Aktien & Anleihen Mischfonds für schlechte Zeiten

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Überzogene Kosten sind, neben schlechtem Timing der Manager, der zweite Grund dafür, warum viele Produkte so schlecht abschneiden. Wer pro Jahr vier Prozent aus dem Fonds entnimmt, schmälert dadurch die Wertentwicklung über Jahre erheblich. "Selbst wenn Fondsmanager sehr viele Freiheiten haben, schaffen sie meist nicht, die zum Teil hohen Verwaltungskosten wieder einzuspielen", sagt Beck. Sehr günstige Mischfonds bringen dagegen vielfach hervorragende Ergebnisse. Grundsätzlich gilt: Traditionelle Mischungen sind häufig günstiger als Neulinge.

Der Fonds von Thomas Jökel und Jörg Warncke zählt sicher zu den Traditionalisten. Die Union-Investment-Fondsmanager bilden schon seit zehn Jahren ein Team. Wer angreift, wer verteidigt, ist klar festgelegt: Jökel ist für den Aktienteil des Mischfonds Unirak zuständig, Warncke für die Anleihen. Keiner redet dem anderen rein. So hat das Duo schon einige Krisen gemeistert und schafft immer wieder einen Mehrwert gegenüber Vergleichsindizes. Mit rund 150 einzelnen Aktien und 40 Anleihen ist das Portfolio breit gestreut. Vor allem Asien hat es Jökel angetan, allerdings ist der asiatische Anteil im Fonds mit nur 1,7 Prozent noch verschwindend gering, deutsche Aktien überwiegen. Und doch: "Ich frage mich häufiger, ob ich zusätzliche Zeit in die Analyse von amerikanischen oder europäischen Unternehmen stecken soll oder besser gleich mein Augenmerk auf Asien richte", sagt Jökel. Derzeit hält er viele südostasiatische und chinesische Aktien allerdings für zu teuer. Er wartet auf eine Krise, die ihm den Einstieg zu günstigeren Kursen ermöglicht.

Anleger müssen Kursschwankungen in Kauf nehmen

Warncke setzt sowohl auf Unternehmens- als auch auf Staatsanleihen und Pfandbriefe in Euro. Wenn sich die beiden nicht ganz einig sind, wie sie das Fondsvermögen aufteilen, dann ist der Vergleichsindex der Schlichter. Ihr Mischfondsindex besteht zu 65 Prozent aus Aktien, der Rest sind Staats- und Unternehmensanleihen aus Industrieländern.

Der Unirak hat im Jahr 2008 zwar ein Viertel seines Vermögens eingebüßt, in den Jahren 2009 und 2010 aber wieder den Anschluss gefunden – und im Dreijahresvergleich immerhin ein jährliches Plus von im Schnitt 4,6 Prozent erzielen können. Damit war er deutlich besser als der Durchschnitt aller Mischfonds, die pro Jahr knapp 0,3 Prozent einbüßten. Europäische Aktienfonds verloren binnen drei Jahren im Schnitt jährlich 2,2 Prozent, und Anleger mussten hier zudem mehr als doppelt so hohe Kursschwankungen in Kauf nehmen.

Den Mischfonds-Schnitt drücken Ausreißer wie der Vermögensaufbau-Fonds HAIG. Er wird von der Flatex AG beraten. Gründer des Online-Brokers ist der Kulmbacher Börsenmedien-Verleger Bernd Förtsch. Trotz großer Flexibilität konnten die damaligen Berater das Desaster im Jahr 2008 mit 67 Prozent Verlust nicht verhindern. Der Fonds verlor fünfmal so viel wie ein Vergleichsindex, der je zur Hälfte aus Aktien und Anleihen besteht. Das disqualifiziert ihn als Investment.

Anleihen haben ihre Tücken

Doch auch Anleihen, verzinst angelegte Tagesgelder oder Strategien von Managern, die auf fallende Kurse wetten, haben ihre Tücken. Defensive Fonds wie der Aktiv Constant Profit Global haben in der Krise geglänzt. Im Aufschwung aber läuft die Strategie des Tegernseer Vermögensverwalters Alexander Seibold nicht rund. Wer in der seit zwei Jahren anhaltenden Aktienhausse im sicheren Hafen blieb, schaut dem Börsenaufschwung hinterher.

Mit ausgelöst hat die neue Mischfonds-Welle das französische Fondshaus Carmignac. Dessen Mischfonds Patrimoine schnitt auch während der Finanzkrise gut ab. In der Folge strömten Milliarden aus Deutschland Richtung Paris, der Fonds ist 22 Milliarden Euro schwer. Über 20 Jahre schaffte er eine jährliche Rendite von 8,9 Prozent pro Jahr. Deutschlands ältester Mischfonds, der 1950 gegründete Fondra von Allianz Global Investors schaffte im selben Zeitraum im Schnitt pro Jahr 6,5 Prozent. Auch das ist ein passables Ergebnis, aber er bleibt mit 142 Millionen Euro vergleichsweise klein.

Carmignac war forscher im Umgang mit Trends wie Rohstoffen, Schwellenländern und dem Einsatz von Derivaten – und hatte Erfolg. In der aktuellen Hausse aber schwächelte der Fonds – womöglich auch, weil er zu schwerfällig geworden ist, um noch schnell umsteuern zu können. Minus vier Prozent 2011 und vergleichsweise magere sechs Prozent plus 2010 sind fast schon blamabel. Der Mainzer Finanzberater Antonio Sommese, der den Patrimoine vielen Kunden ins Depot gelegt hat, hält trotzdem an ihm fest: "Er wurde Jahrzehnte gut gesteuert, da muss man Schwächephasen verzeihen können."

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