Vermögensberatung Accessio: Netz der Geldsauger

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Zwischen der bdp-Gruppe wiederum und zahlreichen Unternehmen des Netzwerks gibt es Verbindungen. Merkwürdiger Zufall: Am Hamburger Standort der bdp, Valentinskamp 88, haben ausweislich der Datenbank des Informationsdienstleisters Creditreform auch Ponaxis, Ilog, Tec Equity sowie die E.I.B. Elbe Invest und Beteiligungs GmbH ihre Stammsitze. Die gleiche Adresse wie der Berliner Standort von bdp hat die HPE Hanseatic Private Equity. Es handele sich jedoch „um verschiedene Etagen und komplett getrennte Räumlichkeiten“, sagen Ponaxis-Vorstand Demant und Bormann von bdp.

Eine ganze Reihe von Verantwortlichen der Netzwerkunternehmen war oder ist noch bei der Sozietät bdp aktiv. Ponaxis-Vorstand Demant ist Aufsichtsrat bei mehreren Unternehmen, so bei Intelis und Ilog. Er war 1992 einer der Gründer von bdp. Mit der Aufnahme seines Postens bei Ponaxis im Jahr 2005 hat er seine Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater jedoch aufgegeben, hält heute nach eigenen Angaben weder Anteile an Unternehmen der bdp-Gruppe, noch nimmt er Einfluss auf deren Geschäft.

Michael Bormann dagegen ist nach wie vor für die Sozietät bdp tätig. Seit September 2008 sitzt er auch im Aufsichtsrat des Wertpapierhandelshauses Accessio und der Muttergesellschaft Driver & Bengsch AG. Rüdiger Kloth, Partner bei bdp in Hamburg, hält neben Demant die andere Hälfte der Anteile an der PCM Private Capital.

Matthias Schipper ist Geschäftsführer eines Unternehmens der bdp-Gruppe, außerdem Vorstand der mitvernetzten HPE Hanseatic Private Equity AG. „Bei diesen Verbindungen zwischen den Netzwerksunternehmen, der bdp-Gruppe und Accessio habe ich ein ungutes Gefühl“, sagt Anwalt Schwill. Es falle ihm schwer, an einen Zufall zu glauben.

Accessio: Eine Art "Staubsauger für Geld"

Diese Strukturen zahlen sich aus. So streicht Accessio für den Vertrieb der Wertpapiere hohe Provisionen ein. Für die Vermittlung von Zeichnern der Genussscheine oder Anleihen der Netzwerkunternehmen kassiert Accessio bis zu zehn Prozent ihres Nennwertes. Andererseits profitieren die Netzwerksunternehmen davon, dass ihnen das Wertpapierhandelshaus Millionenzuflüsse sichert. Ein Kenner des dubiosen Geflechts berichtet, dass die Drahtzieher Accessio „gezielt einsetzten“. Für sie sei das Wertpapierhandelshaus eine Art „Staubsauger für Geld“.

Accessio bietet das Rundum-sorglos-Paket für die Netzwerksunternehmen, indem seine Berater deren Anleihen, Aktien oder Fonds an den Kunden bringen. 2006 hatte Accessio beispielsweise den exklusiven Vermittlungsauftrag für Anleihen der HPE Hanseatic Private Equity im Volumen von 28 Millionen Euro sowie für Anleihen der HPE-Beteiligungen Ponaxis und Cargofresh.

Aber auch für Kunden der bdp-Gruppe wurde Accessio genutzt. So finden sich unter den von Accessio vertriebenen Wertpapieren auch Anleihen von Koch Automobile und der Elde Konservenfabrik Zachow. Zwei Unternehmen, die bei ihrer Finanzierung von der bdp-Gruppe beraten worden sind.

Dass einer der Accessio-Aufsichtsräte auch für bdp aktiv ist, findet Accessio jedoch nicht problematisch. „Wenn sich ein Aufsichtsrat über seine Überwachungs-, Kontroll- und Beratungsfunktion zusätzlich auch noch in der Form einbringt, dass er Kontakte herstellt, aus denen später Geschäft generiert wird, ist das für alle sehr erfreulich“, teilt das Unternehmen mit.

Neuer Name, neues Glück?

Erfreulich für die Muttergesellschaft von Accessio, die Driver & Bengsch AG, war beim Börsengang 2006 wohl auch das Ergebnis der Gründungsprüfung, die ein Unternehmen aus dem Kreise der bdp-Gruppe vollzogen hatte. So konstatierte die bdp Revision und Treuhand GmbH im September 2005, dass den von Driver & Bengsch ausgegebenen Aktien im Gegenwert von 40 Millionen Euro auch tatsächlich Sacheinlagen dieser Höhe entsprechen. Ohne ein solches Gutachten wäre der Börsengang kaum möglich gewesen. 

Ein ehemaliger Mitarbeiter von Accessio berichtet außerdem, dass Accessio vielfach Mitarbeiter ohne Bankausbildung einsetze, „reine Drücker“. Nach eigenen Angaben beschäftigt Accessio derzeit 44 Mitarbeiter. Von den 22 Beratern hätten 19 eine Bankausbildung, heißt es. Accessio habe Kunden auch erst seit 2004 zu ihrer Risikoeinstellung befragt, sagt der ehemalige Mitarbeiter. Eine Praxis, die in anderen Banken schon zehn Jahre früher üblich war und es erst ermöglicht, einem Kunden eine für ihn passende Geldanlage aufzubauen. Accessio betont hingegen, die Risikoeinstufungen seien anfangs über die Kontounterlagen der DAB Bank erfolgt, die auch alle Depots der Accessio-Kunden führt.

Vor dem Hintergrund zahlreicher Kundenbeschwerden änderte das Wertpapierhandelshaus gegen Ende 2008 seinen Namen. Einen Zusammenhang zwischen Namenswechsel und Kundenbeschwerden verneint Accessio jedoch. Eine Änderung des Namens ändert natürlich nicht zwangsläufig die Geschäftspraxis. Anne Roth jedenfalls würde ihr Vermögen nicht noch einmal Driver & Bengsch oder Accessio anvertrauen.

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