WiWo-Top-Kanzleien Die besten Anwälte für Versicherungsrecht

Ein Unglück oder ein Unfall können immer passieren. Aber wenn es teuer wird, ist Streit programmiert. Versicherungsrechtler streiten für und mit Versicherern um die riesigen Millionenschäden - und verdienen gut daran.

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Was sich ab 1. August in Deutschland ändert
seit 2010 steigen die Bedarfssätze für Millionen unterhaltsberechtigte Kinder in der Düsseldorfer Tabelle. Quelle: dpa
Erleichterung für die Arbeitgeber beim Mindestlohn: Ab 01. August müssen keine Arbeitszeitaufzeichnung, Geld- und Wertdienste, Friseurhandwerk Quelle: dpa
August können Studenten bereits Bafög bekommen, auch wenn sie nur eine vorläufige Zulassung zum Masterstudium; Voraussetzung ist jedoch, dass sie die endgültige Zulassung innerhalb eines Jahres Quelle: dpa
KfW-Programm, ändert zum 01. August die Konditionen des Programms "Energieeffizient Sanieren", Förderhöchstbetrag pro Wohneinheit von 75.000 Euro auf 100.000 Euro, Bauantrag Quelle: dpa
Rechtsextremismus, NSU-Mordserie, Generalbundesanwalt, August Quelle: dpa
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ändert am 01. August die Ausbildungsordnungen für 17 Berufe Quelle: dpa
Mietpreisbremse wird nach Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen ab 01. August auch in 144 Gemeinden und Städten in Bayern eingeführt Quelle: dpa

Schon wochenlang streitet sich die Lufthansa mit Anwälten: Sind 75.000 Euro Entschädigung für die Angehörigen der deutschen Opfer des Germanwings-Absturzes in den französischen Alpen genug? So viel will die Muttergesellschaft Lufthansa den Hinterbliebenen der 71 deutschen Opfer – 150 sind es insgesamt – freiwillig zugestehen. Plus 10.000 Euro für jeden nächsten Angehörigen, plus möglichem individuell zu berechnendem Schadensersatz, wenn ein Opfer eine Familie zu versorgen hatte.

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Die Opferanwälte wie Elmar Giemulla dagegen fordern für die hinterbliebenen Familien je 100.000 Euro, mindestens. Der Professor für Luftverkehrsrecht aus Berlin, der immerhin für 39 Familien arbeitet, droht der Lufthansa, dass er sie nun nicht mehr in Deutschland, sondern in den USA auf Schadensersatz verklagen wolle. Denn: In den Vereinigten Staaten sind die Schadensersatzsummen, die die Angehörigen der Opfer in solchen Fällen zugesprochen bekommen, weit höher. Sie erreichen bis zu neun Millionen Euro. Ausgeschlossen sind diese hohen Summen auch für Deutsche nicht. Vorausgesetzt, ihre Anwälte finden einen Ansatz dafür, dass der Absturz der Germanwings-Maschine einen Bezug zu den USA hat und sie es damit vor ein US-Gericht schaffen.

Zum Vergleich: Beim Absturz der Concorde vor 15 Jahren bekamen manche Hinterbliebene über eine Million Euro. Denn bei dem Absturz gab es laut Germanwings-Anwalt Rainer Büsken einen Bezug zu den USA, weil der Flug nach New York gehen sollte.

WirtschaftsWoche Top-Kanzleien

Ob deutsche Betroffene im Germanwings-Fall die Airline wirklich in den Vereinigten Staaten verklagen können, darüber orakeln derzeit die Juristen, und manche sind durchaus zuversichtlich: Es kann ausreichen, dass eine Airline die USA anfliegt und dort Vertriebsgesellschaften hat. US-Gerichte erklärten sich im Zweifel bisher für zuständig.

Sicher ist derzeit nur, dass die US-Opfer viel mehr Geld bekommen dürften als Deutsche. Die verstorbenen 51 Spanier und Angehörigen weiterer Nationen haben jeder auf andere Summen Anspruch. Doch damit nicht genug der Unterschiede: Inzwischen streitet Lufthansa auch um das Schmerzensgeld für die Angehörigen der verstorbenen Crew-Mitglieder. Dies sei Sache der Berufsgenossenschaft, und die komme nun mal generell nicht für Schmerzensgeld auf, heißt es dort. Für Germanwings kämpft der Kölner Anwalt Rainer Büsken, der Partner der Kanzlei BLD Bach Langheid Dallmayr, die auf Versicherungsrecht spezialisiert ist – und er ist einer der Top-Versicherungsrechtler im Ranking WiWo-Top-Kanzleien (siehe Tabelle Seite 2).

Die Jury

Diese Spezies Anwälte, deren Alltagsgeschäft die großen Fälle mit riesigen Schadenssummen in dreifacher Millionenhöhe ist, ist eher rar gesät. Daher bekommen die vorhandenen Versicherungsrechtler auch die ganze internationale Bandbreite der Riesenfälle zu sehen. Zukunftsthema sind Cyber-Fälle wie der Hacker-Fall bei Sony oder der Kundendatenklau beim Pay-TV-Sender Sky, führt Anwalt Oliver Sieg von Noerr an. Bislang reichen die Fälle vom Untergang des Touristenschiffes Costa Concordia über den Brustimplantate-Skandal beim TÜV Rheinland bis zu Fonds-Pleiten mit vielen geprellten Anlegern. Auch Produkthaftungsfälle beim Export explodierender Spülmaschinen, Managerhaftungsfälle wie beim Skandalflughafen BER oder Falschberatungen von Unternehmen durch Kanzleien oder der Einsturz einer Textilfabrik mit über 1000 Toten beschäftigen die Anwälte bereits.

Profis für rasches Handeln

Da geht es dann um Spezialfragen wie diese: Muss sich ein Markenartikler, der im Ausland fertigen lässt und weltweit alle Tochtergesellschaften mitversichert, nach dem Hauseinsturz mit seinem Schaden abweisen lassen, weil die Assekuranz im Ausland gar nichts versichern konnte? „Letztlich stellt sich immer erst am Ende heraus, ob der Versicherer hält, was er verspricht“, sagt Sieg.

Kleingedrucktes mit Folgen

Auch Mark Wilhelm von Wilhelm Rechtsanwälte kennt die Auseinandersetzungen um die Deutung einzelner Klauseln gut. Meist ist zwar vertraglich definiert, was in welcher Form an Schäden ersetzt werden muss, wenn es gebrannt, geknallt oder gestürmt hat. Aber vor Ort ist dann schnell die Frage, ob eine Maschine im Sinne der Police schon zerstört ist oder noch reparabel? Der Unterschied macht für ein Unternehmen, das möglichst rasch die Produktion wieder aufnehmen will, sehr viel aus. Der Versicherer will im Zweifel möglichst wenig zahlen, womit er den Schaden noch vergrößern kann.

Wilhelm rechnet vor: Dauert die Reparatur einer Maschine acht Wochen und kostet nur 10.000 Euro, ist das für den Versicherer günstiger, als eine neue Maschine zu bezahlen, die binnen einer Woche lieferbar ist und eine Million Euro kostet. Für das versicherte Unternehmen wäre aber der Austausch viel sinnvoller, wenn der Betriebsausfall täglich 100.000 Euro kostet – in acht Wochen würde das schließlich 4,8 Millionen Euro Umsatzausfall entsprechen. In solchen Fällen müssen auch Versicherungsprofis wie Wilhelm sofort vor Ort zur Stelle sein und rasch verhandeln.

Billig sind die Anwälte nicht – sie kassieren mehr als Baurechtler, aber nicht so viel wie Kartellrechtprofis: Ihre Stundenhonorare betragen für Partner 300 bis 600 Euro, für angestellte Anwälte 200 bis 350 Euro. Die Faustregel: Kleinere, spezialisierte Kanzleien sind preiswerter als Großkanzleien, die ohnehin seltener mit dieser Spezialmaterie aufwarten. Pauschalhonorare sind selten. Eher ärgern sich die Advokaten über Dumpingpreise ihrer Konkurrenten, die bei Versicherern einen Fuß in die Tür oder ein Vorzeigemandat ergattern wollen.

14 Top-Kanzleien für Versicherungsrecht
Welche Experten und Kanzleien sich im Juryverfahren durchgesetzt haben
KanzleiName
Baker McKenziePeter Stankewitsch
BLD Bach Langheid DallmayrRainer Büsken,
Reinhard Dallmayr,
Theo Langheid
CMS Hasche SigleStefan Segger
Dabelstein & PassehlDieter Schwampe
DLA PiperGunne Bähr,
Thomas Gädtke
FPS Fritze Wicke SeeligCarsten Harms
Friedrich Graf von Westphalen & PartnerCarsten Laschet,
Tobias Lenz
Heuking Kühn Lüer WojtekHerbert Palmberger
Lebuhn & PuchtaDieter Armbrust
NoerrHelmut Katschthaler,
Henning Schaloske,
Oliver Sieg
Taylor WessingClaus-Peter Knufinke,
Franz Janssen
Thümmel Schütze & PartnerFranck Schmidt-Husson,
Roderich C. Thümmelt
White & CaseChristian Wirth
WilhelmMark Wilhelm
Quelle: WirtschaftsWoche 2015
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