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Altersvorsorge Sinkende Zinsen in der Lebensversicherung

Angesichts niedriger Renditen bei der Geldanlage, bieten Lebensversicherer auch ihren Kunden nur noch Magerkost. Was die 20 größten Lebensversicherungen 2010 noch bringen.

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Lebensversicherungen - beliebte Altersvorsorge der Deutschen Quelle: mapoli-photo - fotolia.com

Was die Allianz ihren Kunden im Dezember als "überdurchschnittliche Verzinsung" anpreist, ist in Wahrheit eine herbe Schlappe: Erstmals seit sechs Jahren muss der Branchenführer mit rund 17 Prozent Marktanteil seinen Kunden die Überschussbeteiligung ihrer Lebensversicherungen kürzen. Die Allianz-Versicherten bekommen 2010 nur noch 4,3 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr gutgeschrieben.

Die tatsächliche Rendite liegt niedriger, denn die Angaben beziehen sich - wie bei allen Lebensversicherern - nicht auf das vom Kunden eingezahlte Geld, sondern auf den sogenannten Sparanteil. Den errechnen die Versicherer, indem sie erst all ihre Kosten vom Kundenbeitrag abziehen. Nur mit etwa 80 Prozent ihres Beitrags erzielen die Versicherten daher wirklich Rendite - insgesamt dürfte ihre Police bei der Allianz also etwa 3,4 Prozent abwerfen. Obendrauf kommt allenfalls noch ein Schlussüberschussbonus, wenn die Kunden ihre Verträge bis zum Laufzeitende durchhalten, und eine Beteiligung an den Bewertungsreserven des Versicherers. Etwa 0,5 Prozentpunkte macht das bei der Allianz aus.

Keine Besserung in Sicht

Wenn die Allianz im Dezember ihre Verzinsung fürs kommende Jahr bekanntgegeben hat, trauen sich traditionell auch die anderen Lebensversicherer hervor. Weihnachtsgeschenke haben aber auch sie nicht mehr zu vergeben. Im Durchschnitt haben die 20 größten deutschen Lebensversicherer ihre Zinsen für das kommende Jahr gesenkt. Nur knapp können sie die durchschnittliche Verzinsung mit 4,1 Prozent noch über der Vier-Prozent-Marke halten. Im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 0,1 Prozentpunkten. Beim Deutschen Herold, der Württembergischen und der Victoria steht nur eine drei vor dem Komma. Dabei hat die Victoria ihre Zinsen aber - entgegen dem Trend - sogar leicht, um 0,1 Prozentpunkte, erhöht.

Auf eine schnelle Besserung warten die Kunden einer Lebensversicherung vergebens. Da die Kapitalanlagen der Versicherer selbst nur noch mickrige Renditen abwerfen, ist keine Trendwende in Sicht. Rund zwei Drittel ihres Anlagetopfs haben die Versicherer in Anleihen und anderen festverzinslichen Wertpapieren angelegt, darunter vor allem Bankanleihen, Pfandbriefe und Staatspapiere. Die werfen derzeit meist weniger als vier Prozent pro Jahr ab. Daran wird sich mittelfristig nichts ändern: "Aufgrund der konjunkturellen Entwicklung und der expansiven Geldpolitik rechnet Allianz Leben nicht damit, dass die Zinsen in nächster Zeit wieder nachhaltig steigen", heißt es selbst beim Branchenführer.

Keine Besserung in Sicht

Neu ist das nicht, sind die Kapitalanlage-Zinsen doch schon länger auf Tauchstation. Bislang brachten die Versicherer dennoch das Kunststück fertig, den Kunden eine höhere Verzinsung gutzuschreiben, als sie selbst am Finanzmarkt verdienten. Möglich war das vor allem über einen Puffer für schlechte Zeiten, die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB), die der späteren Auszahlung von Überschüssen dienen. Mehr als einige magere Jahre lassen sich so aber nicht kompensieren. Viele Versicherer haben ihre Reserven schon fast aufgezehrt.

Damit dürften die Lebensversicherungen weiter unter Druck geraten. Schon heute halten vier von fünf Sparern eine 30-jährige Versicherungszeit nicht durch, über alle Laufzeiten wird in mehr als die Hälfte aller Verträge nicht komplett eingezahlt. Angesichts sinkender Renditen dürfte die Lust der Sparer auf Lebensversicherungen noch weiter sinken.

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