Um Qualifikation oder Erfolge von Managern geht es heute nicht mehr. Jedenfalls dann nicht, wenn in einem Unternehmen plötzlich ein anderer Wind weht, ein neuer CEO angetreten ist oder Private-Equity-Investoren mitreden. „Dann braucht sich eine Führungskraft gar nichts zuschulden kommen lassen, es genügt der Eindruck, er passt nicht mehr zur Firma“, sagt Arbeitsrechtler Michael Kliemt, Gründer der gleichnamigen Kanzlei. Von jetzt auf gleich stehen Manager dann auf der Abschussliste und bekommen Abfindungsofferten - egal wie erfolgreich sie zuvor gewirkt haben.
Hinzu kommt, dass Top-Managerverträge immer kürzer laufen. Waren früher fünf Jahre Laufzeit üblich, so sind es heute nur noch drei, so Kliemt. Chefsessel werden immer mehr zu Schleuderstühlen: 2018 wurde jeder vierte der 155 Dax-CEO´s laut einer Studie der Personalberatung Strategy&, die zu dem Big-Four-Beratungsunternehmen PWC gehört, geschasst. Aber auch in den Hierarchieebenen darunter verlieren heute Manager viel schneller ihren Job als früher, beobachtet Kliemt.
Den 10.600 Arbeitsrechtsanwälten hierzulande bescheren diese Entwicklungen viel Arbeit – und gute Geschäfte. Die Stundenhonorare für Top-Anwälte betragen schnell mal 500 Euro, für Spitzenanwälte in selteneren Fällen sogar 800 Euro. Wer als Manager kein finanzielles Polster angespart hat, dem dürfte in kurzer Zeit das Geld für lange Auseinandersetzungen fehlen. Zumal Unternehmen im Trennungsstreit sofort die monatlichen Zahlungen stoppen. „Es gibt Vorstände und Geschäftsführer, die glauben, eine Familienrechtschutzversicherung für 120 Euro springt auch bei ihrem Rechtsstreit gegen das eigene Unternehmen ein“, wundert sich Kliemt. Allein wegen der drohende Anwaltskosten sind Manager dann oft gezwungen, einen schnellen, ungünstigen Vergleich zu akzeptieren.
Plötzlich ohne Kontakte und Dienstwagen
Dabei könnten sie oft höhere Abfindungen herausholen, meint Kliemt. Nur die wenigsten seien so clever, vorzusorgen mit einer speziellen Manager-Rechtschutzversicherung, die auch die Stundensätze sehr renommierter Anwälte zahlt – und nicht nur die gesetzlichen Pauschalen, die weit darunter liegen.
Jury und Methodik
Methodik:
Für die Listen der besten deutschen Arbeits- und Gesellschaftsrechtler befragte das Handelsblatt Research Institute (HRI) mehr als 4000 Juristen in 245 Kanzleien nach den renommiertesten Kollegen. Diese Liste wurde einer Expertenjury vorgelegt, die für den Bereich Arbeitsrecht 54 Kanzleien mit 86 besonders empfohlenen Anwälten und für den Bereich Gesellschaftsrecht 55 Kanzleien mit 88 besonders empfohlenen Anwälten herausfilterte.
Die Juroren:
Über die Auswahl im Arbeitsrecht stimmten ab: Silvio Fricke (Bundesverband der Arbeitsrechtler in Unternehmen) und Ulrich Goldschmidt (Verband für Fach- und Führungskräfte), Martin Schlag (Thyssenkrupp), Achim Schunder (C.H. Beck), Alexander Zumkeller (ABB) und Claas Westermann (RWE).
Für die Auswahl im Gesellschaftsrecht: Claas Westermann (RWE), Martin Schlag (Thyssenkrupp), Jan Eckert (ZF Friedrichshafen) und Achim Schunder (C.H. Beck).
Für Führungskräfte ist die Lage schrecklich genug: Immerhin stehen machtvolle Manager plötzlich völlig unvorbereitet quasi nackt, da. Die Schlüssel vom Dienstwagen müssen sie sofort abgeben, das Handy – mit allen Adressen und Telefonnummern – und Laptop auch. Sind sie dann an ihrem Schreibtisch zurück, um ihn zu räumen, ist ihr E-Mail-Konto oft schon gesperrt. Manche Unternehmen schrauben kurzerhand die Kfz-Schilder der Dienstwagen ab. Sicher ist sicher.
Unternehmen werden zuweilen rüde, wenn sie Mitarbeiter herausdrängen wollen und sie zum Unterzeichnen von Aufhebungsverträgen drängen. Das Bundesarbeitsgericht hat jedoch Arbeitgebern kürzlich erstmals ein Gebot des fairen Verhandelns auferlegt (AZ 6 AZR 75/18): Aufhebungsverträge können unwirksam sein, wenn der Arbeitgeber eine Verhandlungssituation herbeiführt oder ausnutzt, durch die der Arbeitnehmer unfair behandelt wird. Also wenn er eine psychische Drucksituation schafft oder ausnutzt, die eine freie und überlegte Entscheidung des Arbeitnehmers über den Abschluss eines Aufhebungsvertrages erheblich erschwert oder sogar unmöglich macht.

Was Unternehmen nun nicht mehr tun dürfen, schildert Arbeitsrechtsanwalt Sebastian Maiß von Vangard: Besonders unangenehme Raumbedingungen schaffen, die erheblich ablenken oder gar den Fluchtinstinkt wecken, also beispielsweise Verhandlungen in abgeschlossenen Räumen oder an völlig ungewöhnlichen Orten. Oder: Erkennbare körperliche oder psychische Schwächen von Mitarbeitern sowie unzureichende Sprachkenntnisse ausnutzen. „Vor allem aber dürfen sie nicht ihre Arbeitnehmer überrumpeln und den Überraschungsmoment ausnutzen.“, so Maiß.
Vier Managertypen bei der Trennung
Anwalt Kliemt – er hat in 20 Jahren im Job rund 2000 Manager vertreten – erkennt in Trennungssituationen Manager-Typologien. Es gibt es den Coolen, der richtig abgebrüht und professionell ist. Der die Auseinandersetzung mit seiner Firma an ihn als Anwalt delegiert, den Kopf über Wasser behält und sich ruckzuck umorientiert. Dann gibt es die Selbstüberschätzer. Die reagieren auf einen Rauswurf erst gelassen, brechen dann aber einige Tage später zusammen und wollen ganz schnell eine Lösung – um jeden Preis. Sie halten den Druck nicht dieser Situation nicht aus. Auch wenn ihnen ein Drittel der erzielbaren, möglichen Abfindung durch die Lappen geht. Hauptsache, das Ganze schnell beenden. Typ drei ist der Harmoniebedürftige, der will sich gar nicht streiten, Der akzeptiert das erste Angebot und will lieber wieder ruhig schlafen können. Der vierte Typ ist der Aggressive, Rachsüchtige. Der will es seiner Ex-Firma zeigen, er will Gerechtigkeit. Und schließlich gibt es noch die Gierigen: die überziehen in den Verhandlungen, verlieren auch die letzten Freunde und hinterlassen verbrannte Erde. Fest steht: Einen Rauswurf sollte man heute nicht persönlich nehmen.

Wo besonders renommierte Arbeitsrechtler wie Michael Kliemt oder Sebastian Maiß zu finden sind, zeigt das eine der beiden aktuellen WirtschaftsWoche-Top-Kanzleien-Rankings zum Arbeitsrecht, das andere zeigt die renommiertesten Spezialisten im Gesellschaftsrecht.
Die besten Gesellschaftsrechtler
Die besten Gesellschaftsrechtler* |
Kanzlei/ Anwälte |
Allen & Overy/ Hans Diekmann |
Arqis/ Jörn-Christian Schulze |
Berner Fleck Wettich/ Olaf Berner, Thilo Fleck, Carsten Wettich |
Clifford Chance/ Anselm Raddatz |
CMS Hasche Sigle/ Henrik Drinkuth |
Covington & Burling/ Jörn Hirschmann |
DLA Piper/ Nils Krause, Benjamin Parameswaran |
Flick Gocke Schaumburg/ Christian Brünkmans, Dieter Leuering |
Freshfields Bruckhaus Deringer/ Marius Berenbrok, Thomas Bücker, Andreas Fabritius, Stephanie Hundertmark, Christoph Seibt, Stephan Waldhausen |
Friedrich Graf von Westphalen/ Barbara Mayer |
Glade Michel Wirtz/ Achim Glade |
Gleiss Lutz/ Michael Arnold, Christian Cascante, Gabriele Roßkopf, Martin Schockenhoff |
GLNS/ Georg Lindner |
Görg/ Alexander Reuter |
Graf Kanitz, Schüppen & Partner/ Matthias Schüppen |
Greenberg Traurig/ Henrik Armah, Peter Schorling |
GSK Stockmann/ Markus Söhnchen |
Gütt Olk Feldhaus/ Sebastian Olk |
Hengeler Mueller/ Andreas Austmann, Hartwin Bungert, Gerd Krieger, Maximilian Schiessl, Georg Seyfarth, Jochen Vetter |
Hoffmann Liebs/ Björn Neumeuer |
Hogan Lovells/ Tim Oliver Brandi, Hanns Jörg Herwig, Matthias Jaletzke, Nikolas Zirngibl |
Hupe Gantenberg/ Philipp Gantenberg |
Ihrig & Anderson/ Hans-Christoph Ihrig |
Kirkland & Ellis/ Achim Herfs, Attila Oldag |
Kümmerlein/ Ulrich Irriger |
Latham & Watkins/ Tobias Larisch, Nikolaos Paschos, Rainer Traugott |
Leo Schmidt-Hollburg Witte & Frank/ Hubertus Leo |
Linklaters/ Staffan Illert, Hans-Ulrich Wilsing, Ralph Wollburg |
Lupp + Partner/ Matthias Lupp |
Luther/ Eberhard Vetter |
McDermott Will & Emery/ Michael Cziesla |
Meilicke Hoffmann & Partner/ Thomas Heidel |
Metis/ Andreas Rasner |
Milbank/ Steffen Oppenländer, Norbert Rieger |
Möhrle Happ Luther/ Sven Oswald |
Mutter & Kruchen/ Stefan Mutter |
Noerr/ Tobias Bürgers, Alexander Hirsch, Jens Liese, Christian Pleister, Thorsten Reinhard |
Norton Rose Fulbright/ Marco Niehaus, Katrin Stieß |
Oppenländer/ Thomas Trölitzsch |
Raschke von Knobelsdorff Heiser/ Dominik Ziegenhahn |
Renzenbrink & Partner/ Ulf Renzenbrink |
Rittershaus/ Christof Hettich |
Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin/ Bjarne Petersen |
Shearman & Sterling/ Thomas König |
Simmons & Simmons/ Stephan Ulrich |
Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom/ Holger Hofmeister |
Sullivan & Cromwell/ Carsten Berrar |
SZA Schilling Zutt & Anschütz/ Marc Löbbe, Jochem Reichert |
Tradeo/ Andreas Remuta |
Voigt Wunsch Holler/ Lorenz Holler |
Watson Farley & Williams/ Marcus Bechtel |
Weil, Gotshal & Manges/ Christian Tappeiner |
Weitnauer/ Tobias Schönhaar |
Wendelstein/ Philipp v. Bismarck |
White & Case/ Alexander Kiefner |
*Reihenfolge nach Alphabet |
Quelle: HRI/ WirtschaftsWoche 2019 |
Die besten Arbeitsrechtler
Die besten Arbeitsrechtler* |
Kanzlei/ Anwalt |
Allen & Overy/ Hans-Peter Löw, Thomas Ubber |
Altenburg/ Stephan Altenburg, Charlotte Beck |
Arqis/ Andrea Panzer-Heemeier |
Beiten Burkhardt/ Wolfgang Lipinski |
Bird & Bird/ Thomas Hey |
Clifford Chance/ Stefan Simon |
CMS Hasche Sigle/ Björn Gaul, Gerlind Wisskirchen |
Deloitte Legal/ Lars Hinrichs, Marc Spielberger |
Esche Schümann Commichau/ Patrizia Chwalisz, Erwin Salamon |
FHM/ Michael Fuhlrott |
Frahm Kuckuk/ Sebastian Frahm |
Freshfields Bruckhaus Deringer/ René Döring, Boris Dzida, Klaus-Stefan Hohenstatt, Thomas Müller-Bonanni, Ulrich Sittard |
FringsPartners/ Arno Frings |
Gleiss Lutz/ Christian Arnold, Martin Diller, Steffen Krieger, Stefan Lingemann, Doris-Maria Schuster |
Görg/ Burkhard Fabritius |
Gragert Stamer/ Nicola Gragert |
Greenfort/ Mark Lembke |
Heinemann & Partner/ Uwe Julius Faustmann |
Hengeler Mueller/ Christian Hoefs |
Heuking Kühn Lüer Wojtek/ Johan-Michel Menke, Bernd Weller |
Hogan Lovells/ Kerstin Neighbour |
Justem/ Thilo Mahnhold |
Kasper Knacke/ Frank Hahn |
Kliemt/ Burkard Göpfert, Michael Kliemt, Barbara Reinhard |
KPMG Law/ Stefan Middendorf |
Küttner/ Thomas Niklas, Tim Wißmann |
Latham & Watkins/ Anne Kleffmann, Tim Wybitul |
Linklaters/ Timon Grau |
Luther/ Volker Schneider, Robert von Steinau-Steinrück |
Maat/ Thomas Bader |
Mainwerk/ Oliver Driver-Polke, Kai Golücke |
Manske & Partner/ Jürgen Markowski |
McDermott Will & Emery / Paul Melot de Beauregard** |
Metis/ Daniel Benkert |
Michels.PMKS/ Marcus Michels |
Möhrle Happ Luther/ Nils Evermann |
Naegele/ Stefan Nägele |
Neuwerk/ Sebastian Naber |
Noerr/ Andreas Butz, Hans-Christoph Schimmelpfennig |
Norton Rose Fulbright/ Cornelia Marquardt |
Orrick/ André Zimmermann |
Pauly & Partner/ Stephan Pauly |
Pusch Wahlig/ Tobias Pusch, Holger Thomas |
Raue/ Gernod Meinel |
Rudolf & Vossberg/ Klaus Rudolf |
Schramm Meyer Kuhnke/ Michael Kuhnke, Holger Meyer, Nils Schramm |
Schütte, Lange & Kollegen/ Reinhard Schütte |
Schweibert Leßmann & Partner/ Rüdiger Hopfe, Jochen Leßmann, Ulrike Schweibert |
Seitz/ Thomas Kania, Stefan Seitz |
Staudacher Annuß/ Georg Annuß |
SZA Schilling, Zutt & Anschütz/ Georg Jaeger |
T/S/C/ Susanne Clemenz, Johannes Schipp |
Taylor Wessing/ Marc André Gimmy |
Vangard Littler/ Frauke Biester-Junker, Christoph Crisolli, Oliver Grimm, Sebastian Juli, Sebastian Maiß |
*Reihenfolge nach Alphabet / **ab Mai 2019 bei Jones Day |
Quelle: HRI/ WirtschaftsWoche 2019 |