Eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag: Franz W., Vertriebschefs eines Mittelständlers, geht auf dem Weg ins Büro im Kopf schon mal den Tag durch. Im Outlook-Kalender des 48-jährigen steht auch ein Meeting mit der Geschäftsführung - eigentlich ein Routinetermin. Doch sein Chef teilt ihm mit, man wolle sich von ihm trennen. Kündigung. Es folgt ein monatelanger Rechtsstreit durch mehrere Instanzen. Ein solcher Rechtsstreit kann ziemlich unangenehm und vor allem teuer werden.
Diese arbeitsrechtliche Auseinandersetzung seines guten Freundes sensibilisiert Heiner P. Der 51-Jährige ist Führungskraft in der deutschen Niederlassung eines international ausgerichteten Konzerns mit Hauptsitz in den USA - inklusive vieler Geschäftsreisen. Seit ein paar Monaten kriselt es im Unternehmen. Unternehmensberater sind im Haus, Personalabbau ist nicht ausgeschlossen. Verliert Heiner P. seinen Job? Für ihn steht fest: Ein Rechtsschutzversicherung muss her.
Die richtige Versicherung zu finden, ist aber gar nicht so einfach. „Die Rechtsschutzversicherung ist nur eine vermeintlich simple und leicht verständliche Versicherung“, sagt Wilfried Schwarzer, Versicherungsexperte des Analysehauses Morgen & Morgen (M & M). „Sie besteht aus vielen verschiedenen Leistungsbausteinen, die es abgestimmt auf die eigene Risikosituation sinnvoll zu kombinieren gilt.“ Zu diesen Leistungsbausteinen zählen neben dem Arbeitsrechtschutz, unter anderem Wohnungs- und Grundstücksrechtsschutz für Eigentümer und Mieter, aber auch Verkehrs- oder Schadenersatzrechtsschutz. „Eine solche Police wird sehr individuell auf den Verbraucher zugeschnitten“, sagt Schwarzer. Er warnt Verbraucher davon, solche Versicherungen ohne Beratung im Internet abzuschließen.

Ein gemeinsames Rating von Morgen & Morgen und der WirtschaftsWoche liefert Orientierung im Tarifdschungel. Für zwei Musterfälle wurden die besten Tarife gekürt. Entscheidende Kriterien sind der Umfang des Versicherungsschutzes, die Individualität der Policen, aber auch die mögliche Selbstbeteiligung und natürlich die Höhe der Prämie. Die Tarife mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis wurden ausgezeichnet.
Rechtliche Interessen schützen
Ein Muss ist eine solche Versicherung nicht, sagen Verbraucherschützer. „Dennoch kann ein solcher Schutz zu Verfolgung rechtlicher Interessen für jeden sinnvoll sein - oder diese erst ermöglichen“, sagt Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Laut des statistischen Bundesamtes gab es 2017 vor den Zivilgerichten etwa 1,25 Millionen Gerichtsverfahren in der ersten Instanz. Eine ziemlich stattliche Anzahl von Streitfällen. Nicht erfasst sind hier aber die Vergleiche, die gerade im Arbeitsrecht nicht unüblich sind. Trotzdem hat sich nur knapp die Hälfte der Haushalte nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gegen dieses Risiko abgesichert.
Eine Rechtsschutzversicherung deckt alle für den Versicherungsnehmer anfallenden Kosten im Rahmen eines Rechtsstreits ab: die gesetzlichen Anwaltsgebühren, Gerichtskosten, Zeugenentschädigungen und gerichtliche Sachverständigenhonorare, Kosten des Gegners, soweit der Versicherte sie übernehmen muss, die Kosten für Mediationsverfahren und in bestimmten Fällen auch die reine Beratung durch einen Rechtsanwalt. „Bestimmte Bereiche sind besonders ‚streitträchtig‘, wie beispielsweise Arbeitsrecht, Mietrecht oder Verkehrsrecht“, sagt Carla Burmann, die den Arbeitskreis Rechtsschutzversicherung der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) leitet. Hier würde sich eine Police für Privatpersonen besonders anbieten. „Die Kosten werden jedoch nur bis zur Höhe der jeweils vereinbarten Versicherungssumme übernommen“, ergänzt Burmann.
Rechtsschutz Top-Tarife | ||||||
Musterfall 1: 51-Jähriger Manager in Führungsposition, verheiratet mit zwei Kindern. Die Frau arbeitet als freiberufliche Fotografin. Ein Kind studiert in einer anderen Platz, das zweite geht noch zur Schule. Neben der Immobilien in einer gehobenen Wohngegend in Mitteldeutschland hat die Familie noch ein Ferienhaus an der Ostseeküste. | ||||||
Anbieter Tarifbezeichnung | Prämie (in Euro) | SB- Punkte | Prämien- punkte | Bedingungs- punkte | Gesamt- punkte | Rang Note |
Advocard 360 Grad | 388,24 | 1 | 5 | 41 | 47 | 1 Sehr gut |
ARAG Aktiv-Rechtsschutz Premium Flex | 492,78 | 1 | 1 | 42 | 44 | 2 Sehr gut |
Itzehoer comfort erweiterte Leistung | 443,68 | 1 | 3 | 40 | 44 | 2 Sehr gut |
D.A.S. Premium-Rechtsschutz | 425,65 | 1 | 3 | 38 | 42 | 3 Sehr gut |
WGV Optimal unbegrenzt | 349,82 | 1 | 5 | 34 | 40 | 4 Sehr gut |
Roland Rechtsschutz-Plus unbegrenzt | 365,31 | 0 | 5 | 34 | 39.00 | 5 gut |
NRV TOP XXL All-in | 395,46 | 0 | 5 | 33 | 38.00 | 6 gut |
Nürnberger TOP XXL All-in | 395,46 | 0 | 5 | 33 | 38.00 | 6 gut |
Auxilia JURPRIVAT | 279,83 | 0 | 5 | 31 | 36.00 | 7 gut |
DMB Prestige mit Cyber-Rs | 379,29 | 0 | 5 | 30 | 35.00 | 8 gut |
Concordia Privat-Plus | 368,07 | 0 | 5 | 29 | 34.00 | 9 gut |
Badische Rechtsschutz EXKLUSIV proComfort | 305,89 | 1 | 5 | 27 | 33.00 | 10 gut |
VHV Klassik-Garant mit Baustein Flexibilität+Exklusiv | 391,90 | 0 | 5 | 27 | 32.00 | 11 gut |
DEVK Premium-Schutz | 278,66 | 0 | 5 | 26 | 31.00 | 12 gut |
DEURAG SB-150 | 278,99 | 0 | 5 | 24 | 29.00 | 13 befriedigend |
Allianz Best | 660,63 | 0 | 0 | 28 | 28.00 | 14 befriedigend |
IDEAL RechtSchutz+ Baustein PremiumPlus | 492,18 | 0 | 1 | 27 | 28.00 | 14 befriedigend |
Allrecht RS unbegrenzt | 286,74 | 0 | 5 | 21 | 26.00 | 15 befriedigend |
debeka Comfort Plus | 376,14 | 1 | 5 | 20 | 26.00 | 15 befriedigend |
OERAG Rechtsschutz unbegrenzt | 309,24 | 0 | 5 | 20 | 25.00 | 16 befriedigend |
Medien-Versicherung Rechtsschutz | 364,34 | 0 | 5 | 18 | 23.00 | 17 befriedigend |
Continentale ConJur XXL (inkl. drei WE) | 482,69 | 0 | 1 | 17 | 18.00 | 18 ausreichend |
Prämienpunkte: bis 399 Euro: 5 Punkte 400 - 450 Euro: 3 Punkte 451 - 500 Euro: 1 Punkte über 501 Euro: 0 Punkte | ||||||
Wichtig ist neben der Vereinbarung der Bausteine Privat – Beruf – Verkehr auch die Mitversicherung aller von der Familie selbstgenutzten Wohneinheiten, sowie eine Absicherung der selbständigen Tätigkeit der Ehefrau. Die Schulnoten ergeben sie wie folgt: 50 - 40 Punkte: sehr gut 39 - 30 Punkte: gut 29 - 20 Punkte: befriedigend 19 - 15 Punkte: ausreichend Für die Vereinbarung eines „fallenden“ Selbstbehaltes bei einem schadenfreien Verlaufes wurde ein extra Punkt vergeben. Falls der Versicherer eine pauschale Mitversicherung von allen selbstgenutzten Wohneinheiten tariflich nicht vorgesehen hat, wurden die drei selbstgenutzten Wohneinheiten separat berechnet. | ||||||
Stand: September 2019 Quelle: Morgen & Morgen (M&M) |
Die Rundum-Sorglos-Pakete im Rechtsschutz
Heiner P. ist vor allem der Arbeitsrechtsschutz wichtig, aber nicht nur. Er will alle Bereiche seines Lebens und des Lebens seiner Familie abdecken. Er lebt mit seiner Frau Rita (48) und seinen beiden Kindern in einem repräsentativen Einfamilienhaus in einer gehobenen Wohngegend in Mitteldeutschland. Sein ältester Sohn ist 19 Jahre alt und studiert Chemie in Bayreuth. Dort wohnt er in einem kleinen Studenten-Appartement. Das Nesthäkchen der Familie ist gerade sieben Jahre alt geworden und geht in eine private bilinguale Grundschule in der Nachbarstadt. Sie wird jeden Tag von der Mutter zur Schule gefahren und wieder abgeholt. Rita ist nicht berufstätig. Vor ein paar Jahren hat sie ihre Leidenschaft für die Fotografie entdeckt und vermarktet erfolgreich ihre Bilder und erzielt damit einen Jahresumsatz in Höhe von 20.000 Euro. Ihre Freizeit verbringen Heiner und Rita gerne in ihrem Ferienhaus an der Ostseeküste, das sie vor ein paar Jahren preiswert gekauft und liebevoll renoviert haben. „Wichtig ist neben der Vereinbarung der Bausteine Privat, Beruf und Verkehr auch die Mitversicherung aller von der Familie selbstgenutzten Wohneinheiten, sowie eine Absicherung der selbständigen Tätigkeit der Ehefrau“, sagt M&M-Experte Schwarzer. Fünf Tarife mit Rund-um-Sorglos-Paket haben die Note „sehr gut“ erhalten, die Prämien liegen zwischen 350 und knapp 500 Euro. Das allerbeste Preis-Leistungsverhältnis hat Advocard. Am günstigsten ist die WGW, am teuersten die ARAG. Die Selbstbeteiligung liegt bei allen Tarifen bei 150 Euro.