hatte Schmider nach eigener Aussage dafür gesorgt, dass die vier Chagall-Gemälde und der Geländewagen von Speyer und Karlsruhe aus in die Schweiz zu seiner Frau gebracht wurden. Über einen Mitgefangenen hätte er Männer organisiert, die den Transport übernahmen. Später konnten die Behörden die Gemälde und das Auto sicherstellen.

Insolvenzverfahren laufen weiter

Die skurrilsten Gerichtsverfahren in den USA
Platz 10: Der CheaterIn Redwood City (Kalifornien) haben Eltern eine Schule verklagt, die ihren Sohn aus einer Klasse für fortgeschrittenen Englisch-Unterricht geworfen hatte. Der Grund: Der Junge hatte bei einem Mitschüler abgeschrieben und die High School sieht es in ihren Statuten vor, in solchen Fällen die Schüler auszuschließen. Laut Eltern sind die Regelungen aber zu schwammig formuliert und deswegen nicht anwendbar. Quelle: AP
Platz 9: Die strahlenden ParkuhrenIn Santa Monica hat eine Frau die Stadt auf 1,7 Millionen US-Dollar Schmerzensgeld verklagt, weil die Strahlung der neuen, drahtlosen Parkuhren ihre Gesundheit angeblich beeinträchtigt. Quelle: dpa-dpaweb
Platz 8: Die Popcorn-LungeEin Mann aus einem Vorort von Denver (Colorado) hat vor Gericht in einem kuriosen Verfahren 7,2 Millionen US-Dollar erstritten. Er hatte diverse Lebensmittelhersteller verklagt, weil Dämpfe von Mikrowellen-Popcorn angeblich seine Atemwege geschädigt hätten und auf den Verpackungen kein Warnhinweis vorhanden gewesen sei. Die Anwälte der Firmen waren der Ansicht, dass die Gesundheitsprobleme des Klägers nicht von Mikrowellen-Popcorn verursacht wurden, sondern von chemischen Teppichreinigern, mit denen er jahrelang gearbeitet hat. Doch die Richter gaben dem Mann recht. Quelle: dapd
Platz 7: Antidiskriminierung extremEin Gastronom in Kalifornien wird vor Gericht verklagt, weil er angeblich das US-Antidiskriminierungsgesetz für Behinderte verletzt. Unter anderem geht es um einen Parkplatz, den der Beklagte gar nicht besitzt. Quelle: REUTERS
Platz 6: Die heiße Bank der CowboysEin weiblicher Fan hat das NFL-Team Dallas Cowboys verklagt, weil sie sich vor einem Spiel auf eine glühend heiße Bank vor dem Stadion gesetzt und dabei angeblich Verbrennungen dritten Grades am Hinterteil erlitten hat. Bei Temperaturen von knapp 38 Grad Celsius hätte sie eigentlich selbst darauf kommen müssen, dass die schwarz lackierte Bank sich aufheizen könnte, aber der Fan hätte sich ein Warnschild gewünscht, daher die Klage. Quelle: REUTERS
Platz 5: Die langen FlaschenGegen den Bierproduzenten Anheuser-Busch wurde vor einem Gericht in Texas Klage eingereicht, weil die langen Hälse der Flaschen angeblich dazu verleiteten, sie bei Schlägereien als Waffe zu benutzen. Das Verfahren wurde aber rasch eingestellt. Quelle: REUTERS
Platz 4: Der zahnlose HäftlingIn Marquette (Michigan, USA) hat ein Insasse des Hochsicherheitsgefängnisses die Anstalt für seine Zahnprobleme verantwortlich gemacht und geklagt. Angeblich sei ihm keine Zahnpasta zur Verfügung gestellt worden, was in der Folge zu dem Verlust eines Zahns geführt hätte. Der Häftling sei jedoch mit gerade einmal fünf Zähnen eingeliefert worden, was seinen Vorwurf etwas unglaubwürdig erscheinen ließ. Quelle: ZBSP

Oberstaatsanwalt Andreas Grossmann unterstellte, Schmider habe dabei „aus Gewinnsucht“ gehandelt. Die neuerlichen Ermittlungen gegen Schmider waren bereits 2009 in Gang gekommen, weil der Mitgefangene sich den Behörden offenbart hatte. Auch Schmiders Ex-Frau - die beiden ließen sich 2006 scheiden - stand wegen der Sache bereits vor Gericht, sie kam mit einer Geldbuße davon. Das Landgericht Karlsruhe verurteilte sie 2009 wegen des Vorwurfs der Geldwäsche zu einer Strafzahlung von 100.000 Euro. Sie hatte ein Chagall-Gemälde als Sicherheit für einen Kredit eingebracht.

Die Anklage beziffert den Wert der vier Chagall-Bilder auf 2,1 Millionen Euro, Schmider bezweifelt diese Summe allerdings. Er habe 1997 mehr als 20 Chagall-Gemälde für eine Summe von neun Millionen Schweizer Franken (7,3 Millionen Euro) gekauft. Dass das Geld zumindest zum Teil aus FlowTex-Geschäften stammte, räumte er ein.

Gläubiger hoffen

Ob für den Insolvenzverwalter da noch etwas zu holen ist, bleibt offen. Vor allem zwei große Hindernisse müssten laut Insolvenzverwaltung aus dem Weg geräumt werden, ehe die Verfahren enden: Zum einen streitet Schmiders Ex-Frau mit der Insolvenzverwaltung um die Gültigkeit einer Vereinbarung, die nach der Pleite abgeschlossen worden war. Die Frau hatte damals ihr Vermögen in die Insolvenzmasse gegeben und im Gegenzug rund zehn Millionen Euro erhalten. Sie will erreichen, dass die Vereinbarung für ungültig erklärt wird.

Zum andern fordert der Insolvenzverwalter auch noch um 41,5 Millionen Euro von der Finanzverwaltung. Auf die Gewinne aus den FlowTex-Geschäften waren Steuern gezahlt worden. Da es sich aber um Scheingeschäfte handelte, sieht der Insolvenzverwalter keine Rechtfertigung für die Steuerzahlungen - und will das Geld vom Fiskus zurück. Bald soll sich das Finanzgericht Baden-Württemberg mit dem Streit befassen.

Schmiders Anwalt äußerte hingegen die Hoffnung, dass es sich um das "endgültig letzte Verfahren" gegen seinen Mandanten handelt.

 

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