Altersvorsorge So groß ist Ihre Rentenlücke wirklich

Wer im Alter genügend Geld auf der hohen Kante haben will, muss frühzeitig mit dem Sparen beginnen. Viele Rentner in spe wissen das. Aber wissen sie auch, wie viel Geld sie tatsächlich brauchen werden?

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Vielen Deutschen droht die Altersarmut. Quelle: dpa

Düsseldorf Wie groß die Rentenlücke tatsächlich ausfällt und wie viele davon betroffen sind, darüber streiten sich derzeit die Experten. Sicher ist: Von der staatlichen Rente bleibt kaum etwas übrig und die meisten Vorsorgeprodukte sind unsicher.

Im Auftrag der WirtschaftsWoche hat Christian Lange, Finanzökonom beim Vermögensberater VZ VermögensZentrum, ausgerechnet, was das für konkrete Lebenssituationen bedeutet:

  1. für den Familienvater mit zwei Kindern
  2. die alleinerziehende Teilzeit arbeitende Mutter
  3. den 60-jährigen Angestellten
  4. den gerade fertig studierten Berufseinsteiger.

Alle Betroffenen müssen berücksichtigen, dass die heute festgestellte Versorgungslücke inflationsbedingt noch wächst. Wer später einmal 1800 Euro monatlich zur Verfügung haben möchte, es mit seinen Beiträgen aber bis zum Renteneintritt nur auf eine Rente von 800 Euro bringen wird, dessen Lücke ist nur nach heutigem Stand bereits 1000 Euro groß.

Bei einer Inflation von drei Prozent werden binnen 20 Jahren aus den fehlenden 1000 Euro dann schon 1.806 Euro - und das monatlich.

Fazit: Alle Altersgruppen müssen vor allem schnell gegensteuern und sich um private Vorsorge kümmern.

750 Euro monatlich

Das erste Beispiel in unserer Betrachtung ist ein verheirateter Mann mit zwei Kindern, der mitten im Berufsleben steht. Ihm stehen monatlich 2000 Euro netto für Ausgaben zur Verfügung. Bei einer geschätzten Inflation von zwei Prozent werden aus dem heutigen Ausgabenniveau 3.300 Euro - binnen 22 Jahren. Der Mann kann dann mit einer gesetzlichen Rente von 2000 Euro - und einer Versorgungslücke von 1000 bis 1500 Euro pro Monat - rechnen.

Finanzökonom Lange empfiehlt, bei einer Rentenlücke in Höhe von 1000 Euro bis zum Renteneintritt 300.000 Euro Kapital auf die Seite zu schaffen. Nur so sei die finanzielle Versorgung im Alter ausreichend. Wer beispielsweise 100.000 Euro auf der Hohen Kante hat, kann 35 Jahre lang monatlich 430 Euro beziehungsweise jährlich 5200 Euro abheben, bevor das Kapital restlos verbraucht ist.

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Um diese Summe von 300.000 Euro anzusparen, müsste der Familienvater bei vier Prozent Rendite aufs Anlagekapital monatlich 750 Euro für die private Altersvorsorge weglegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob er diesen Betrag mittels einer Lebensversicherung oder einer anderen Anlageform anspart. Entscheidend ist, dass sein Anlageziel der langfristige Kapitalerhalt ist, so Lange.

Rund 2,7 Millionen Menschen in Deutschland sind alleinerziehend, ein Großteil davon sind Frauen. Wer seine Kinder ohne den anderen Elternteil großzieht, arbeitet in den wenigsten Fällen Vollzeit. Erziehung und 40 Stunden-Woche passen für die meisten Lebenssituationen nicht zusammen. Für unser zweites Rechenbeispiel sind wir deshalb von einer teilzeitarbeitenden, alleinerziehenden Frau mit einem Ausgabenniveau von 1.400 Euro pro Monat ausgegangen.

Was aus 1.000 Euro in zehn Jahren wurde

Bis zum 67. Lebensjahr der Frau, also dem Renteneintrittsalter, ist das Ausgabenniveau bei einer Inflation in Höhe von zwei Prozent auf 2800 Euro pro Monat angestiegen. Die Alleinerziehende bekommt mit 67 Jahren dann vermutlich 1.300 Euro gesetzliche Rente. Hierbei ist berücksichtigt, dass sie das Pensum sukzessive steigert (hier 75 Prozent mit 50 Jahren, 100 Prozent für die letzten Jahre ab 60 Jahre). Für die Kapitalentwicklung hätte das folgende Auswirkungen:

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Um die angenommene Versorgungslücke von 1500 Euro zu schließen, braucht auch die alleinerziehende Mutter laut Finanzökonom Lange Kapital in Höhe von 300.000 Euro. Um auf diesen Betrag zu kommen, muss sie monatlich etwa 300 Euro sparen.

Der Arbeitnehmer, der mit 60 feststellt, dass er eine Versorgungslücke in Höhe von 1400 Euro pro Monat hat, ist sehr spät dran. Die Chance, dieses Loch noch zu stopfen, ist verschwindend gering.

Tagesgeld-Rendite für 10.000 Euro

Ist der Angestellte alleinstehend und gibt monatlich 2500 Euro aus, werden daraus bis zum Renteneintritt in fünf Jahren - bei einer Inflation von zwei Prozent - 2900 Euro monatliches Ausgabenniveau. Wenn der Angestellte in Rente geht, kann er mit einer gesetzlichen Versorgung von 1500 Euro pro Monat rechnen, es klafft also eine monatliche Lücke von 1400 Euro. Um seine Versorgungslücke für die nächsten 25 Jahre zu schließen, benötigt er einen Kapitalstock von 270.000 Euro (ausgehend von vier Prozent Rendite netto auf Spareinlagen und mit der Vorgabe, dass das Kapital ab dem 66. Lebensjahr zur Verfügung stehen soll).

Dieser ist jedoch sehr schwierig zu erreichen, wenn in der Vergangenheit kaum Vermögen gespart wurde. Selbst bei vier Prozent Rendite auf Ersparnisse in Höhe von 35.000 Euro, müsste er in den kommenden fünf Jahren rund 45.000 Euro jährlich ansparen. Dies ist aussichtlos.

Laut Lange bleibt nur eisernes Sparen. Auch sollten sich Arbeitnehmer dieses Alters überlegen, ob sie freiwillig länger arbeiten oder sich in den ersten Jahren des Ruhestandes eines Teilzeitjob suchen.

Tagesgeld-Rendite für 50.000 Euro

Der letzte Prototyp unseres Rechenbeispiels kommt frisch von der Universität und steigt jetzt ins Berufsleben ein. Dementsprechend wenig aussagekräftig sind Annahmen zu seinem heutigen Ausgabenniveau. Das Einkommen unseres Berufseinsteigers wird sich im Laufe der Jahre stark verändern. Gleichzeitig werden mit steigendem Einkommen auch die Lebenshaltungskosten steigen.

Die Millionen-Euro-Frage

Ausgangslage ist, dass 1000 Euro monatlich ausgegeben werden, die im Alter von 67 rund 2200 Euro monatlicher Ausgaben entsprechen. Dann würde der heute junge Akademiker später 2500 Euro gesetzliche Rente bekommen.

Wenn sich unser Prototyp einen Lebensstandard von 3500 Euro (heutige Kaufkraft) leisten will, muss er, die Inflation berücksichtigt, im Alter von 65 schon 7700 Euro ausgeben, um sich die gleichen Wünsche zu erfüllen. Geht man von den für den Berufseinsteiger veranschlagten 1000 Euro Ausgaben jetzt, beziehungsweise 2200 Euro Ausgaben im Alter von 67, aus, hätte er eine Versorgungslücke von 5200 Euro im Monat und müsste mehr als eine Million Euro Kapital aufbauen, um diese Lücke zu schließen.

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Fazit: Auch wenn die abgebildeten Lebenssituationen nur beispielhaft wiedergeben, wie es um die Rentenlücke und das notwendige Sparvolumen bestellt ist, haben sie doch eines gemeinsam: Rasches Handeln in Bezug auf die private Vorsorge ist zwingend notwendig, um einer möglichen Altersarmut zu entgehen. Da aber gerade beim zuletzt dargestellten Berufsanfänger die Einkommensentwicklung noch ungewiss ist, lassen sich keine klaren Sparziele formulieren. Doch auch hier ist klar, dass so früh wie möglich mit der privaten Altersvorsorge begonnen werden sollte. Laut Finanzexperten Christian Lange reichen dabei auch schon kleinere Summen zwischen 50 und 100 Euro monatlich aus.

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