US-Steuerreform Wie Anleger am Kapitalrückfluss in die USA verdienen

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Unterbietungswettbewerb läuft

Die in Washington ansässige Tax Foundation, ein unabhängiges Forschungsinstitut, erwartet geringere Staatseinnahmen durch Trumps Steuersenkungsplan. Denn damit würden kurzfristig „mehr Investitionen gefördert, was zu höheren Investitionsabschreibungen führen und damit die besteuerbaren Unternehmensgewinne reduzieren“ würde. Bei einer Betrachtung über einen Zeitraum von zehn Jahren jedoch – den die Tax Foundation selbst untersucht – zeigt sich, dass die zusätzlichen Investitionen mehr Gewinne und damit eine Erhöhung der besteuerbaren Einnahmen zur Folge hätten. Und selbst auf kürzere Sicht dürfte das Steueraufkommen durch indirekte Effekte steigen. Etwa wenn Aktionäre mehr Dividenden und Kursgewinne einstreichen und diese Einnahmen versteuern müssen. Oder wenn Angestellte dann mehr verdienen. Alles zusammengerechnet, könnte die Steuersenkung die Staatseinnahmen daher steigen lassen. Zunächst aber wäre vor allem die Ankurbelung der Wirtschaft fühlbar. Die meisten Handelspartner der USA setzen daher schon auf niedrige Steuersätze.

In den vergangenen 35 Jahren haben andere Länder bei den Spitzensteuersätzen auf Unternehmensgewinne wesentlich stärkere Einschnitte gemacht als die USA. Bei praktisch jedem Vergleich zwischen der Steuerlast in den USA (einschließlich lokaler Abgaben) und der Unternehmensbesteuerung im Rest der Welt zeigt sich, dass die Belastung in Amerika höher ist.

So beträgt der Spitzensteuersatz in den USA 35 Prozent – dazu kommen weitere vier Prozentpunkte auf lokaler Ebene. Das ist zum Beispiel mehr als der vergleichbare Satz in Deutschland oder Japan.

Gegner einer Senkung der Körperschaftsteuer weisen auf die vielen Schlupflöcher hin, die mit kreativer Buchhaltung schon heute genutzt werden. Eine Studie kam jedoch zum Schluss, dass die USA selbst bei Berücksichtigung dieser Schlupflöcher noch immer die zweithöchste effektive Steuerquote weltweit aufweisen.

Der Ökonom Gregory Mankiw von der Harvard University vertritt den Standpunkt, dass Steuersenkungen nicht den Unternehmen selbst nützen, denn sie seien letzten Endes gar nicht wirklich Steuerzahler. Stellt sich die Frage, wen die Hauptlast der Unternehmensbesteuerung trifft. Vielfach wird angenommen, das seien vor allem die Eigentümer wie Aktionäre, aber auch Anleiheinvestoren und selbst die Kunden würden einen Beitrag leisten.

"Gebt ihm eine Chance"
Siemens-Chef Joe Kaeser über Trump Quelle: AP
Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz Quelle: REUTERS
Olaf Berlien, Vorstandsvorsitzender von Osram Quelle: dpa
Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender von Bayer Quelle: dpa
Peter Terium, Vorstandsvorsitzender von Innogy"Ich bin ein großer Freund von Wettbewerb und fairem Wettkampf – aber diesen US-Wahlkampf empfand ich persönlich als sehr hart und stellenweise auch als unerträglich. Jetzt herrscht Klarheit. Wir Europäer brauchen ein starkes Amerika an unserer Seite, denn die globalen Probleme lösen wir nicht allein", sagt Terium über den Wahlkampf. Doch er hofft weiter auf eine Energiewende in den USA: "Was die Energiewelt betrifft, glaube ich nicht, dass der Ausgang der US-Wahl große Auswirkungen etwa auf die Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien hat. Das UN-Abkommen von Paris verpflichtet ja jede US-Regierung zum Klimaschutz. Und eine Revolution geht nie vom König aus. Die zahlreichen Initiativen für erneuerbare Energien oder auch Elektromobilität, die es in den USA auf regionaler und lokaler Ebene gibt, lassen sich nicht einfach so von Washington aus stoppen. Und im Silicon Valley ist es der Business Community ohnehin weitgehend egal, wer an der Ostküste im Weißen Haus regiert." Quelle: dpa
Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Quelle: dpa
Dieter Zetsche, Vorstandschef Daimler Quelle: REUTERS

Arbeitnehmer profitieren

Chris Edwards und Daniel J. Mitchell vom libertären Thinktank Cato Institute argumentieren plausibel, dass die Steuerzahler in der heutigen Welt vor allem die Arbeitskräfte sind: „In der globalisierten Wirtschaft wird die Last der Unternehmensbesteuerung hauptsächlich in Form niedrigerer Löhne von den Arbeitskräften getragen. Wenn amerikanische und ausländische Halbleiterhersteller und Pharmafirmen wegen der höheren Steuern keine Fabriken in den USA bauen, leiden die amerikanischen Arbeitnehmer darunter.“

Doch ganz entziehen kann sich niemand. Irgendwo muss jedes Unternehmen Steuern zahlen. Wenn die Körperschaftsteuern in vielen Ländern über die Jahre gesenkt wurden, dann sollte man annehmen – sofern man nicht an den „Laffer-Effekt“ glaubt –, dass die entsprechenden Steuereinnahmen gesunken sind; insbesondere da die Unternehmen tendenziell in Niedrigsteuerländer ausweichen.

Doch eine statistische Analyse zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Tatsächlich deuten die Ergebnisse eher daraufhin, dass eine niedrigere Körperschaftsteuer einen Zuwachs und keinen Rückgang des Steueraufkommens gebracht hat. Eine Steuersenkung könnte somit nicht nur aufkommensneutral sein, sondern die Einnahmen steigen lassen. Das würde gut zu Laffers Analyse passen.

Für die zwei Billionen Dollar von US-Firmen im Ausland geparkte Gewinne wäre ein „Amnestiesteuersatz“ von zehn Prozent angemessen, um eine Rückführung zu erreichen. Die Unternehmen haben ja bereits dort Steuern entrichtet, wo sie die Profite gemacht haben, sodass ein Nachlass gerechtfertigt ist. Zehn Prozent wären daher ein guter Kompromiss. Nun müssen den Worten nur noch Taten folgen.

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