Der Grund liegt auf der Hand: Versicherer teilen ihre Kunden in Risikogruppen ein – Handwerker etwa haben ein höheres Risiko, berufsunfähig zu werden, als Richter. Die Analysten von Franke und Bornberg haben festgestellt, dass Versicherer ihre Tarife anhand von immer mehr verschiedenen Berufsgruppen kalkulierten. Noch vor wenigen Jahren sei es üblich gewesen, nur zwischen kaufmännischen Berufen und solchen mit körperlicher Tätigkeit zu unterscheiden. Heute gebe es bis zu 24 Berufsgruppen, anhand derer die Versicherten zugeordnet würden. Franke und Bornberg hat für drei verschiedene Risikogruppen und für Studenten die günstigsten Tarife herausgefiltert (siehe Tabelle unten).
Ein höheres Risiko lässt sich jeder Versicherer teurer bezahlen. „Es gibt Berufe, bei denen das Einkommen nicht mehr für die Prämie ausreicht“, kritisiert der Versicherungskenner und Herausgeber des Branchendienstes „map report“, Manfred Poweleit. Umgekehrt liefern sich Versicherer um Arbeitnehmer aus risikofreien Berufen einen erbitterten Preiskampf. „Einige Versicherer wollen neues Geschäft um jeden Preis, in der Folge erwarten wir härtere Bandagen in der Leistungsregulierung“, sagt Geschäftsführer Michael Franke von Franke und Bornberg.
Anfang August entbindet Oliver W. die Allianz von der Schweigepflicht, damit der Versicherer sich zu seinem Fall gegenüber der WirtschaftsWoche äußern kann. Am Tag, nachdem die Allianz die Fragen der Redaktion zum Fall Oliver W. erhalten hat, geht bei seinem Anwalt ein Brief ein. „Wir haben den geltend gemachten Anspruch wegen Berufsunfähigkeit geprüft und möchten Ihnen bereits heute mitteilen, dass wir Berufsunfähigkeit (...) ab dem 01.06.2012 anerkennen.“ Das Gutachten komme, schreibt die Allianz an die Redaktion, „nachvollziehbar zu einer Berufsunfähigkeit größer 50 Prozent“. Über den Antrag will der Versicherer schon am 26. Juli positiv entschieden haben, bevor der Fragenkatalog der WirtschaftsWoche bei ihr eingegangen war.
Versicherer | Tarif | Bruttoprämie in Euro* | Nettoprämie in Euro* |
Niedriges Risiko der Berufsunfähigkeit (zum Beispiel Bankkaufmann) | |||
Gothaer | Berufsunfähigkeitsversicherung Premium mit Familienbonus | 93,5 | 62,6 |
Württembergische | SBU | 99,09 | 76,54 |
Nürnberger | Selbstständige BU nach Tarif SBU2700C | 105,62 | 73,93 |
HanseMerkur | SBU Profi Care | 107,22 | 63,26 |
HDI | SBU EGO | 109,43 | 82,07 |
Barmenia | SoloBU (L3529) | 109,65 | 76,76 |
Alte Leipziger | SBU - SecurAL Tarif BV 10 | 111,75 | 84,93 |
Axa | SBU (BG 1* bis 3-) | 116,54 | 77,5 |
Allianz | BerufsunfähigkeitsPolice Plus (E 356) | 117,33 | 98,56 |
Studenten | |||
Barmenia | SoloBU (L3529) - variable Beiträge Tarif auf ein Jahr kalkuliert; Prämie steigt mit der Zeit; versichert ist eine Tätigkeit entsprechend dem Studienziel | 15,5 | 10,85 |
Allianz | BU-StartPolice Plus (E 356) Tarif mit reduziertem Anfangsbeitrag; keine spezifische Regelung für Studenten | 25,41 | 21,34 |
Dialog | SBU-solution (verminderter Anfangsbeitrag) Tarif auf ein Jahr kalkuliert; Wechseloption in Tarif mit konstantem Beitrag; versichert ist auch, wer im Studium berufsunfähig wird | 26,34 | 18,44 |
HanseMerkur | SBU Profi Care mit Einsteigeroption Tarif mit reduziertem Anfangsbeitrag; keine spezifische Regelung für Studenten | 28,29 | 16,69 |
Mittleres Risiko der Berufsunfähigkeit (zum Beispiel Mechatroniker) | |||
Swiss Life Deutschland | Swiss Life SBU | 166,87 | 111,8 |
Barmenia | SoloBU (L3529) | 167,65 | 117,35 |
Condor | RLV Comfort/Raucher/Nichtraucher (9C01)/Comfort BUZ (D701) | 182,14 | 126,84 |
Gothaer | Berufsunfähigkeitsversicherung Premium | 188,5 | 138,3 |
HanseMerkur | SBU Profi Care | 197 | 100,47 |
HDI | SBU EGO | 205,19 | 153,89 |
Hohes Risiko der Berufsunfähigkeit (zum Beispiel Maler) | |||
Allianz | BerufsunfähigkeitsPolice Plus (E 356) | 279,06 | 234,41 |
Zurich Deutscher Herold | SBU | 287,87 | 210,15 |
Europa | RLV Tarif E-T2 + BUZ-Vorsorge Premium zur Risikoversicherung | 288,38 | 169,82 |
Continentale | BU-Vorsorge Premium | 295,02 | 177,01 |
Barmenia | SoloBU (L3529) | 311,93 | 218,35 |
HDI | SBU EGO | 312,72 | 234,54 |
1500 Euro monatliche Rente (Studenten 1000 Euro), Eintrittsalter 35 (Studenten 23), versichert bis 67; *Beitrag im ersten Jahr; Versicherter zahlt zunächst Nettobeiträge = Bruttobeiträge minus Überschüsse aus niedrigen Schadensquoten und Kapitalanlage, garantiert sind Überschüsse nicht, deshalb auch Bruttobeiträge beachten; Quelle: Franke & Bornberg |