
Ausländische Anleger verlassen die Schweiz in Scharen: Allein bei Filialen der Großbank UBS haben Privatkunden im dritten Quartal fast vier Milliarden Franken abgezogen – eine der Hauptursachen für den katastrophalen Quartalsverlust von 564 Millionen Franken, den die UBS vor wenigen Tagen verkündete. Laut einer aktuellen Studie der Universität St. Gallen und der Beratungsgesellschaft KPMG drohen Schweizer Privatbanken insgesamt Abflüsse von bis zu 25 Prozent des verwalteten Vermögens.
Aggressives Standortmarketing
Das Problem: Rund 80 Prozent des von Ausländern angelegten Vermögens ist Schwarzgeld. Und bei den Besitzern wächst derzeit die Angst vor der Steuerfahndung, weil der Alpenstaat sein Bankgeheimnis preisgegeben hat und von 2010 an enger mit ausländischen Finanzbehörden zusammenarbeitet. So steht es in neuen Abkommen, die die Schweiz etwa mit Frankreich, Großbritannien und den USA geschlossen hat. Verhandlungen mit Deutschland laufen derzeit und sollen noch 2009 abgeschlossen sein.
Wegen des massiven Schwarzgeld-Abflusses arbeiten die Eidgenossen derzeit mit Hochdruck daran, mehr legales Kapital ins Land zu holen. Die eidgenössische Behörde Osec, verantwortlich für Exportförderung und Standortmarketing, hat dazu einen Werbefeldzug in Deutschland gestartet. In mehreren Großstädten veranstaltet sie derzeit Seminare für deutsche Unternehmer – und scheut dabei weder Kosten noch Mühen. In München erschienen Ende Oktober renommierte Steuerexperten sowie Vertreter von fast allen 26 Kantonen, die in Vorträgen und vertraulichen Einzelgesprächen niedrige Steuern, unbürokratische Behörden und eine Rundum-Betreuung ausländischer Investoren anpriesen.
Lockmittel Niedrigsteuern
Gerade mit steuerlichen Argumenten können die Schweizer punkten: Unternehmen zahlen dort selten mehr als 20 Prozent, in einigen Kantonen ist es sogar deutlich günstiger. Und das Steuerkarussell dreht sich weiter nach unten: Laut „Taxation Index 2009“ des Instituts BAK Basel Economics hat seit 2008 in den Kantonen Schaffhausen, Nidwalden, St. Gallen, Basel, Appenzell, Schwyz und Luzern „nennenswerte Steuersenkungen“ für Unternehmen gegeben.
Wie viel Steuern Unternehmen in den günstigsten Kantonen zahlen, wie die Schweiz um reiche Zuwanderer wirbt, was die Unternehmer auf dem Münchner Seminar erfuhren und warum die deutschen Finanzbehörden den Werbefeldzug misstrauisch beobachten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche (Ausgabe 46/2009).