Matthias Helberg ist ein kleiner Versicherungsmakler. Als Vermittler und Berater legt er viel Wert auf seine Unabhängigkeit. Bereits seit Jahren kämpft er verbissen gegen die Zeitschrift Finanztest, einen wahren Goliath im Versicherungswesen. Denn das Urteil der Berliner gilt etwas beim Verbraucher und auch in der Branche.
Bisher war Helbergs einsamer Kampf gegen die Tester jedoch weitgehend verpufft. Doch nun ist ihm ein Coup gelungen. Denn der Ableger der Stiftung Warentest hat einen Test veröffentlicht, mit dem die Zeitschrift mächtig an Ansehen verloren hat – jedenfalls bei Leuten, die sich auskennen. Wie Versicherungsmakler Helberg. Und das sprach sich dieses Mal viel schneller herum als früher – dank des Internets.
„Sehr gut bei Berufsunfähigkeit“, lautete die Überschrift des Textes, mit der das ganze Heft präsentiert wird. Von 75 geprüften Angeboten erhielten überraschend viele die beste Note: insgesamt 58, also rund drei Viertel. Ein paar waren bloß „gut“ und ganze sechs „befriedigend“. Eine tolle Branche mit erstklassigen Produkten, mag da der Laie denken.
Die Hauptgründe für eine Berufsunfähigkeit
Die Mehrheit, nämlich 28,67 Prozent, wird wegen psychischer Erkrankungen wie Burnout berufsunfähig.
(Angaben mit Stand April 2013)
Auf Platz zwei der Erkrankungen, die die Deutschen vorzeitig aus dem Berufsleben wirft, sind Erkrankungen des Skeletts und der Muskulatur. Mehr als 22 Prozent können wegen "Rücken" nicht mehr in ihrem Beruf oder auch gar nicht mehr arbeiten.
15,51 Prozent nehmen ihre Berufsunfähigkeitsversicherung wegen nicht näher kategorisierter Krankheiten in Anspruch.
Krebs und andere bösartige Geschwüre sind bei gut 15 Prozent der Grund für eine Berufsunfähigkeit.
Bei gut zehn Prozent sind Unfälle beziehungsweise deren Spätfolgen dafür verantwortlich, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können.
Bei fast acht Prozent aller Deutschen, die im letzten Jahr berufsunfähig wurden, spielten Erkrankungen von Herz und Gefäßen eine Rolle.
Weit gefehlt, sagt Helberg. „Unter den sehr guten Anbietern sollten sich Kunden den für sie günstigsten heraussuchen. Wie bitte sollen Verbraucher das hinbekommen, wenn die Bewertungsmaßstäbe selber unvollständig, lückenhaft, gar dilettantisch zu bezeichnen sind und mal eben in einem Rutsch drei von vier getesteten Tarifen eine Bestbewertung wie SEHR GUT bekommen?“
Mit solchen Anmerkungen war Helberg der Ausgangspunkt für eine Kritikwelle von Experten in sozialen Netzwerken, wie sie die renommierte Zeitschrift Finanztest bisher noch nicht erlebt hat.
Ein Grund für diesen ungewöhnlichen Sturm: Es geht hier nicht nur um einen Test, der besser gemacht werden könnte.
Im Fokus stand ausgerechnet zum 1. Juli zusätzlich das neue Siegel-System von Finanztest: Statt wenigen hundert Euro verlangt die Stiftung Warentest nun mehrere tausend Euro von den Versicherern, die ihren Namen für Werbezwecke nutzen wollen. Finanztest wehrte sich, fand aber nur wenige Helfer im Netz. Die Debatte, die eine ganze Branche bewegt.