Versicherungskonzern Neue Allianz-Bank für alte Dresdner-Kunden

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Im Gegensatz zur ruhmlosen Dresdner-Vergangenheit sind die Vorgaben aus der Münchner Zentrale nicht mehr allzu ehrgeizig. Bankchef Andree Moschner, der schon bei der Dresdner Bank das Privatkundengeschäft führte, wäre froh, wenn seine Berater jährlich 100.000 neue Kunden anwerben. Ein großer Filialausbau ist zunächst nicht geplant. Die Produkte der Bank bieten die rund 10.000 Allianz-Vertreter an. An Filialen erinnern nur die rund 130 Bankagenturen mit Geldautomaten und geschulten Mitarbeitern. 

Von einer Million von den Allianz-Vertretern angeworbenen Kunden sind trotz eines Lockangebots von vier Prozent für Tagesgeld nur 350.000 zur Allianz-Bank gewechselt. Viele Altkunden waren Karteileichen, die die Vertreter angeworben hatten, um ihre Vorgaben zu erfüllen.

Der Absatz stockt

Rund drei Milliarden Euro Einlagen hat die Allianz-Bank zum Start eingesammelt. Damit gibt sich die Zentrale offiziell zufrieden. Das künftige Wachstum soll vor allem von den 19 Millionen Allianz-Versicherungskunden kommen. Sie will die neue Bank auch mit Produkten an der Schnittstelle von Bank und Versicherung überzeugen. Konkrete Angebote sind in Planung.

Bei vielen Allianz-Vertretern machte das Geschäft mit Bankprodukten in den vergangenen Jahren immerhin schon ein Fünftel des Umsatzes aus. Doch zuletzt stockte der Absatz. „Die Dresdner Bank hatte bei vielen Kunden ein negatives Image“, sagt ein Vertreter aus Nordrhein-Westfalen. Die Versicherungskompetenz der Allianz könne der Bank Chancen eröffnen — wenn denn irgendwann die passenden Produkte da sind. „Im Angebot gibt es noch Lücken, etwa bei Krediten, aber wir können Kunden gewinnen, die uns schon in Vermögensfragen persönlich vertrauen“, sagt ein Vertreter aus Süddeutschland.

Vorsichtiger Optimismus

Hoffnungen verknüpfen die Vertreter vor allem mit dem Thema Altersvorsorge. Wer seine Allianz-Lebensversicherung ausgezahlt bekommt, könne das Geld dann auf dem Tagesgeldkonto der Banktochter parken. Unklar ist nur, wie es langfristig dort gehalten werden soll. Denn für eine Beratung zu wirklich komplexen Themen fehlt den meisten Vertretern schlicht die Kompetenz. Die Allianz setzt hier auf mobile Vermögensberater, die bei schwierigen Themen zu Rate gezogen werden können.

Trotz vieler Hürden und Probleme bei der technischen Umstellung verbreitet auch Raimund Freymann, Inhaber der Agentur in Gründau-Lieblos, vorsichtigen Optimismus. „Mit der Dresdner Bank lief vieles sehr bürokratisch“, sagt er. Vor allem hofft er, die Vertriebsmaschine richtig anwerfen zu können. „Versicherungsleute“, sagt Freymann, „sind einfach die besseren Verkäufer.“ 

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