Vermögensberatung Accessio: Netz der Geldsauger

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Auf dem Papier lasen sich die Lockange-bote der Itzehoer Vermögensverwalter gut. Sie versprachen ihren Kunden hohe Zinsen, etwa auf Tagesgeld. Das Geld legte Accessio aber nicht selbst an, sondern reichte es an die Münchner DAB Bank weiter, sodass das Kapital über den Einlagensicherungsfonds geschützt war. Dann unterbreitete Accessio den Kunden jedoch andere Angebote und stellte noch höhere Zinsen in Aussicht.

Viele ließen sich in die riskanteren Anlagen locken. Etwa ein sogenanntes Zins-Kombi-Konto, bei dem die Hälfte des Anlagevolumens in Tagesgeld, der Rest in ein festverzinstes Wertpapier, einen Genussschein, wanderte. Dabei handelt es sich um ein Wertpapier, das den Anlegern ähnlich wie eine Anleihe eine feste Ausschüttung sichern soll. Doch anders als bei einer Anleihe gibt es das Geld nur, wenn das Unternehmen Gewinn macht. Macht es hingegen Verluste, gehen die Anleger leer aus.

So etwa bei der Berliner Pongs & Zahn. Accessio hatte seinen Kunden Genussscheine des Unternehmens zum Kauf angeboten. Die Hoffnung auf hohe Ausschüttungen wurde aber enttäuscht. Grund dafür: 2007 schrieb Pongs & Zahn einen Bilanzverlust von rund 9,8 Millionen Euro.

Statt der in Aussicht gestellten Ausschüttung von 8,5 Prozent bekamen die Anleger erst mal nichts. Auch für das Jahr 2008 wird es wohl keine Ausschüttungen geben, da sich erneut ein Verlust abzeichnet. Ob diese Zahlungen irgendwann nachgeholt werden können, ist fraglich. An der Börse werden die Genussscheine von Pongs & Zahn inzwischen 80 Prozent unter ihrem Nennwert gehandelt.

Nicht nur die Verluste, sondern auch fehlerhafte Bilanzen verhageln den Kurs. Denn Pongs & Zahn musste im September und Oktober des vergangenen Jahres Fehler in den Jahresabschlüssen 2004 und 2005 einräumen. Die Berliner Prüfstelle für Rechnungslegung hatte für das Jahr 2004 nicht verbuchte Abschreibungen von rund 4,5 Millionen Euro und eine fehlende Wertberichtigung auf Forderungen von zwei Millionen Euro aufgedeckt. 2005 rutschte Pongs & Zahn von einem ursprünglichen Gewinn von rund 756.000 Euro in die roten Zahlen, nachdem die Bilanzpolizei Abschreibungen von zusätzlich 2,5 Millionen auf Beteiligungen und Wertberichtigungen auf Forderungen von zehn Millionen Euro anordnete.

Ganze Reihe von Fehlern in der Ponaxis-Bilanz

Auch bei weiteren Unternehmen des Netzwerks gab es solche Fehler, etwa bei der Bilanz der Ponaxis AG. Die Anleihen dieses Konzerns, der mit Beteiligungen an mittelständischen Unternehmen Geld verdienen will, legte Accessio den Kunden gerne ans Herz. Auch für die von Accessio vertriebenen Fonds wurde die Anleihe gekauft. Ponaxis Konzernabschluss 2006 wies eine ganze Reihe von Fehlern auf, durch die das Ergebnis insgesamt um 9,7 Millionen Euro zu hoch ausfiel. Aus einem Überschuss von 1,6 Millionen wurde nach den Kontrollen der Prüfstelle für Rechnungslegung ein Verlust von 8,1 Millionen.

Ponaxis-Vorstand Andreas Demant führt das auf die Einführung neuer Bilanzierungsstandards zurück. So sei damals noch unklar gewesen, wie bestimmte Sachverhalte zu bilanzieren seien. Die Fehler in den Ponaxis-Zahlen hätten sich außerdem zum großen Teil als Folgefehler aus Abweichungen bei einer Beteiligung, der Intelis AG, ergeben. Tatsächlich hatte die Bilanzpolizei auch das Ergebnis des Intelis-Konzernabschlusses 2006 um 5,8 Millionen Euro zusammengestrichen. Dabei wurde aus einem leichten Plus von 0,1 Millionen ein Fehlbetrag von 5,7 Millionen Euro.

In Intelis-Aktien investierte beispielsweise der vom damaligen Wertpapierhandelshaus Driver & Bengsch angebotene Adviser II Fonds. Immerhin bediente Ponaxis bisher wenigstens seine Anleihen, die deshalb nur mit geringen Abschlägen zum Nennwert notieren. Die Ponaxis-Aktie ist dagegen im Kurs um mehr als 90 Prozent abgestürzt, ebenso wie das Papier der Accessio Muttergesellschaft Driver & Bengsch.

Die Bilanzierungsfehler bei Ponaxis und Intelis sind auch deshalb bemerkenswert, weil die Bremer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Gräwe & Partner die Zahlen überprüft. Das Ergebnis: keine Einwendungen. Das ist wenig verwunderlich, kooperierte Gräwe & Partner doch jahrelang mit einer Sozietät aus Anwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern namens bdp Bormann Demant & Partner – einer Kanzlei, deren Anwälte mit dem Netzwerk verquickt sind. Beispielsweise über Andreas Demant, der nicht nur Vorstand von Ponaxis ist, sondern auch 50 Prozent an der PCM Private Capital hält.

Die Sozietät bdp hat ihre Hauptsitze in Berlin und Hamburg. In Veröffentlichungen der Gruppe, zu der mehrere wirtschaftlich und rechtlich eigenständige Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen gehören, wurde Gräwe & Partner bis September 2008 sogar gemeinsam mit den eigenen Standorten aufgeführt. Für Michael Bormann, einen der Gründer der Sozietät bdp, handelte es sich dabei jedoch vor allem um eine „Kooperation auf dem Briefpapier“. Keinesfalls habe es einen engen Austausch im täglichen Geschäft oder wechselseitige Beteiligungen gegeben, sagt er. Ponaxis-Vorstand Demant schließt außerdem aus, dass von irgendeiner Seite Einfluss auf die Wirtschaftsprüfer genommen wurde.

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