Altersvorsorge für Jüngere „Kann ich es schaffen, mit 40 in Rente zu gehen?“

Altersvorsorge: Auch aus kleinen Beträgen kann über die Jahre eine ordentliche Rente erwachsen Quelle: iStock

Welche Altersvorsorge eignet sich für Berufseinsteiger? Was ist mit Riester, was mit betrieblicher Altersvorsorge? Und kann die Rente mit 40 wirklich gelingen? Die Fragen und Antworten aus dem WiWo-Experten-Call.

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Am 26. September haben sich zahlreiche WiWo-Leser im Rahmen des WiWo-Clubs in einen Expertencall zum Thema Altersvorsorge eingewählt. Dort konnten sie den Finanz-Redakteuren Niklas Hoyer und Kristina Antonia Schäfer eine halbe Stunde lang alle Fragen stellen, die ihnen rund um Rente, Riester, ETF-Sparpläne und Lebensversicherungen unter den Nägeln brannten. Hier finden Sie die Fragen – und Antworten –, die rund um das Thema Altersvorsorge für Jüngere sowie Frührente aufkamen.

„Ich bin 26 und steige jetzt nach dem Studium in den Beruf ein. Wie kann ich fürs Alter vorsorgen?“

Die beste Altersvorsorge sieht je nach Lebensabschnitt anders aus. Wenn ich 20 Jahre alt bin, bin ich vielleicht gerade erst mit der Schule fertig und fange an zu studieren. Ich weiß noch gar nicht, wo die Reise hingeht. Will ich Haus, Partner, Kinder, wenn ja, wie viele? Wenn ich all das noch nicht weiß, ist Flexibilität Trumpf. Das gilt auch in der ersten Orientierungsphase nach dem Studium oder der Ausbildung.

In der Situation kann es sinnvoll sein, mögliche Rücklagen erstmal auf dem Tagesgeldkonto zu parken, auch wenn das kaum Zinsen bringt. Das ist der Preis der Flexibilität. Wer genügend Geld hat, sollte dennoch parallel bereits beginnen, Geld mit einem Indexfonds-Sparplan zurückzulegen.

„Wie lege ich mein Geld an der Börse am besten an?“

Bei einem Indexfonds-Sparplan zahlt man monatlich in Raten ein. Der Indexfonds oder auch ETF bildet dabei einen bestimmten Aktienindex ab, etwa den Dax. Es handelt sich um einen sogenannten passiven Fonds. Es gibt also keinen Manager, der entscheidet, eine bestimmte Aktie zu kaufen. Stattdessen bildet der ETF automatisch die Entwicklung des Aktienpakets ab. Das macht ETFs vergleichsweise günstig, in der Regel liegen die Kosten bei deutlich unter einem Prozent. Als Werbeaktion bieten Direktbanken für einzelne ETFs oft sogar Sparpläne ganz ohne Kaufgebühren an.

„Ist Vorsorge an der Börse nicht zu riskant?“

Viele haben Angst vor Schwankungen an der Börse. Sie denken: Ich will vorsorgen, will also Sicherheit, und das soll ich mit etwas Riskantem tun? Das passt doch nicht zusammen. Doch das stimmt nicht, es passt sehr wohl zusammen. Wenn man Altersvorsorge als das begreift, was es eigentlich ist, nämlich langfristiges Sparen, dann relativieren sich auch viele der Risiken.

Wenn ich mir das Geld später im Ruhestand auch in Raten selber auszahle, habe ich gleich zwei glättende Effekte: Wenn ich monatlich kaufe, gibt es zwar schwankende Kurse. Das heißt aber auch, dass ich für dasselbe Geld mehr Anteile bekomme, wenn die Kurse mal schlechter stehen. In der Auszahlphase habe ich die gleiche Chance: Wenn ich nicht alles auf einmal auszahle, ist es nicht so schlimm, wenn die Kurse zwischendurch einmal schlechter stehen. So kann man flexibel und renditestark vorsorgen.

„Wie soll ich mich zwischen all den ETFs entscheiden?“

Die Devise ist: je einfacher, desto besser. ETFs haben den Vorteil, dass sie sich an einem bestimmten Aktienindex orientieren, es gibt also keinen Manager, der vermeintlich besonders renditestarke Werte aussucht. Das schafft ohnehin kaum jemand längerfristig.

Welche ETFs sind die richtigen? Möglichst welche, die wirklich geringe Kosten haben – denn auch bei ETFs gibt es schwarze Schafe, wo die Kosten dann doch nicht so gering sind. Wichtig ist auch eine breite Streuung, zum Beispiel beim MSCI World, der aber trotz des Namens nur die Industrieländer abdeckt.

Wer es etwas nervenschonender mag, sollte nicht zu 100 Prozent in Aktien gehen, sondern etwa noch Anleihen, Gold oder eben Tagesgeld mit einmischen. Das bringt zwar weniger Rendite, ist aber auch weniger Schwankungen unterworfen.

Für Sparpläne geeignete Indexfonds (ETFs)

„Für wen lohnt sich Riester?“

Viele denken, dass Riester sich per se lohnt. Wenn es Geschenke vom Staat gibt, warum sollte man die nicht annehmen? Doch auch einen Riester-Vertrag muss man sich ganz genau anschauen. Grob runtergebrochen kann man sagen: Wenn jemand ein relativ niedriges Einkommen hat und das absehbar dauerhaft, dann ist Riester tatsächlich interessant. Der zweite Fall ist, wenn jemand mehrere Kinder hat. Auch dann kann sich Riester lohnen, allerdings auch eher für Niedrigverdiener. Bei Gutverdienern wiederum können vor allem Singles vom Steuerfreibetrag profitieren.

Das klingt kompliziert – und ist es leider auch. Viele denken, weil sie Zulagen vom Staat bekommen, sei es auf jeden Fall lukrativ. Ist es aber nicht. Ja, es gibt vom Staat Zulagen: 175 Grundzulage und für jedes Kind nochmal bis zu 300 Euro. Die werden jedoch von einem Steuervorteil abgezogen.

Auch hier kommt es wieder sehr auf den Einzelfall an, aber um es grob zu umreißen: Wenn es blöd läuft, gibt es nur einen Steuerstundungseffekt. Ich muss also jetzt keine Steuern zahlen, dafür aber dann im Alter. Einen Vorteil habe ich nur dann, wenn mein Steuersatz im Alter niedriger ist als jetzt. Das ist zwar oft so, trotzdem kann man das mit Mitte 20 noch nicht sicher wissen. Umso weniger, als wir ja gerade einen Übergang zu einer Besteuerung im Alter haben und die Steuersätze im Alter immer höher werden.

Zudem bleibt die Frage nach der Rendite. Die sollte man genau durchrechnen: Wie viel zahle ich aus eigener Tasche netto für Riester ein und wie viel bekomme ich am Ende bei Riester raus, nachdem ich es versteuert habe? Das Ergebnis ist leider oft ernüchternd, die Renditen in der Regel nicht hoch.

Staatliche Förderung macht aus einer schlechten Altersvorsorge keine gute. Sie kann aber eine gute besser machen, wenn Rendite und Kosten stimmen. Wenn man beispielsweise einen günstigen ETF-Sparplan findet und der dann auch noch Riester-gefördert ist, kann das sinnvoll sein.

„Meine Firma bietet Zuschüsse zur betrieblichen Altersvorsorge an. Sollte ich zugreifen?“

Die betriebliche Altersvorsorge ist kein Zaubermittel. Die meisten Modelle, die angeboten werden, sorgen sehr zinslastig vor. Das Geld wird meist von Lebensversicherern verwaltet, die natürlich auch das Problem der niedrigen Zinsen haben. Immerhin: Die Kosten sind in der Regel geringer als im Lebensversicherungsbereich, weil sehr viele Verträge auf einen Schlag abgeschlossen werden.

Der Arbeitnehmer spart zudem Sozialversicherungsbeiträge, das klingt für viele gut. Ihnen muss aber bewusst sein, dass sie dadurch auch geringere Ansprüche erwerben, beispielsweise in der gesetzlichen Rentenversicherung. Die gesetzliche Rente fällt also dafür später geringer aus.

Unter Renditegesichtspunkten lohnt sich betriebliche Altersvorsorge nur, wenn der Arbeitgeber etwas zuschießt. Die Faustformel ist: Wenn er die Einzahlung des Arbeitnehmers nochmal verdoppelt, ist es wirklich attraktiv. Und das machen manche Arbeitgeber durchaus. Pflicht sind derzeit jedoch nur 15 Prozent Arbeitgeberzuschuss.

„Die Rente mit 40 ist für viele ein Traum. Wie realistisch ist sie wirklich?“

von Niklas Hoyer, Georg Buschmann, Martin Gerth, Dieter Schnaas, Milena Merten

Für die meisten ist es schwierig, die Rente mit 40 umzusetzen, wenn sie keine großen Rücklagen haben. Man bräuchte mit 40 mindestens eine Million Euro an Rücklagen, um sich bis zum Alter von 90 Jahren per Kapitalverzehr etwa 2500 Euro im Monat auszuzahlen. Das ist ambitioniert. Wer mit 20 anfängt und mit 40 aufhören will, müsste jeden Monat fast 4000 Euro zurücklegen. Für die allermeisten Menschen ist das nicht realisierbar.

Andererseits geht es vielen ja gar nicht um den harten Ausstieg mit 40, sondern um finanzielle Unabhängigkeit. Und da ist es ein guter Start, einfach mal anzufangen mit der Altersvorsorge und sich Rücklagen aufzubauen, möglichst renditestark. Auch hier sind ETF-Sparpläne ein gutes Mittel.

Dann kann man zwar nicht mit 40, aber doch mit Mitte 50 nochmal schauen: Wie weit ist man gekommen, was braucht man? Vielleicht hat sich inzwischen auch noch etwas ergeben, etwa eine kleine Erbschaft oder eine größere Abfindung. Dann kann man sich im Detail die Regeln für eine Frührente anschauen: Rechnet sich das? Vielleicht jobbt man noch nebenher oder verändert sich beruflich, sodass man den Beruf nur noch als eine Art Hobby sieht. Wenn das klappt, ist das natürlich klasse.

Hier finden Sie die Fragen und Antworten zum Thema Altersvorsorge für Ältere sowie hier zum Thema Altersvorsorge an der Börse.

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