Altersvorsorge Sofortrenten lohnen sich selten

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Gesetzlich schlägt privat

Ein 63-Jähriger, der heute 100.000 Euro einzahlt, bekommt ab 2017 bei den führenden Anbietern derzeit eine garantierte monatliche Rente von gut 360 Euro. Hinzu kommen die entsprechenden Überschüsse, die die jeweiligen Versicherer zahlen. Die gezahlte Rente kann im Zeitverlauf noch zunehmen, da eine dynamische Variante gewählt wurde. Diese steigt über die Jahre an und soll somit einen Inflationsausgleich liefern. Allerdings rechnet sie sich vor allem bei langem Leben, da die Rentenzahlungen zu Beginn entsprechend niedriger sind. Von diesen Zahlen sollte man sich nicht blenden lassen. Hochgerechnet auf ein Jahr liegt die Auszahlung gerade mal bei etwas mehr als vier Prozent der insgesamt eingezahlten Summe.

Typische Irrtümer von Riester-Sparern

Ist der 63-Jährige etwas vorsichtiger bei der Anlage, wählt er eine Rentengarantiezeit von 15 Jahren. Das gibt zwar Sicherheit, mindert aber die garantierte monatliche Rente jeweils um knapp 10 Euro. Höher als 15 Jahre sollte die Garantiezeit normalerweise sowieso nicht sein, warnt Verbraucherschützerin Weidenbach. Dann drohe das Finanzamt, den Vertrag nicht mehr als Versicherung anzuerkennen, damit wäre auch der steuerliche Vorteil dahin.

Da es sich bei dieser Sofortrente um eine spezielle Form der privaten Rentenversicherung handelt, wird nur der sogenannte Ertragsanteil besteuert. Bei allen, die mit 65 Jahren in Rente gehen, beträgt dieser 18 Prozent. Je 1000 Euro Rente müssen also 180 Euro als Einkommen mit dem individuellen Satz versteuert werden.

Auch wenn das steuerlich attraktiv klingt: Die private Sofortrente lohnt sich nur, wenn ein sehr hohes Alter erreicht wird.  

Gesetzliche Variante

Privatversicherte Selbstständige und Freiberufler haben zurzeit eine bessere und vor allem günstigere Chance auf eine attraktive Sofortrente. Sie können freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Und aufgrund der gesparten Gebühren und staatlicher Zuschüsse schneidet diese Form der Sofortrente laut Experten mittlerweile deutlich besser ab als die Private. Achtung: Diese Möglichkeit besteht nur noch bis Ende dieses Jahres und nur für Sparer, die vor dem 2. September 1950 geboren sind. Auch wer schon im Ruhestand ist, kann noch einzahlen.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Beiträge zur privaten Krankenversicherung werden bei der freiwilligen gesetzlichen Rente mit 7,3 Prozent bezuschusst. Ein weiteres Plus: Die Beiträge zur Rentenkasse sind steuerlich absetzbar. Der jeweilige Anteil erhöht sich stufenweise, bis zum Jahr 2025 sollen Beiträge bis zu einer gewissen Höchstsumme in voller Höhe absetzbar sein, aktuell sind es 80 Prozent.

Auszahlpläne

Auszahlpläne sind eine einfachere Alternative zur Sofortrente. Bei einer Bank wird ein größerer Betrag eingezahlt, es folgen monatliche, verzinste Auszahlungen. Üppig sind die Zinsen allerdings nicht. Wer aktuell 25.000 Euro einzahlt und zehn Jahre Laufzeit wählt, erhält bei der VTB Direktbank monatlich 228 Euro, der Zinssatz liegt bei 1,9 Prozent. Bei vielen Anbietern liegt der Zinssatz allerdings unter einem Prozent. Oft lohnt es sich, auf regionale Banken zu achten. Einen Überblick liefern Online-Rechner.  

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