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Aufregung um Riester-Faktor Rentendeckelungen waren richtig

Die Aufregung um den Riester-Faktor ist übertrieben. Falsch ist nicht der Kampf gegen die Demografie. Problematisch ist die Ernüchterung der Deutschen gegenüber der privaten Altersvorsorge.

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Von der vermeintlichen Aufregung um den Riester-Faktor bleibt bei sachlicher Betrachtung nur nicht besonders viel übrig. Quelle: dpa

Rentner, die heute die "Bild"-Zeitung aufschlugen, dürften sich nicht gerade gefreut haben: "Renten wurden wegen Riester-Faktor zu stark gesenkt" lautete die Schlagzeile. Das Zentralorgan für gepflegten Populismus präsentierte eine neue Studie: Die Rentendämpfung aufgrund des so genannten Riester-Faktors sei zu stark ausgefallen, tatsächlich würde viel weniger geriestert als von der Regierung in ihren Berechnungen angenommen. Ergo: Die private Zusatzvorsorge könne die magere staatliche Rente nicht wie angedacht kompensieren. Skandal!

Von der vermeintlichen Aufregung bleibt bei sachlicher Betrachtung nur nicht besonders viel übrig. Richtig ist: Die gute Idee der Riester-Rente war und ist es, das gesetzliche Versorgungsversprechen, das immer brüchiger wird, zu ergänzen. Genauso richtig ist es, dass diese Verträge in der Praxis viele enttäuscht haben: magere Renditen, hohe Kosten, kompliziertes Kleingedrucktes. Und ja: Der Riester-Faktor dämpft die übliche jährliche Erhöhung der Renten. Das Argument dahinter: Auch die heutigen Rentner sollen einen Teil der demografischen Anpassungslasten in der Rentenversicherung schultern, und nicht nur die gegenwärtigen Arbeitnehmer, die Sozialbeiträge zahlen und noch Geld für Riesterverträge abknapsen.

Riesterrente von A bis Z

Die Aufregung unterstellt aber, dass es so etwas wie einen Automatismus von Riester-Erfolg und Rentendämpfung gäbe. Also einen Effekt nach dem Prinzip "Je mehr die Deutschen privat vorsorgen, desto stärker wird die Rentenanpassung"; oder im Umkehrschluss: "Wenn sie weniger vorsorgen, darf auch die Rente nicht so stark gedämpft werden". Genau eine solche Kopplung, wie sie der Sozialverband VdK heute fordert, gibt es aber nicht.

Überblick: Die Kritik an der Riester-Rente

Es ist also mitnichten so, dass die Bundesregierung oder die Deutsche Rentenversicherung den deutschen Rentnern Geld vorenthalten würde, das ihnen per Gesetzesmathematik zustünde. Richtig ist nur: Bisher zahlen insgesamt zu wenige Deutsche und diese dann auch noch pro Kopf zu geringe Beiträge in die Riester-Vorsorge ein, um das schrumpfende Niveau der gesetzlichen Rente ausgleichen zu können. Viele verzichten somit auch wissentlich auf die staatliche Förderung.

Hier erst ist Kritik an der Politik berechtigt: Dass Riestern bisher alles andere als ein Erfolgsmodell ist, hat nicht nur mit der Niedrigzinspolitik der EZB zu tun. Viele Versicherungen haben mithilfe der lockenden staatlichen Prämien ein schönes Geschäft gemacht und üppig verdient. Die Kunden sind enttäuscht. Bei diesen Rahmenbedingungen könnte die Bundesregierung ansetzen. Alles andere ist Rentenpopulismus.

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