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Ablaufleistungen Renditen bei Lebensversicherungen fallen weiter

Der neue map-report verdeutlicht einmal mehr das Dilemma der Lebensversicherer, die Ablaufleistungen sind weiter gesunken. Fast noch alarmierender ist, dass auch die Transparenz vieler Versicherer mangelhaft ist.

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Was von der Privatrente übrigbleibt
Die sinkenden Renditen bei der Lebensversicherung sind ein Aufreger-Thema in Deutschland. In der Ansparphase erwirtschaften die Gesellschaften heute kaum mehr als sie durchschnittlich an Garantien für ihre Kunden bereithalten müssen. Verbraucherschützer raten Kunden daher seit Jahren, ihr Geld separat anzusparen – und erst zum eigentlichen Rentenantritt an eine Rentenversicherung abzutreten, die dann das Langlebigkeitsrisiko übernimmt. Je besser eine Gesellschaft ab dann wirtschaftet und anlegt, desto höher fällt die Sofortrente aus. Ein aktueller Map-Report hat sich angesehen, welche Versicherer bei der Sofortrente in der Vergangenheit am besten abgeschnitten haben. Quelle: dpa
Die zentrale Frage des Map-Reports lautet: Was hat der Versicherer aus der Einmalzahlung machen können? Oder genauer: Wie viel haben Kunden an monatlicher Rente ausbezahlt bekommen, wenn sie 1995 (und auch 2000 und 2005) 50.000 Euro Einmalzahlung an eine Rentenversicherung gegeben haben? Bei der dynamischen Variante, bei der ein einmal erreichtes Rentenniveau nicht mehr unterschritten werden darf, liegt die Debeka an erster Stelle. In den 20 Jahren 1995 bis heute haben sich die Rentenzahlungen auf 98.749 Euro aufsummiert – das sind knapp 9.000 mehr als der Durchschnitt. 464,53 Euro monatlich bezahlt sie ihren Kunden seit dem 1.1.2015 aus. Quelle: dpa
Nach der Debeka rangiert die Cosmos Versicherung auf dem zweiten Platz bei den dynamischen Renten über 20 Jahre. Bei ihr wurden aus 50.000 Euro Einmalzahlung 94.672 Euro oder 417,26 Euro Rente seit dem 1.1.2015. Der Map-Report sieht das Modell, das die Renten dynamisch an die Entwicklung der Überschüsse anpasst, allerdings kritisch: Im Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre habe kaum ein Versicherer mehr die Rentenzahlungen anheben können. Der Grund: Wegen der Niedrigzinsen gehen die Überschüsse seit längerem kontinuierlich zurück. Quelle: Screenshot. Quelle: Handelsblatt Online
Platz drei bei den dynamischen Sofort-Renten über 20 Jahre belegt die Württembergische. Sie machte aus einst 50.000 Euro nach 20 Jahren 93.850 Euro oder 421,87 Euro Rente ab dem 1.1.2015. Die mit Abstand meisten Teilnehmer der Untersuchung meldeten Daten zur dynamischen Rentenversicherung, heißt es im Map-Report – „aus gutem Grund“. Denn es sieht besser aus, wenn die Rentenleistungen im dynamischen Modell – trotz Niedrigzinsen – zumindest konstant bleiben. Quelle: dpa
Wie stark die „erzwungene“ Rentengarantie im dynamischen Modell die Wirklichkeit verzerrt, wird bei den Gewinnern Debeka, Cosmos und Württembergische besonders sichtbar. „Während die dynamische Rente steigt oder zumindest das erreichte Niveau hält, rauscht der konstante Vertrag ab dem Jahr 2002 in den Keller“, so der Report. Bei der Cosmos sinkt die Monatsrente von 2002 bis 2005 von 407 Euro um 69 Euro auf 338 Euro. Bei der Württembergischen sinkt die Rente im selben Zeitraum um 71 Euro, bei der Debeka sogar um 93 Euro. Quelle: dpa
„Unter den gegeben Bedingungen sind die Ergebnisse der Rentenleistungen der Lebensversicherer bemerkenswert gut“, heißt es im Map-Report. Dies gilt allerdings vor allem für den Fall, bei dem die Sofortrentenzahlungen seit 1995 laufen. Je später der Versicherer mit der Rentenzahlung begonnen hat, umso eher schlägt sich das Niedrigzinsumfeld auf die Ergebnisse nieder – und umso länger muss ein Vertrag laufen, damit der Kunde seine Einmalzahlung wiedersieht. Quelle: dpa
Recht komfortabel sieht es also bei Rentenzahlungen aus, die nach einer Einmalzahlung von 50.000 Euro, bereits ab 1995 bezahlt werden. Bei der Rente mit konstantem Überschusssystem erreicht – laut Map-Branchenvergleich – ein Mustervertrag ab 1995 nach zehn Jahren und neun Monaten einen positiven Saldo zwischen Ein- und Auszahlungen. Länger dauert es bei der dynamischen Rente: Dort muss ein Kunde sich elf Jahre und acht Monate gedulden, bis er sein Eingezahltes wiedersieht. Quelle: dpa

Was wirft meine Lebensversicherung am Ende ab? Diese Frage treibt Millionen Versicherte um. Der am Dienstag veröffentlichte map-report liefert eine Antwort und zeigt erneut: so üppig wie noch vor einigen Jahren fallen die Ablaufleistungen bei Fälligkeit der Versicherung längst nicht mehr aus, die niedrigen Zinsen haben die Assekuranzen fest im Klammergriff.

Der map-report, der nach dem Tod seines Gründers Manfred Poweleit nun beim Versicherungsjournal Verlag erstellt wird, vergleicht die Ablaufleistungen und -renditen zahlreicher Versicherer. Die Ablaufrendite gibt den tatsächlichen Ertrag an, den der Kunde auf seine eingezahlten Beiträge erhalten hat. Dazu gehören unter anderem auch der Garantiezins und die Beteiligung an den Überschüssen.

Diese Versicherer bieten die höchsten Ablaufrenditen (Laufzeit: 20 Jahre)

Dabei sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern enorm. Bei einer Lebensversicherung mit 30-jähriger Laufzeit liegt die Spanne zwischen der höchsten Auszahlung und der geringsten laut map-report bei fast 27.000 Euro. Die höchste Rendite bietet demnach die Debeka - wer seit 30 Jahren jährlich 1200 Euro in eine kapitalbildende Lebensversicherung der Assekuranz eingezahlt hat, erhielt bei der Fälligkeit Ende 2014 93.369 Euro. Das entspricht einer Rendite von 5,6 Prozent. Überzeugen konnten auch die Versicherungen Europa und Cosmos mit Renditen von 5,52 beziehungsweise 5,42 Prozent.

Der Marktdurchschnitt dagegen lag bei 4,68 Prozent. "Im Marktschnitt liegen die Ablaufleistungen der Kapitallebensversicherungen rund 30.000 Euro unter denen des Jahres 2002", schreibt map-report-Chefredakteur Reinhard Klages. Diese Zahl beziehe sich auf den Musterfall eines Anlegers, der 30 Jahre lang regelmäßig 1200 Euro einzahle.

Diese Versicherer bieten die niedrigsten Ablaufrenditen (Laufzeit: 20 Jahre)

Auch bei Policen mit 20 Jahren Laufzeit hat die Debeka mit einer Rendite von 5,28 Prozent den ersten Platz erobert. Der Marktdurchschnitt liegt mit einer Rendite von 3,83 Prozent deutlich darunter und damit erstmals seit Veröffentlichung des map-reports unter der Marke von vier Prozent. Im Vorjahr waren es noch 4,29 Prozent gewesen. Auffällig ist auch, dass der Branchenprimus Allianz bei beiden Laufzeiten noch deutlich unter dem Marktdurchschnitt rangiert.

Diese Versicherer bieten die höchsten Ablaufrenditen (Laufzeit: 30 Jahre)

Allerdings sind die Durchschnittswerte dieser Analyse mit Vorsicht zu genießen, wie auch die Autoren einräumen. Sie beruhen auf den insgesamt gemeldeten Daten. "Nur 40 Gesellschaften stellten Daten zur Verfügung", schreibt Klages. Das entspreche einem Anteil von 50 Prozent der Unternehmen, die Kapitalleben-Policen im Bestand hätten. "Ein schwaches Bild", meint Klages, die Branche scheine dem Vergleich keine allzu hohe Relevanz beizumessen.

Die Vermutung liegt daher nahe, dass es vor allem die Assekuranzen mit einer niedrigen Ablaufrendite sind, die sich der Umfrage enthielten. "Es ist davon auszugehen, dass die Branchenwerte signifikant niedriger wären, wenn alle Unternehmen Daten zur Verfügung gestellt hätten", heißt es im map-report. Auch die Schlusslichter des Vergleichs können daher nicht unbedingt als Verlierer abgestempelt werden, gut möglich, dass andere Anbieter deutlich schlechter abschneiden würden.

Diese Versicherer bieten die niedrigsten Ablaufrenditen (Laufzeit: 30 Jahre)

Eine mögliche Erklärung für die fehlende Auskunftsbereitschaft der Versicherer ist das leicht abgeänderte Verfahren des Rankings. Bisher basierte die Analyse auf einer Hochrechnung der Ablaufleistung am Ende des laufenden Jahres, sprich die genauen Bewertungsreserven lagen noch nicht vor, es wurde der jeweils aktuelle Wert angenommen. Mittlerweile wird der Vergleich mit tatsächlichen Werten für den erreichten Termin erstellt, in diesem Fall also für Ende 2014. Auch deshalb sind die Werte nur bedingt mit den Vorjahresergebnissen vergleichbar.

Sinnvoll ist der Wechsel auch, da in der Zwischenzeit der Umgang mit Bewertungsreserven neu geregelt wurde. Im Sommer 2014 beschloss die Regierung, dass Bewertungsreserven nicht mehr wie bisher zur Hälfte an ausscheidende Kunden ausgezahlt werden dürfen, wenn der Versicherer die Reserven selber braucht. Die Gesetzesänderung war höchst umstritten, weil für so manchen Altkunden die Kündigung des Vertrags attraktiver wurde. Dennoch brachte die Regierung die Änderung durch, um die Branche zu unterstützen.

In der Niedrigzinsphase leiden Lebensversicherer unter den niedrigen Renditen an den Anleihemärkten. Die Assekuranzen sind gezwungen, ihr Kapital risikoarm anzulegen und halten deshalb einen großen Bestand an Bonds, die immer geringere Zinsen abwerfen.

Dennoch ist ein derartiger Mangel an Transparenz gerade in der wohl tiefsten Krise der Branche erschreckend. Viele Kunden sind unsicher, ob die Assekuranzen ihre Garantiezusagen aus der Vergangenheit noch erfüllen können. Je mehr Versicherer ihre Daten unter Verschluss halten, desto höher dürfte diese Unsicherheit werden. Das Signal ist auf jeden Fall das falsche - Versicherte dürfen nicht das Gefühl bekommen, ihr Geld stecke in einer Blackbox.

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