Ärmer als die Kollegen In welchen Jobs Frauen am wenigsten Rente bekommen

Die Rentenerwartungen der Deutschen sind höchst unterschiedlich, je nach Branche - und Geschlecht Quelle: imago images

Frauen in Deutschland verdienen weniger als Männer. In der Konsequenz fallen auch ihre Renten geringer aus. Wie groß die Lücke ist, unterscheidet sich jedoch stark nach Branchen.

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Es ist eine Zahl, die hängenbleibt: 26 Prozent. So viel weniger Rente bekommen Frauen in Deutschland im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Das haben Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim und Christoph Schneider von der Universität Tilburg im Auftrag des Fondsanbieters Fidelity errechnet.

Die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern fällt damit noch etwas größer aus als die Gehaltslücke. Die Gründe hingegen sind dieselben: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit oder steigen wegen Kindern oder der Pflege Angehöriger gar jahrelang komplett aus dem Job aus. Wenn sie denn wiederkommen, machen sie seltener Karriere und verhandeln ohnehin schlechter. All das führt dazu, dass sie weniger verdienen – und in der Konsequenz weniger Rentenpunkte sammeln. Die Untersuchung bezieht sich nämlich allein auf die gesetzlichen Rentenansprüche.

Auffällig ist, dass der Unterscheid zwischen männlichen und weiblichen Renten je nach Branche extrem unterschiedlich ausfällt. Am Ähnlichsten sind die Rentenansprüche der Studie zufolge in Branchen, die ohnehin weiblich dominiert sind. So bekommen Erzieherinnen knapp 13 Prozent weniger Rente als Erzieher.

Auch Berufe mit klar vorgegebenen Gehaltsstrukturen sorgen laut Studie dafür, dass die Renten von Männern und Frauen weniger auseinanderdriften. So liegt die Lücke bei Bürokauffrauen im Schnitt bei knapp 14 Prozent.

Besonders groß ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen in Berufen, in denen das Gehalt stark Verhandlungssache ist und hohe Dimensionen erreichen kann – allerdings eben vor allem für Männer. So bekommen Unternehmensberaterinnen im Schnitt 26 Prozent weniger Rente als ihre männlichen Kollegen.

Fidelity veröffentlicht diese Studie freilich nicht ganz uneigennützig: Der Fondsanbieter will Frauen dazu bewegen, privat fürs Alter vorzusorgen, etwa mit Aktien. Wie viele der Frauen das ohnehin schon tun, wurde in der Studie jedoch nicht erhoben.

Ohnehin gibt es derzeit nur eine verlässliche Lösung, die Geschlechterlücke in der gesetzlichen Rente zu schließen. Karrieresprünge und Gehaltsverhandlungen mögen auch eine Rolle spielen, im Kern geht es aber um eins: mehr zu arbeiten und dadurch mehr Rentenpunkte zu sammeln. So arbeiten laut dem Demoskopie-Institut Allensbach gerade einmal 17 Prozent aller Mütter mit Kindern unter sechs Jahren Vollzeit.

Die Alternative wäre, Zeiten der Kindererziehung und Pflege stärker bei der gesetzlichen Rente zu berücksichtigen. Doch selbst wenn das geschähe, wäre es wohl kaum ausreichend, um eine Lücke von 26 Prozent zu schließen.

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