Banken, Schufa und die Bonität Der Kampf gegen den falschen Schufa-Eintrag

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Im Clinch mit der Hausbank

Die Lage für die Druckerei wird jedoch immer dramatischer und sie muss im Juni 2010 Insolvenz anmelden. Für Familie wird es zunehmend schwerer, die Kosten für das Haus zu tragen. Im Jahr 2013 stellen die Eheleute bei einer Direktbank einen Kreditantrag für das Haus über 275.000 Euro. Der Antrag wird abgelehnt, ein Mitarbeiter der Bank gibt den Eheleuten den Hinweis, sich eine Schufa-Auskunft einzuholen.

Als die Auskunftei der Bitte der Eheleute nachkommt, werden diese durch die Angaben negativ überrascht. Aus der Schufa-Auskunft der Frau geht hervor, dass die Bürgschaft für den Kredit bei der Volksbank vor sieben Jahre nicht gelöscht wurde, wie von der Bank kommuniziert.

Die Familie wendet sich daraufhin an das Institut und fordert die Bank auf, den Eintrag zu löschen. Im September 2013 bekommt das Ehepaar ein Schreiben der Bank an die Schufa zugeschickt, in der das Institut die Löschung rückdatiert, vom Jahr 2013 auf das Jahr 2006, beantragt. Zu spät: Die Familie konnte keine Kredite auftreiben und verlor ihr Haus.

Was Sie über die Schufa wissen müssen
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Jetzt schaltet der Unternehmer einen Anwalt ein. Er möchte Schadenersatz. Dafür, dass die Bank der Schufa falsche Angaben machte. Das Problem: Niemand kann beweisen, dass eben genau diese Panne der Hausbank den Score so verschlechterte, dass die Familie keine Kredite mehr bekommen konnte.

Das liegt an der Arbeitsweise der Schufa. Nach Angaben der Auskunftei sind die gemeldeten Unternehmen verpflichtet, die Vertragsinformationen auf dem aktuellem Stand zu halten. Die Schufa habe aber keinen Einblick in die einzelnen Verträge und stehe nicht in einer Prüfungspflicht, erklärt ein Sprecher.

Ohnehin lässt sich nicht nachweisen ob eine falsche Auskunft zu einem schlechteren Score führt. Denn die Schufa hütet ihre Berechnungsformel wie Coca-Cola das Geheimrezept für die braune Brause. Eine Klägerin unterlag zuletzt vor dem Bundesgerichtshof (BGH), als sie von der Schufa wissen wollte, wie ihre Score-Formel aussieht. Der BGH urteilte, dass bei der Schufa gelistete Personen

zwar einen Anspruch darauf haben, alle personenbezogenen Daten zu sehen, die in die Scores der Schufa etwa bei Bonitätsbewertungen bei Krediten einfließen. Die „Score-Formel“ bleibt aber als Geschäftsgeheimnis geschützt (BGH VI ZR 156/13).

Und die Schufa-Scores sind ohnehin nur ein Teil des gesamten Bewertungssystems einer Bank. Jedes Institut bewertet seine Kunden auf Basis seines eigenen Rechnungssystems. Je nach Erfahrung, Risikoneigung und Geschäftsstrategie können die Scores der Geldhäuser für ein und denselben Kunden sehr unterschiedlich ausfallen.

Sind Bankkunden also völlig wehrlos, wenn Banker Fehler machen und die Kreditnehmer mögliche Folgen niemals en Detail beweisen können? Diese Frage möchte der Unternehmer aus dem Rheinland, der seine Existenz verlor, zur Not vor Gericht klären. Denn seine Volksbank lehnt Schadensersatzzahlungen ab: Es bestehe „kein haftungsverpflichtendes Verhalten“ heißt es in dem Schreiben an den ehemaligen Kunden.

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