In Deutschland haben Erbschaften und Schenkungen wieder einen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, wurden von den Finanzämtern 2016 Vermögensübertragungen in Höhe von 108,8 Milliarden Euro veranlagt, so viel wie 2014. Nach einem Rückgang von 6,2 Prozent im Jahr 2015 sei damit wieder ein Spitzenwert erreicht worden.
So viele Deutsche erben mehr als 100.000 Euro
Bundesweit erhalten durchschnittlich 16 Prozent der deutschen Erben mehr als 100.000 Euro. Aber zwischen Ost- und West sowie den Bundesländern gibt es große Unterschiede.
Quelle: Quirin Bank, YouGov, Stand: April 2017
Erhebungszeitraum: 12.04.2017 - 25.04.2017; immer bezogen auf jene, die bereits geerbt haben (bundesweit 35 Prozent der Deutschen)
In Westdeutschland wurde in der Vergangenheit in 19 Prozent der Fälle ein Vermögen von mehr als 100.000 Euro vererbt. Vor allem Immobilien treiben hier die Erbschaften in die Höhe.
In Ostdeutschland wurden deutlich seltener Immobilien vererbt, auch fällt der Nachlass generell oft geringer aus als im Westen. Nur sieben Prozent der Ostdeutschen Erben konnten sich über einen Nachlass von mehr als 100.000 Euro freuen.
Auch zwischen den Bundesländern zeigen sich große Unterschiede. Im nördlichsten Bundesland lag der Anteil hoher Erbschaften bei zwölf Prozent.
In Hamburg ist deutlich höherer Wohlstand anzutreffen. 21 Prozent der Hamburger erben mehr als 100.000 Euro.
17 Prozent der niedersächsischen Erben bekommen mehr als 100.000 Euro.
Hohe Summen bekommen auch viele im verschuldeten Bremen: 20 Prozent der Bremer erben mehr als 100.000 Euro.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland liegt der Anteil hoher Erbschaften bei 16 Prozent.
Mehr hohe Erbschaften gibt es in keinem anderen Bundesland: Mehr als 100.000 Euro erben 24 Prozent.
17 Prozent der Erben in Rheinland-Pfalz erhielten einen Nachlass von mehr als 100.000 Euro. Fast jeder zweite erbte eine Immobilie - häufiger als in jedem anderen Bundesland.
20 Prozent, also jeder fünfte Erbe in Baden-Württemberg, konnte sich über einen Nachlass von mehr als 100.000 Euro freuen.
Nur in Hessen gibt es mehr hohe Erbschaften. 22 Prozent der hessischen Erben bekommen einen Nachlass im sechsstelligen Bereich.
Schlusslicht im Westen: Nur zehn Prozent der Erbschaften im Saarland liegen über 100.000 Euro.
Arm, aber sexy, scheint in Berlin noch immer zu gelten: Nur acht Prozent erben in Berlin sechsstellig.
Ähnliches Bild im Berliner Umland: Neun Prozent der Erben in Brandenburg erhalten einen Nachlass von mehr als 100.000 Euro.
Acht Prozent der Erben in Mecklenburg-Vorpommern einen Nachlass im Wert von mehr als 100.000 Euro einstreichen.
Die weit geringere Zahl vererbter Immobilien macht sich in Ostdeutschland bemerkbar. Nur sechs Prozent Erbschaften erreichen einen Wert von 100.000 Euro und mehr.
Die niedrigsten Erbschaften verzeichnet Sachsen-Anhalt: Gerade mal fünf Prozent bekommen mehr als 100.000 Euro.
In Thüringen erhalten sieben Prozent aus dem Nachlass mehr als 100.000 Euro.
Steuerpflichtig wurden Vermögen von 37,7 Milliarden Euro, 7,7 Prozent mehr als 2015. Die Erbschaft- und Schenkungsteuer daraus betrug 2016 rund 6,8 Milliarden Euro, ein Plus von 24,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie stieg das vierte Jahr in Folge. Die Erbschaftsteuer lag bei 5,7 Milliarden Euro, die Schenkungssteuer bei 1,1 Milliarden Euro. Das Geld fließt in die Kassen der Länder.
Erbschaften und Schenkungen entwickelten sich unterschiedlich. Durch Erbschaften und Vermächtnisse wurde 2016 ein Vermögen im Wert von 43,6 Milliarden Euro übertragen, 15,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das geschenkte Vermögen stieg im Vergleich zu 2015 um 1,4 Prozent auf 65,2 Milliarden Euro.