Anwälten für privates Baurecht geht die Arbeit auch künftig nicht aus: Dafür sorgen nicht nur Großprojekte wie Stuttgart 21, die Elbphilharmonie in Hamburg oder der Flughafen in Berlin. Viel zu tun in Sachen Infrastruktur gibt’s auch, wenn der Bund die vielen maroden Autobahnbrücken sanieren lassen muss. „Auch der private wie der soziale Wohnungsbau kommen gerade wieder in Gang. In München, Frankfurt oder Düsseldorf entstehen besonders viele Luxuswohnungen“, sagt Baurechtexpertin Antje Boldt von der Kanzlei Sibeth. Und wenn konjunkturbedingt tatsächlich mal weniger neu gebaut wird, gibt es Streit um Reparaturen und Sanierungen.
Die Honorare der Baurechtler sind niedriger als die von Spezialisten für IT-, Marken- oder Kartellrechtler. Bei den Partnern reicht die Spanne der Stundenhonorare von 250 Euro bis 450 Euro, bei angestellten Anwälten liegt sie bei 200 bis 330 Euro. Nur wenige Baurechtprofis erzielen auch schon mal 500 Euro Stundenhonorar. Oft wird hier auch noch nach der Gebührenordnung abgerechnet.
„Baurechtler kommen nicht mit großen Teams, denn die Arbeit ist nicht wegdelegierbar“, sagt Uwe Steingröver von Friedrich Graf von Westphalen & Partner. Jedoch: „Flexibler werden die Honorare meist gehandhabt, wenn der Mandant ein Multiplikator ist, einen besonderen Namen hat oder der Fall ein Dauerberatungsprojekt für drei Jahre oder mehr wird.“
Konflikte programmiert
Dass es gerade bei Bauprojekten immer Krach gibt, liegt oft an nachlässiger Vorbereitung. Zunächst etwa vereinbaren die Parteien ein Pauschalhonorar, dann aber haben die Bauherren Änderungswünsche: Hier noch ein paar Wände mehr, dort noch Einbruchschutz, hier bessere Platten, dort bessere Fenster, sodass das Bauunternehmen später eine höhere Rechnung stellt. Halten die Änderungswünsche den Bau auf, können die Handwerker bei anderen zugesagten Bauprojekten nicht antreten und müssen womöglich dort Schadensersatz zahlen. Boldt resümiert: „Typischerweise gibt es zwei Streitpunkte. Die Auftraggeber monieren Mängel und dass Bauten nicht rechtzeitig fertig werden. Die Auftragnehmer wiederum wollen mehr Geld als vereinbart, weil länger und anders gebaut wird als geplant.“ Dazu kommen oft hausgemachte Kapazitätsprobleme, weil Baufirmen bisweilen mehr Aufträge annehmen, als sie schaffen können.
Nachträge, wie Juristen die zusätzlichen Kosten nennen, produzieren Bauunternehmen auch sehr gern selbst, um ihre Rechnung in die Höhe zu treiben. Ist eine Rechnung nur bis zu zehn Prozent höher als ausgemacht, gilt das heute als normal.
„Es soll Bauvorhaben geben, die ohne Streit über die Bühne gehen“, spottet Heuking-Anwalt Freund. Entscheidend seien Charaktere: „Ein Bauherr mit gesundem Halbwissen, der sich laufend einmischt, kann für ein Projekt tödlich sein, denn weder Architekten noch Bauunternehmer lassen sich gern reinreden“, sagt der Düsseldorfer. Gern erzählt er die Geschichte von dem Auftraggeber eines zwei Millionen Euro teuren Architektenhauses. Der Mann liegt mit 18 von 21 Handwerkern im Clinch und führt 15 Prozesse – seit sechs Jahren.