Altersvorsorge Abkassieren mit Fondspolicen

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Grafik: Dynamisierung der Beiträge

Beispiele für unterdurchschnittliche Fonds, die sehr stark von Policen genährt werden, gibt es genug. Der Allianz RCM Interglobal etwa hat seit 2007 jährlich im Schnitt neun Prozent verloren, zwei Drittel des Fondsvermögens zahlten Policenanleger ein. Wer vor zehn Jahren in den Fonds investierte, erzielte im Schnitt ein Minus von 5,2 Prozent pro Jahr oder insgesamt 41 Prozent minus. Der Vergleichsindex für internationale Aktienanlagen, MSCI Welt, verlor dagegen nur rund ein Viertel. Mit einer Investition in eine Bundesanleihe hätten Anleger dagegen inklusive Zinseszins einen Zuwachs von zwei Dritteln erwirtschaftet. Im Vergleich zur Fondspolice hätten sie heute glatt das doppelte Vermögen in der Tasche.

Den Fonds Generali Komfort Dynamik Europa trieben Policengelder der Generali-Kunden auf ein Volumen von aktuell 670 Millionen Euro, obwohl es dem Fondsmanager seit Auflage des Fonds 1999 nicht gelungen ist, den Vergleichsaktienindex MSCI Europa zu schlagen und Feri den Fonds nur als durchschnittlich einstuft.

Doch egal, wie schlecht die Fonds abschneiden: Viele Kunden kümmern sich nach Vertragsabschluss kaum mehr darum, was in ihrer Police steckt. „Ich hatte noch keinen Mandanten, der sich nach Abschluss noch sehr für seine Fonds interessiert hat“, sagt der Kieler Versicherungsberater Holger Ludolf. Insbesondere nach ein paar Jahren, wenn eine höhere Summe im Fondspolicendepot angespart wurde, sollte eine regelmäßige, möglichst jährliche Bestandsaufnahme zum Pflichtprogramm der Versicherten gehören.

Anteil der Fondspolicen sinkt

Wie treu Fondspolicenkunden an den bei Vertragsabschluss gewählten Produkten festhalten, zeigt das Beispiel des FT Frankfurt Effekten. Der Aktienfonds investiert vor allem in deutsche Standardwerte aus dem Dax. Bei einem Gesamtvolumen von 1,9 Milliarden Euro stammten bis Ende 2008 rund 1,2 Milliarden von Kunden der Nürnberger Lebensversicherung. Anleger hielten die Treue, obwohl die Performance über 5, 10 und 20 Jahre schlechter ist als die vom Vergleichsindex Dax. Selbst das Minus von 41 Prozent im Jahr 2008 hat die Fondspolicenkäufer offenbar nicht geschockt. Der Fonds freut sich über kontinuierliche Mittelzuflüsse. Auch in diesem Jahr liegt er mit einem Nettomittelzufluss von 3,4 Millionen Euro gut im Rennen.

Während Anleger, die eine Police besitzen, weiter brav einzahlen und möglichst wenig an deren Zusammensetzung ändern, halten sich Neukunden eher zurück. 2009 schlossen Anleger laut einer Studie der Berater von Towers Watson Fondspolicen mit einem Neuvertragsvolumen von 1,2 Milliarden Euro ab – das ist ein Drittel weniger als im Jahr 2008. So lag der Marktanteil der Fondspolicen im Neugeschäft der Lebensversicherer zur Hoch-Zeit 2008 bei knapp 32 Prozent. Die DWS schätzt den Anteil für 2010 nur noch auf rund 17 Prozent. Die hohen Kursverluste der Fonds in den Jahren 2007 und 2008 verschreckten Anleger.

Doch auch für Ängstliche haben Versicherer und Fondsgesellschaften jetzt eine Lösung parat: Sie ködern Kunden mit sogenannten Garantieprodukten. Mehr als die Hälfte der Beiträge fließt nach Angaben von Towers Watson in Produkte, bei denen bei Vertragsablauf eine bestimmte Summe garantiert wird. Bei der DWS etwa steckt die Hälfte der zwölf Milliarden Euro, die diese für Fondspolicenanleger verwaltet, bereits in Garantiefonds. Die Garantiefonds der Flex-Pension-Palette machen allein 3,6 Milliarden Euro aus. Bei dem Flex-Pension-Konzept sichert das Fondshaus einen einmal erreichten Höchstwert bis zum Laufzeitende des Fonds ab. Dieses Laufzeitende fällt dann üblicherweise mit dem Ende des Versicherungsvertrags zusammen. Fallen die Aktienmärkte, erleidet der Anleger keinen Verlust, solange er den Fonds bis zum Laufzeitende hält.

Vorzeitiger Ausstieg schadet

Genau darin liegt die Krux: Viele Anleger halten – wie Wirtschaftsingenieur Denart – nicht so lange durch, sie steigen vorher aus. In einem solchen Fall bekommen Anleger auch bei den FlexPension-Fonds nur den tagesaktuellen Wert ausgezahlt und nicht den einst erreichten Höchstkurs – und verbuchen oft Verluste.

Garantien gibt es auch nie umsonst – der eingebaute Sicherheitspuffer kostet Rendite. Garantieren Versicherer etwa die eingezahlten Beiträge, schmälert das die Rendite langlaufender Verträge im günstigsten Fall um rund 0,5 Prozent pro Jahr. Je nach Versicherungssumme macht das über die Jahre schnell mehrere Tausend Euro Unterschied. Außerdem habe der Kunde, selbst wenn er seine Beiträge zurückbekommt, „real immer noch einen Verlust in Höhe der Inflationsrate“, sagt Stefan Albers, Präsident des Bundesverbands der Versicherungsberater.

Wer seine Versicherung in den ersten Jahren vorzeitig kündigt, bekommt mitunter nicht einmal sein nach Abzug aller Kosten angespartes Fondsguthaben zurück. So wies Zurich Denart zum 30. November 2008 ein Fondsguthaben von 1928 Euro aus – und nur einen Tag später einen Rückkaufswert von gerade einmal 942 Euro. 986 Euro hätte die Versicherung nach knapp vier Jahren einbehalten.

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