Alternative Geldanlage Mit Wein reich werden

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Preisentwicklung von Bordeaux-Spitzenweinen Quelle: vinograph.de

Ungemach droht den Winzern paradoxerweise durch die steigende Qualität der Trauben, die teilweise bei zu hoher Feuchtigkeit mit dem von Hubschraubern erzeugten Luftstrom getrocknet werden. Denn wenn immer mehr Jahrgänge als herausragend bewertet werden, sinkt das Interesse der Käufer an den großen Jahrgängen. Die Weingüter verknappen deshalb ihr Produkt künstlich. Nur wenige Weingüter verkaufen ihre gesamten Vorräte noch auf einen Schlag. Viele nutzen die erste Tranche, um den Markt anzutesten. Die Winzer wollen sich gegen Überraschungen absichern wie 2005: Damals wurden die Weine schon zwei Tage nach Bekanntgabe der Château-Preise von Händlern in aller Welt für das Mehrfache des Einkaufspreises angeboten.

Das größere Risiko eines Wertverlustes trägt allerdings der Käufer: Wird ein Wein über Jahre hinweg schlecht gelagert, verliert er dramatisch an Qualität. Aufkäufer alter Flaschen wie der Stolberger Weinhändler Karl Dörfler achten deshalb auf möglichst lückenlose Historie der Flasche. "Wir begutachten die Keller und verfolgen auch, wann und wo der Wein gehandelt wurde", sagt Dörfler. Dienstleister wie Octavian Vaults in England, Deep Water Bay in Hongkong und seit 2009 Bordeaux City Bond in Bordeaux bieten Investoren fachgerechte Lagerräume an.

Kunden wird es immer geben

Auch in Deutschland bietet ein Weingut im Rheingau unter dem Namen Winebank Mietflächen im Gewölbe an. Mit Zertifikaten über die Lagerung in solchen Depots können die Verkäufer bei Händlern wie Dörfler, die Sammlungen und auch Einzelflaschen aufkaufen, die Qualität der Lagerung belegen. Auch über Auktionshäuser wie Ebay werden Einzelflaschen veräußert. Ob der Wein noch trinkbar ist oder vielleicht eine Fälschung, kann der Käufer bei diesen Internet-Angeboten nur vermuten.

Eine Garantie für stetig steigende Bordeaux-Preise gibt es ohnehin nicht. Dafür mehren sich die Hinweise auf eine bevorstehende Trendwende: Weinhändler Berry Bros. & Rudd konnte von der gehobenen Mittelklasse der Grands Crus im ersten Halbjahr 2011 deutlich weniger absetzen als noch im Jahr zuvor. Weinexperte Simon Staples erwartet dennoch kein baldiges Platzen der Blase: "Die großen Châteaux können verlangen, was sie wollen. Wenn die alten Kunden es nicht mehr kaufen, dann gibt es genügend neue."

Die neugewonnene Klientel in Asien wiederum lernt die Qualität immer mehr zu würdigen. Robert Parker schätzt aber dennoch, "dass das meiste getrunken wird, bevor es seine Höhe erreicht hat". Das ist gut für Anleger, denn jede geöffnete Flasche eines Ausnahmeweins ist eine weniger auf dem Markt. Aber auch die Gäste von Vincent Moissonnier müssen nicht Verzicht üben, für Liebhaber hat er aus früheren Einkäufen noch einen Bestand: "Das ist mein Bordeaux-Tresor."

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