Aktienfonds Die Gratwanderung der Fondsmanager

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Zwischen Superchance und Harakiri bewegte sich auch Heidrun Heutzenröder als Managerin des im Oktober aufgelösten Deutschlandfonds MK Alfakapital. Sechs Prozent des ansonsten unspektakulär mit deutschen Standardwerten bestückten Fonds investierte sie zeitweise in den Nebenwert Magforce Nanotechnologies, dessen Börsenwert binnen drei Jahren von 220 auf 100 Millionen Euro fiel. Offenbar zweifeln viele Anleger an der Tumorbehandlung mit Nanopartikeln.

Viele neue Fonds, die jetzt auf den Markt kommen, geben sich mit dem Aktien- oder Anleiheuniversum gar nicht mehr zufrieden, sondern investieren auch in Derivate. Die Finanzinstrumente machen es möglich, mit niedrigem Kapitaleinsatz hohe Gewinne bei Wetten auf steigende oder fallende Kurse einzufahren. Manager setzen über sie einen Hebel an ihr Kapital und vervielfachen so ihre Gewinnchancen – und auch das Risiko. Die Risikomanager müssen dann mitunter Deals prüfen, die noch deutlich riskanter sind als einzelne Aktienkäufe. Nach der europäischen Richtlinie namens „Ucits III“ aufgelegte Fonds dürfen Derivate nicht mehr nur zur Absicherung von Vermögensanlagen nutzen, sondern auch zur Spekulation.

Gefährliche Derivate

Bei der Kölner Fondsgesellschaft AmpegaGerling geriet 2008 eine Derivate-Strategie außer Kontrolle. Der deutsche Aktienfonds verlor in einem Monat über 60 Prozent an Wert. Das Risikomanagement von AmpegaGerling zog die Reißleine und realisierte Verluste. Weil bei einigen Fonds die Derivate-Verordnung und interne Sicherheitsrichtlinien missachtet wurden, zahlte Gerling 17 Millionen Euro zum Ausgleich, Fondsmanager Thomas Pethofer verlor seinen Job und versucht sich jetzt im Rohstoff-Geschäft.

Wenn Fonds mit überdurchschnittlichen Gewinnen durch Einsatz von Derivaten werben, sollten bei Anlegern die Warnlampen angehen. Fondsmanager Armin Grabowski, bislang aufgefallen durch reißerische Promotion für die Aktie eines kleinen Düngerproduzenten, verspricht für seinen Flexile Fund-Multi Asset „sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten“ Gewinne. Zwölf Prozent Rendite will er schaffen – enorm viel, zumal Grabowski noch keine Expertise als Fondsberater nachgewiesen hat.

Die Macher des Quant.Managed-Futures-Fonds waren sogar mit einem angepeilten Renditeziel von mehr als 20 Prozent auf Kundenfang gegangen. In einer Vergangenheitssimulation haben die zuständigen Berater der Düsseldorfer Quant.Capital Management noch mit 247 Prozent Jahresplus geprahlt. In der harten Realität ist diese Glückssträhne offenbar gerissen: Seit Marktstart verlor der Fonds rund 25 Prozent. Auch hier sollten Finanzinstrumente mit „Hebeleffekt das Ertragspotenzial“ steigern. Ein angekündigtes „diszipliniertes Risikomanagement“ konnte gegen Fehleinschätzungen der Fondslenker wohl nichts ausrichten.

Jeder Fondsmanager kann mal daneben liegen, das sollten Anleger akzeptieren. „Fondsmanagement ist keine exakte Wissenschaft. Es können nicht alle Ideen des Fondsmanagers ein Treffer sein“, sagt Christopher Wolter, der als Analyst bei Feri Euro Rating Services Fondsmanager beurteilt. Es komme nur darauf an, dass die Bilanz des Fondsmanagers positiv bleibe, an einer Stelle auftretende Verluste also durch anderswo erwirtschaftete Gewinne ausgeglichen werden. Bei neu aufgelegten Fonds, die verstärkt Derivate nutzen und womöglich mit ungeübten Fondsmanagern an den Start gehen, können aber schon wenige Anfangsfehler massive Schäden anrichten.

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