Anlagemoden Die größten Anlageflops

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Fischer zeichnete drei Jahre in Folge Anteile für je 100.000 Mark. „Ich habe das immer brav unterschrieben“, sagt er. Das Steuersparmodell funktionierte zunächst. Das böse Erwachen kam Jahre später. Dr. Görlich ging pleite, Fischer und seine Frau sollen fürs Erste rund 120.000 Euro nachschießen. Weil laut Prospekt alle Gesellschafter „persönlich entsprechend ihrer Beteiligungsquote für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft unbeschränkt“ haften. Sobald die Mieten die Kreditkosten nicht decken, haften die Anleger. Der Filialleiter soll diese Risiken kleingeredet haben, unter anderem eine Anschlussfinanzierung des Landes Berlin in Aussicht gestellt haben. „Das ist ein Fass ohne Boden, die meisten Gesellschafter sind Rentner und können nicht zahlen. Ich hafte für deren Anteil mit. Auf meinem Lebensplan standen dieses Jahr 30.000 Euro Ausschüttung“, stellt Fischer fest. Die Commerzbank wollte sich mit Verweis auf ein laufendes Verfahren nicht äußern.

Was Fischer und andere nach 1990 mit Ostimmobilien erlebten, erfuhren viele Vermögende schon in den Siebzigern. Damals schlossen sich Kapitalanleger zusammen und bauten Eigentumswohnungen. Sie konnten mehr Steuern sparen als Einzelinvestoren. Vermittler boten das Rundum-sorglos-Paket: Bankkredite lieferten sie mit. Mieteinnahmen und Steuervorteile sollten die Immobilien praktisch von selbst finanzieren.

Brüchiges Betongold

Heute wissen es viele besser: Die Berechnungsbeispiele basierten auf dem Spitzensteuersatz, wer weniger verdiente, sparte weniger. Weil die Modelle zunächst gewollt Verluste produzierten, forderten Finanzämter gesparte Steuern zurück, die Anleger hätten mit dem Investment keinen Gewinn erzielen wollen, Liebhaberei also – und damit steuerpflichtig. Leerstände machten zudem vielen einen Strich durch die Rechnung, die – natürlich – auf voll vermietete Objekte kalkuliert war.

Anleger hinterfragten die schöne Kalkulation der Verkäufer kaum. 1980 erreichten die Bauherrenmodelle mit einem Anlagevolumen von 7,5 Milliarden Mark einen Marktanteil von 50 Prozent des Immobilienkapitalanlagemarktes, schreibt die Juristin Tamara Knöpfel.

Aktuell deuten sich bei Abschreibungen auf denkmalgeschützte Immobilien Probleme an: In Leipzig, erzählt Anwalt René Richardt, stehen ganze Straßenzüge unter Denkmalschutz, locken sanierungswillige Anleger mit Steuervorteilen. Die Stadtväter freut’s, das Anlegerkapital fließt reichlich. Doch: „Die Sanierungskosten kann man in den ersten zwölf Jahren absetzen, wer dies langfristig finanziert, für den ist der Steuervorteil weg – Kredit und Immobilie aber nicht“, sagt Richardt. Auch wer auf die von Verkäufern propagierte Wertsteigerung hofft, wird wohl enttäuscht.

Der Durchschnittspreis in Leipzig beträgt in guten Lagen 1850 Euro pro Quadratmeter – denkmalgeschützte Häuser werden für bis zu 3500 Euro verkauft. Um keinen Verlust einzufahren, müssten sich die Preise also verdoppeln, doch „tatsächlich kann man derzeit gar nicht verkaufen, es gibt keinen Markt“, sagt Resch.

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