Altersvorsorge Aktiensparen für die Rente

Was tun, wenn die gesetzliche Rente immer weniger wird und vermutlich nicht mehr zum Leben reicht? Privat mit Aktien sparen, rät das bankennahe Deutsche Aktieninstitut – und legt ein neues Konzept vor.

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Auf einer Parkbank im Schlosspark Pillnitz, Sachsen: Immer mehr Menschen müssen privat für ihr Auskommen im Alter sparen. Quelle: dpa

Frankfurt Die gesetzliche Rente schmilzt ab, soviel ist klar angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft hier zu Lande. Auch wenn Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles mit ihrem Haltelinien-Konzept für ein Mindestniveau der Rente wirbt, dürfte es schwerlich gelingen, dass immer weniger Jüngere immer mehr Ältere versorgen können. So kommt der neue Vorschlag des Verbands der börsennotierten Firmen, des Deutschen Aktieninstitutes (DAI), nicht von ungefähr. In einer Studie stellt das DAI fest, dass Aktien sich „ideal eignen“ - um die Lücke zu schließen, die die gesetzliche Rente immer weiter klaffen lässt.

„Aktien sind vor allem für die Altersvorsorge ein ideales Anlageinstrument, weil sie auf lange Frist hohe Renditen abwerfen“, betont Friedrich von Metzler, Chef des Frankfurter Bankhauses Metzler, ein Kooperationspartner der Studie. In der Studie weist das DAI darauf hin, dass Aktien beispielsweise aus dem deutschen Leitindex Dax 30 über eine langen Zeitraum von 30 Jahren und mehr ein durchschnittliche Rendite von knapp zehn Prozent im Jahr erreichen. die von vielen Sparern gefürchteten Kursschwankungen der Papiere nehmen über die Zeit ab.

Während die Aktienrenditen kurzfristig über ein Jahr zwischen plus 100 und minus 60 Prozent schwanken, bewegen sie sich über dreißig Jahre zwischen plus 13 und plus sechs Prozent. Da das Kapital für die Altersvorsorge über viele Jahrzehnte angelegt werde, komme dabei der Vorteil der langfristigen Aktienanlage voll zum Tragen, resümiert von Metzler.

Beim Thema Substanzwertanlage denke der Deutsche allerdings in der Regel an die Immobilie, ist von Metzlers Erfahrung. Doch bei Immobilien werde vielfach falsch gerechnet: Im Gegensatz zur Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen seien Immobilien schwer zu bewerten. Außerdem müsse man laufend investieren, um ein Haus oder eine Wohnung in Stand zu halten. „Viele Immobilien sind nach 30 bis 40 Jahren so veraltet, dass sie abgerissen werden sollten“, sagt der Bankier.

Mit Aktien dagegen lasse sich recht leicht eine Rentenlücke stopfen, erklärt Christine Bortenlänger, Vorstand des DAI. In der Studie gehen die DAI-Experten davon aus, dass das Niveau der gesetzlichen Rente von 51,6 Prozent des letzten Nettoeinkommens eines Rentners im Jahr 2010 bis 2060 auf 41,2 Prozent sinkt. Um nun diese Lücke zu schließen, bräuchte ein deutscher Durchschnittsverdiener vier Prozent Rendite im Jahr auf Sparraten in Höhe von vier Prozent seines Jahres-Bruttoeinkommens, wie die Experten errechnet haben. Der besagte Modell-Deutsche geht dabei in 45 Jahren in den Ruhestand.

„Eine solche Rendite kann in der Niedrigzinsphase nur durch Aktiensparen erzielt werden“, mahnt Bortenlänger. Anleihen guter Bonität werfen aktuell oft weniger als ein Prozent Rendite im Jahr ab. Betrüge die Rendite nur ein Prozent, müsse der Durchschnittsverdiener 45 Jahre lang knapp zehn Prozent seines Bruttoeinkommens allein für die Altersvorsorge zurück legen, um die ermittelte Rentenlücke zu schließen. „Das entspräche der gesamten Sparquote der Deutsche – das ist unrealistisch“, moniert Bortenlänger.

{Bundesregierung soll das Aktiensparen besser fördern.}

Um die Deutschen dazu zu bewegen, mehr in Aktien für ihr Alter vorzusorgen, fordert das DAI die Bundesregierung auf, langfristiges Sparen mit Aktien besser zu fördern: Für Sparformen mit mindestens 60 Prozent Aktien wie gemischte oder Aktienfonds sollte der Staat eine Zulage von 20 Prozent zahlen nach Vorbild der vermögensbildenden Leistungen. Eine Förderung schlägt das DAI vor bis zu vier Prozent des Bruttoeinkommens. Außerdem sollten Erträge von der Abgeltungssteuer befreit werden, wenn ein Sparer die Anlage mindestens zwanzig Jahre hält. Dabei könnte vorgeschrieben werden, dass das Kapital nicht vor dem Rentenbeginn angetastet wird.

Kapitalgarantien machen nach Ansicht von Bortenlänger hier keinen Sinn. Die Wahrscheinlichkeit für Verluste ist nach den Erfahrungen der vergangenen 48 Jahre ab einem Anlagehorizont von 20 Jahren null, wie die Studie ergibt. „Und Kapitalgarantien kosten enorm viel Geld“, betont Bortenlänger. Nach Berechnungen des Betriebswirtschaftsprofessors der Frankfurt School of Finance & Management Olaf Stotz verzichtet ein Sparer, der 42 Jahre lang 100 Euro im Monat einzahlt, auf einen hohen sechsstelligen Betrag, wenn er auf eine Kapitalgarantie zu Rentenbeginn besteht.

Stotz nimmt für seine Berechnung an, dass der zu garantierende Betrag mit einem Zins von einem Prozent pro Jahr verzinst wird, der dann meist kleinere Rest mit einer durchschnittlichen langfristigen Aktienrendite von 7,8 Prozent im Jahr. Wer rein auf einen Aktiensparplan setzt, kommt nach der auf Basis internationaler Aktienrenditen simulierten Rendite auf ein Endvermögen von 509.000 Euro. Wer allerdings eine Kapitalgarantie wünscht, erhält demnach 224 000 Euro, verzichtet also auf satte 285 000 Euro.

Bortenlänger und Kollegen stellen ihr Konzept nun bei Berliner Bundespolitikern vor. Erste Reaktionen gibt es bereits: Vor allem jüngere Abgeordnete verschiedener Parteien reagieren offenbar recht aufgeschlossen.

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